Radnabe

Artefakte moderner Archäologie

Artefakt Radnabe

60 x 60 x 80 mm
Stahl
Fundort: Dresden
gefunden am 16.04.2011

Das Kasernengelände Albertstadt/ Stauffenbergallee in Dresden scheint ein Ort für Abenteurer und Entdecker zu sein. Diese Erzählung spricht über das Verlorengehen des Charmes und wie am Ende doch ein wenig Potential zum Träumen gefunden wurde. 

Erlebnisbericht Stauffenbergallee

Schon lange denke ich über eine Erkundungstour durch die ehemaligen Kasernen  der  Albertstadt, ein Stadtteil Dresdens, nach. Etwa 100 Jahre befand sich das Gebiet unter ständiger militärischer Nutzung. Seit Mitte der 90iger Jahre wird die Albertstadt renoviert (vgl. Alberstadt), was den Abriss, den Umbau und die Umfunktionierung der alten Gebäude zur Folge hat. Gern möchte ich mir einen ursprünglichen Eindruck von den Gebäuden, in denen so viel passiert ist, verschaffen.

Doch bevor der Ausflug beginnt informiere ich mich noch einmal über die Kasernengebäude. Bald ist klar, dass es höchste Eisenbahn wird das Vorhaben zu realisieren. Denn viel ist von der von mir gesuchten Ursprünglichkeit nicht mehr erhalten. Wohnungs-, Büro- oder Verwaltungsgebäude und eine Polizeidirektion befinden sich nun dort (vgl. Stauffenbergallee). Aber die König-Georg-Kaserne, die 1900 erbaut wurde, ist noch nicht renoviert (vgl. Stauffenbergallee).  Ich beschließe dorthin zu fahren. Auf dem Weg wird mir klar, dass ich ein wenig vorsichtig sein muss, denn nebenan befindet sich die Polizeidirektion. Man möchte ja nicht erwischt werden.
Angekommen, stelle ich fest, dass mir der Einstieg erleichtert wird, denn es befindet sich ein großes Loch im Maschendrahtzaun. Also bin ich nicht die Erste, die dem Ruf der alten Gebäude folgt! Ich klettere hindurch, nicht ohne mich vorher umgeschaut zu haben, ob mich jemand sehen kann.
Zuerst begebe ich mich auf eine Erkundungstour des Areals. Ich entdecke ein altes Gewächshaus, eine Art Garagengebäude und das Hauptkasernenhaus. Leider kommt man in das Haupthaus nicht rein, denn auch hier beginnen erste Baumaßnahmen. Gut befestigte Bauzäune versperren den Weg. Schade, ich habe wohl doch zu lange von dem Ausflug geträumt!


Abb.2 Garage, Foto: Christian Steinborn

Das Garagengebäude zieht mich an, denn dort hinein zu kommen wird nicht schwer sein. Die Türen stehen offen. Ich beginne an der einen Seite des Gebäudes und arbeite mich auf die andere Seite. Dabei begegnen mir Räume in denen Glasscherben liegen, die Decke schon eingestürzt ist oder einfach leere Räume, die mir nichts sagen. Mir fällt auf, dass an den Raumenden Steintröge stehen. Erinnert an einen Pferdestall. Ob die Garage ein Stall gewesen sein könnte? Möglich!
Ich stöbere weiter und gelange nun endlich in einen Raum, der mich zum Träumen anregt. Ein Raum der Lebendigkeit und gleichzeitig Verlassenheit ausstrahlt. Überall auf dem Boden liegen alte Dosen, Glasflaschen, Autoreifen oder auch Fahrradzubehör.


Abb.3 alte Reifen, Foto: Christian Steinborn

Beim näheren Hinsehen bemerke ich, dass es sich um Lackfarben aus DDR-Zeiten handelt. In meiner Gedankenwelt entsteht das Bild einer illegalen Werkstatt, da das Gebäude verfallen ist und seit etwa 20 Jahren nicht mehr genutzt wird (vgl. Stauffenbergallee). Oder sind es nur die Überreste der letzten Bewohner dieser Kaserne (vermutlich Soldaten der Sowjetarmee)? Vielleicht haben sich diese eine Fahrradwerkstatt eingerichtet? Aber warum liegt dann alles so auf dem Boden verstreut? Ein schnell verlassener Ort?
Die Idee der illegalen Werkstatt gefällt mir gut. Sie ist aufregender!

Ich möchte ein Erinnerungsstück von meinem Ausflug in die König-Georg-Kaserne mitnehmen. Nicht nur ein Foto, sondern einen realen Gegenstand, den ich berühren kann. Ich glaube, die Erinnerung verblasst dadurch weniger schnell. Natürlich muss es ein Gegenstand meines Lieblingsraumes sein. Langsam durchschreite ich den Raum, solange bis mein Blick auf einem etwas rundlichem und glänzenden Gegenstand hängen bleibt.


Abb.4 Radnabe in der Garage, Foto: Christian Steinborn

Ich hebe ihn auf und befreie ihn notdürftig vom Staub und anderen Unreinheiten. Er gefällt mir! Vermutlich ist es ein Teil vom Fahrrad. Aber was genau, ist mir unklar. Trotzdem nehme ich es mit. Zu Hause wasche ich den Gegenstand unter dem Wasserhahn ab. Dabei bemerke ich das aufgeprägte Logo. Ich mache den Computer an und gebe in die Suchmaschine „RENAK“ ein. Ich finde heraus, dass „RENAK“ (vgl. Renak)  seit 1942/43 ein Unternehmen in Reichenbach/ Vogtland ist und Fahrradzubehör, sogar bis heute, herstellt. Mein Fundstück ist eine alte gebrauchte Rücktrittnabe.


Abb.5 Radnabe mit Logo, Foto: Konstanze Heymannn

Die vermutlich in der Zeit zwischen 1961 und 1970 produziert wurde. Das ist erkennbar am aufgeprägten Logo der gefundenen Rücktrittnabe (vgl. Radnabe).

Bald darauf fahre ich mit dem Fahrrad in die Universität. Auf dem Weg fällt mir das Erinnerungsstück ein. Da ich auf einem alten Diamantrad sitze halte ich an und schaue mir die Rücktrittnabe des Fahrrads an. Ich freue mich, denn es ist auch eine Nabe von „RENAK“. So eine wie meine. Allerdings ein neueres Model aus dem Jahre 1982 und mit „IFA“ gekennzeichnet (vgl. Radnabe).


Abb.6 Fahrrad, Foto: Konstanze Heymann

Quellen

http://www.dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Albertstadt/Strassen_Albertstadt/Stauffenbergallee/stauffenbergallee.html, zuletzt überprüft am 16.04.20112)

http://www.dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Albertstadt/albertstadt.html, zuletzt überprüft am 16.04.2011

http://de.wikipedia.org/wiki/Albertstadt, zuletzt überprüft am 16.04.2011

http://renak.de/wordpress/uber-uns/, zuletzt überprüft am 16.04.2011

http://ddr-fahrradwiki.bplaced.net/index.php?title=Renak, zuletzt überprüft am 16.04.2011

http://ddr-fahrradwiki.bplaced.net/index.php?title=Naben, zuletzt überprüft am 16.04.2011

Download Objektbeschreibung

Autor
Konstanze Heymann

Fotos
Konstanze Heymann
(Abb. 1,5,6)
Christian Steinborn (Abb. 2,3,4)