Nagel

Sophie_Nagel

Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013

Nagel

Größe: 15 × 68 × 15
Material: Eisen
Fundort: Leipzig, Zentrum 
Funddatum: 16. Mai 2013

Die tragende Rolle eines Nagels: Bekanntmachungen wurden früher an öffentlichen Stellen für die Bürger angeschlagen. Dieser Nagel trug nicht nur das Gewicht des Papiers, sondern auch einen wichtigen Inhalt.
So auch zu Zeiten von Victor Prendel, der nach der Völkerschlacht als Stadtkommandant in Leipzig eingesetzt wurde. Der Jubel über die gewonnene Schlacht wurde getrübt mit der Angst vor Epidemien und Chaos. Als Stadtkommandant stand Prendel vor der schweren Aufgabe die öffentliche Ordnung nach dem Krieg in Leipzig wieder herzustellen. Es galt die katastrophalen hygienischen Verhältnisse zu verbessern, die Versorgung mit dem Notwendigsten zu sichern und militärische Angelegenheiten zu organisieren.
Zehn Tage nach dem Ende der Schlacht machte er bekannt:

Bekanntmachung
Bekanntmachung vom 29. Oktober 1813

»Die Unreinlichkeit in denen Straßen und auf denen Plätzen will noch nicht abnehmen. Die Misthaufen liegen aller Orten herum. Ich frage nicht um die Ursache, sondern, vor welchem Hause sich nach 24 Stunden eine Unreinlichkeit finden wird, bezahlt der Haus-Eigenthümer in die Spitals-Kasse 10 Thaler Courant, und der Herr Polizei-Präsident bleibt für die Ausführung verantwortlich.«

Die Verbreitung von Krankheiten musste unterbunden werden, denn die Furcht vor Seuchen war groß. Deshalb forderte Victor Prendel am 29. Oktober 1813 in einer Bekanntmachung:
»[…]die Bewohner Leipzigs dringend auf, an die Sache ernstliche Hand anzulegen, damit sowohl todte Menschen als auch crepirte Pferde schleunigst unter die Erde gebracht werden, und mich nicht zu zwingen, jene strengen Maßregeln zu ergreifen, welche mir von höheren Orten eingeräumt worden sind. Bei dieser Gelegenheit werden mir die Bewohner Leipzigs Beweise von dem guten Willen geben, daß sie für ihre eigene Gesunderhaltung besorgt sind.«


Stadtkommandant Victor Prendel

Im Sommer 1814 kehrten die russischen Truppen nach der Verfolgung Napoleons aus Frankreich zurück und machten Rast in Leipzig. Mit dieser Bekanntmachung bereitete Victor Prendel die Bürgerschaft auf die bevorstehenden schweren Tage vor:
»Leipziger! heute und fünf folgende Tage werdet ihr starke Einquartierung erhalten. Ich erinnere euch, es sind jene braven Russen, welche euch alte Freiheit und wiedergekehrte Ruhe erfochten haben. Bedenkt, welchen Gefahren sie ausgesetzt waren, welche Fatiguen sie ausstehen mußten! Nehmt sie als eure wahren Freunde, welche sie wirklich sind, gut auf, beweist, daß ihr, jeder nach Möglichkeit, seinen Dank beweisen wollt. Der das Armeecorps commandirende Herr General Graf Orurgk ist euch wegen seiner erwiesenen Tapferkeit bekannt, er wird euch auch beweisen, daß er von seinen Untergebenen geliebt wird, und auf diesen Grund die friedlichen, braven Krieger in der vollkommensten Ordnung durch alle Länder führt. Leipziger! Eure Gesinnungen, eure Beweise waren bis nun zu meiner Zufriedenheit, ich hoffe daher, diese auch für die Zukunft zu erwarten!«

Prendel kümmerte sich in der schwierigen Zeit nach der Völkerschlacht mit Strenge und väterlicher Fürsorge um das Wohlergehen Leipzigs.
Solch ein Nagel aus Eisen, gefunden im Zentrum Leipzigs, übernahm eine wichtige Rolle in der damaligen Kommunikation: Durch diese Aushänge war es möglich, die Informationen schnell zu verbreiten.

Literatur- und Quellenverzeichnis
Hans-Ullrich Thamer: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon. München: Verlag C.H.Beck 2013
Günter Latsch: Victor Prendel. Ein Original aus der Zeit der Befreiungskriege. Leipzigs Stadtkommandant 1813/1814. Leipzig: 1987

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Autorin
Sophie Thierfelder

Fotos
Sophie Thierfelder
Wikimedia: Victor Prendel

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