USB–Stick 256MB

Artefakte moderner Archäologie, Foto: Claudia Schädlich

USB–Stick 256MB
13x57x4 mm
Glasfaser, Epoxidharz und Silizium
Fundort: Auerbach/Vogtl.
gefunden am 06. Dezember 2002

Längst wurde im Bereich der Flashspeichertechnologie die Gigabytegrenze durchbrochen. Heute kostet ein USBStick mit 16GB gerademal 20€. Das ausgestellte Exemplar ist 9 Jahre alt und hat ein für damalige Zeiten großes Speichervolumen von 256MB.

Lustig, lustig, trallerallala! Heut ist Nikolausabend da…ein ganz besonderer Fundort.

Wir schreiben den 06. Dezember 2002. Die Schuhe wurden am Vorabend blank geputzt vor die Tür gestellt in freudiger Erwartung darauf, was der Nikolaus dieses Jahr in die Schuhe stecken wird. Sicherlich wird der obligatorische Schokoladenweihnachtsmann nicht fehlen, doch gab es die letzten Jahre immer wieder auch etwas,  was die Weihnachtsferien überdauern wird, weil es nicht in einem Anfall von Heißhunger verschlungen werden kann. An diesem Nikolaus ist es ein neuartiger Speicherstick, den jetzt alle zu haben scheinen, der den Schuh ausfüllt. USB–Stick  sagen die Leute dazu und seit dem letzten Jahr gehört dieser nun schon zum guten Ton, um seine Daten zu transportieren.

Das im Schuh befindliche Modell hat eine für seine Zeit beachtliche Speichergröße von 256MB. Dazu sind zwei Flashmodule á 128MB notwendig, die an beiden Seiten des Sticks auf die Platine aufgelötet sind.  256MB zum ständigen speichern und wieder löschen – das sind 127500 vollbeschriebene Seiten. Eine gewaltige Anzahl – stelle man sich nur die Bücher vor, welche man anstelle des USB–Sticks in seiner Tasche mit sich herumtragen würde. Auf eine herkömmliche 3,5‘‘–Diskette kann man im Vergleich nur 1,44MB speichern – und somit „nur“ 720 Seiten.

Das Artefakt in mehreren Ansichten Foto: Claudia Schädlich

Seit 2002 nun hat dieser Stick eine Menge verschiedener USB–Ports gesehen und einige Kilometer an Wegstrecke dabei hinter sich gebracht. Häufig war er dabei Träger verschiedenster, während des Abiturs zu erledigender Hausaufgaben, aber auch Familienfotos, Bewerbungsschreiben und selbstprogrammierte Anwendungen füllten das Speichervolumen. Immer wieder erreichte man dabei die Grenzen des Volumens und war angewiesen mehrere Dateien wieder zu löschen. Tägliche Anwendungen und nicht immer pflegliches Verhalten haben ihre Spuren hinterlassen, was der USB–Stick durch Verlust seiner Schutzhülle bezahlte.

Im Durchschnitt und abhängig vom Hersteller können 10.000 – 100.000 Löschzyklen auf einem Stick durchgeführt werden, bevor sich die Oxidationsschicht, die die Grenze zwischen Löchern und Elektronen bildet und damit die Voraussetzung zur Darstellung von Ladung und Null-Ladung, auflöst. Jetzt im Jahre 2011 funktioniert der Stick bis auf sein begrenztes Speichervolumen und seine fehlende Schutzhülle tadellos, doch weiß man nicht, wie viele Löschzyklen ihm noch vergönnt sind, bevor er nur noch ein Relikt aus Glasfaser, Epoxidharz und Silizium und eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten darstellt.

Eine kleine Reise durch die Geschichte der Datenspeicher.
Von Diskette bis zum USB–Stick.

Ein Datenspeicher für elektronische Geräte hat, wie der Name ja schon sagt, die Funktion der Speicherung von Informationen bzw. Daten. Dabei unterscheidet man in der technischen Speicherung die fotografische, also die Speicherung durch Lichtbilder, die magnetische, die mechanische und die elektronische Speicherung.

