Zündkerze

Neustädter Fundstücke

Zündkerze

Größe: 20 x 20 x 70 mm
Material: Porzellan, Eisen
Mariannenstraße 66
gefunden am 23. Oktober 2011

 

Dieses Prachtexemplar einer Zündkerze der Marke „Isolator“ gelangte unter dubiosesten Umständen in meinen Besitz. Eines Abends, in der Karnevalszeit, war ich zu Besuch bei einem, mir bis dahin unbekannten, Typen der es sich nicht grad leicht machte.

Ich kannte da mal so einen Typen, ziemlich groß und sein Style war mindestens so heruntergekommen wie seine Bude in der Mariannenstraße 66, nur war sie im Gegensatz zu ihm recht klein.
Er brauchte nicht viel, so lag überall im Raum kleineres Zeug herum und im Zentrum von diesem Chaos lag seine Matratze. Allein lebte er nicht, das konnte man an dem weiblichen Schliff in der Wohnung erkennen. Denn die Topfpflanzen wären wahrscheinlich in wenigen Tagen verdorrt und abgefackelt worden.
Und so saß ich dort mit ein paar Freunden und diesem Typen, redeten über Gott, den er nach dem buddhistischen Glauben liebte, und die wunderbare Welt, die seiner Meinung nach eingeäschert werden sollte.
Meine Blicke wanderten während dieser Gespräche, des öfteren über das umliegende Sammelsorium. Zum einen war ich oft verwundert, zum anderen leicht angeekelt. Nur einen Karton mit diversen Autoerzatzteilen konnte ich mir nicht erklären.
„Hast du n Auto?“
„Man weiß ja nie!“ entgegnete er mir.
War ja eigentlich auch egal warum der Mist da stand, wird schon seine Richtigkeit gehabt haben.
Der Typ war mir sowieso unklar!
Jedenfalls war der Umstand dieses Besuches ein nicht ganz so fröhlicher gewesen.
Er war vor ein paar Monaten mit so einer Kleinen zusammen gezogen, die er auf ner Party kennen gelernt hatte.
Blöd nur, das sie noch mit ihrem Macker zusammen war. Der saß aber grad im Knast wegen 2 kg Methamphetamin weil er sich ein wenig dumm angestellt hat! Und dann haben sie ihn geschnappt.
Sicherlich hat sie ihn auf der Party mal ran gelassen, soll ja vorkommen so was, und dann hat der Arme sich verliebt und wohnte nun mit ihr zusammen.
Scheiß Geschichte wenn ihr mich fragt. Aber so sind die Weiber halt.
Ich weiß nicht ob er das Anfangs gewusst hat, aber er hat es ihr dann schon übel genommen, als dann seine falschen Hoffnungen auf rabiate Art und Weise zerstört wurden.
Das sorgte selbstverständlich für eine angespannte Wohnsituation. Der Typ und die Kleine wechselten kaum ein Wort und liefen ohne ein „Guten Morgen“ aneinander vorbei. Darauffolgend ertränkte er sich in einem Cocktail aus Selbstmitleid, billigem Wein und bewusstseinserweiternden Drogen. Sicherlich nicht die beste Möglichkeit um mit seinen inneren Befindlichkeiten fertig zu werden. Aber da sollte ich mal ganz still sein, den Fehler muss wohl jeder selber machen.
Das schlimmste war ja noch, dass die Straße in der er wohnte genau so hieß wie sie. Marianne, aus Stralsund war mir auf jeden Fall bekannt, denn auch ich hatte sie mal auf einer Party kennen lernen dürfen, ich bin allerdings nicht  mit ihr zusammengezogen. Und wie es der Zufall wollte war es genau so eine Art Veranstaltung auf der wir, nach einer Weile, an diesem Abend, auf dem Weg waren.
So raffte sich die träge Meute auf, steuerte in den Flur und zog sich die Schuhe an.
Ich selbst stand auch auf und die Kiste mit Autoteilen stand mir im Weg und kippte aus. Das hat dann, Gott sei Dank, niemanden weiter interessiert. Nur mich störte es, ich hätte mir schließlich bald den Hals gebrochen!
Ich hob, nicht besonders liebevoll, die Schachtel auf und steckte mir eine Zündkerze in die Tasche. Warum? Man weiß ja nie!

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