Die verschiedenen Datenspeicher: Diskette, CD, USB–Stick (Foto: Stefan Kühn)

Die Diskette als bekanntester magnetischer Speicher hat eine flexible magnetisierende Kunststoffscheibe. Sie kam erstmals 1969 auf den Markt und wurde von Alan Shugart entwickelt. Mit einer durchschnittlichen Kapazität 1,44MB und einer Speicherdauer von ca. 5 Jahren, da sich mit der Zeit die Scheibe entmagnetisiert, wird deutlich, dass diese Speichermedium nicht auf Dauer eine Lösung sein kann. Seit Ende der 90er Jahre haben die Computerfirmen teilweise auch aufgehört, Diskettenlaufwerke in die Computer einzubauen.

Der Nachfolger ist die Compact Disc, kurz CD, die 1982 auf dem Markt eingeführt wurde. Dieser mechanische Datenspeicher, der Daten durch physische Vertiefungen und Erhöhungen auf der Aluminiumbedampfung der im Durchmesser 12cm großen Kunststoffplatte speichert, wird durch eine optische Abtastung meist mittels Laser gelesen. Bis zu 900MB ist die Speicherkapazität der am meisten verbreiteten CD-R, die man nur einmal beschreiben kann. Mehrmalig beschreibbar ist die CD-RW (rewriteable), die aber aufgrund vieler Einschränkungen, wie etwa Geschwindigkeit, Datensicherheit und Speicherkapazität sich nicht sehr durchgesetzt hat. Nachteile der CD sind neben der Größe die Anfälligkeit durch Kratzer, Wärme oder Kälte, die die Oberfläche oder das Material zerstören und die Daten zerstören.

Der USB–Stick wurde Ende der 1990er Jahre durch den israelischen Ingenieur Dov Moran mit seiner Firma M-Systems entwickelt. Die Innovation bestand damals darin, die Flash–Speichertechnologie mit der USB–Übertragungstechnologie zu kombinieren. In diesem Moment erkannte er den Nutzen eines Speichermediums, das klein und unempfindlich ist und sich an jeden Computer anschließen lässt. Da ebenfalls Ende der 1990er Jahre die Firma Intel den „Universal Serial Bus“ zum Anschluss von Peripheriegeräten an den Computer in den Markt einführte, entschied sich Moran dafür, auf diese einheitliche Schnittstelle zu setzen. Im Jahr 2000 war es dann soweit: trotz negativer Marktanalyse (zu teuer, zu umständlich, chancenlos gegen Disketten und CDs) wurden die ersten USB–Sticks unter dem Namen „DiskOnKey“ auf den Markt geworfen. Bei der Größe eines Schweizer Armeemessers brachten sie es auf 8MB Speicherplatz und kosteten rund 50 Dollar. Der Einführung der USB–Sticks folgte ein rasanter Siegeszug. Die jährlichen Verkaufszahlen von USB–Sticks liegen mittlerweile bei ca. 120 Millionen, bei einer Speicherkapazität von bis zu 256GB.

Das Ende ist nicht absehbar.

Seit der Erfindung der ersten Computer in den 40er Jahren sind in bahnbrechender Geschwindigkeit immer neuere Technologien für Hard- und Software entwickelt worden. So hatte der erste Digitalrechner „Zuse Z3“ (1941) von Konrad Zuse noch einen Speicher, der aus 64 Worten à 22 Bit bestand und somit 176Byte zur Verfügung stellte. Heute (Stand 2011) haben Heimrechner bereits die TByte Grenze gesprängt und wir tragen ein Vielfaches der 176Byte als transportable Speicher mit uns herum. Dabei macht sich bemerkbar, dass immer mehr Speicher immer weniger Platz bedarf. Schon die nahe Zukunft wird wieder Neues bringen.

Quellen
Geschichte und Technik des USB–Sticks
Wikipedia: Diskette, CD, CD–RW
Zuse Z3
Alle Internetseiten letzter Aufruf: 26.05.2011

weitere Links
Was Sie über USB–Sticks wissen sollten. Verschiedenen Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten
Überblick über Datenspeicher

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Autor
Claudia Schädlich

Artefakte moderner Archäologie