Besiedlung des Mars. Die NASA entdeckt erdähnliche Planeten. Tourismus auf dem Mond. Das sind alles Schlagzeilen, die es heute noch gibt, in 100 Jahren aber vielleicht nicht mehr geben wird. Warum nicht? Weil wir den Weltraum rund um unseren Planeten Stück für Stück zumüllen. Ist ja kein Problem? Das sieht man ja nicht, also wen kümmert’s? Nun ja, so ziemlich uns alle.
Denn bereits die kleinsten Schrottteile fliegen mit einer Geschwindigkeit von 50 000 km/h Stunde durch das All. Das entspricht etwa der Energie einer explodierenden Handgranate. Und wenn eines der 29 000 Teile, die größer sind als 10 cm, mit dieser Geschwindigkeit auf einen Satelliten trifft – Kawumm! Dann war’s das erst mal mit Navigation, Wettervorhersage und Fernsehen schauen.
Von der NASA gibt es zwar ein Überwachungssystem, das 22 000 Schrottteile ständig überwacht, jedoch ist die Technik nur in der Lage, Teile zu tracken, welche größer als 10 cm sind. Es wird vermutet, dass ca. 166 Millionen Teilchen kleiner als 1 cm sind, und diese sind ebenfalls gefährlich.
Zu solchen „tödlichen“ Zusammenstößen kam es im Jahr 2009 als ein aktiver amerikanischer Satellit mit einem ausgedienten russischen Flugkörper zusammenstieß. Es enstanden mehrere tausend Einzelteile. Zwei Jahre zuvor hatten die Chinesen bereits bei einem Testversuch einen ausgedienten Wettersatelliten zerschossen. Ebenfalls Schrottproduktion.
Vergleichsweise glimpflich verlief der Zusammenstoß eines 1 cm großen Metallstücks mit dem Erbeobachtungssatelliten Sentinel A1 im letzten Jahr. Es traf eines der Solarpanele und hinterließ dort eine Delle mit einem Durchmesser von 40 cm.
Zukünftig geplante bemannte Raumfahrten könnten wegen ebendieser Gefahren im nächsten Jahrhundert vielleicht nicht mehr möglich sein. Die von der Erde kommenden Raketen würden den Vorhang aus Schrottteilen nicht mehr passieren können, ohne Gefahr zu laufen, von einem Metallstück getroffen und in viele Einzelteile zerfetzt zu werden.
Von der ESA werden aktuell etwa 290 Zusammenstöße erwartet. Diese lösen Kettenreaktionen aus, welche noch aktive Satelliten treffen und sie funktionsunfähig machen.
Lösungsvorschläge? Wie wär’s mit einer kosmische Müllabfuhr? Leider gar nicht so einfach ohne Schwerkraft und deshalb auch ziemlich teuer. Zur Zeit werden Methoden entwickelt, um größere Schrottteile mithilfe von Satelliten in die Erdatmosphäre zu bringen, wo sie dann entweder verglühen oder in einem unserer Ozeane abstürzen. Außerdem gibt es einen sogenannten Friedhofsorbit, auf den die ausgedienten Satelliten gebracht werden sollen.
Allerdings streuben sich sowohl Politik als auch die Betreiber von Satelliten in die Beseitigung von Schrott zu investieren: Das ist uns zu teuer, sagen sie. Und überhaupt: Warum Geld ausgeben, wenn man nichts zurück bekommt? Sattdessen planen Konzerne wie Samsung und Google in den nächsten Jahren viele Kleinsatelliten ins All zu schießen und produzieren damit noch mehr potenzielle Verursacher von Schrott.
Es wird Zeit, dass die Gefahr von Weltraumschrott sowohl von der Bevölkerung als auch von der Politik und den Betreibern von Satelliten wahrgenommen und schleunigst etwas dagegen unternommen wird. Anstatt noch mehr Müll zu verusachen, geht es darum, ihn zu vermeiden und Methoden zu entwickeln, ihn genaustens zu überwachen.
WACHT ENDLICH AUF!
Helen Rötzsch
Quellen (Stand 28.07.2017)
Vorlagen der Grafiken
Astronaut: http://www.how-to-draw-funny-cartoons.com/cartoon-astronaut.html
Kettenglied: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=link+symbol&title=Special:Search&profile=images&fulltext=1&uselang=de&searchToken=cftgo46bt262g8tryf63968br#/media/File:Simpleicons_Interface_link-symbol.svg
Tacho: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Circle-icons-speedometer.svg?uselang=de
Handgranate: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hand_grenade.svg?uselang=de
Elefant: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Asian_Elephant_Icon.svg?uselang=de
Satellit: http://www.clipartlord.com/wp-content/uploads/2016/09/satellite6.png
Erdkugel: http://bbcpersian7.com/image-post/1743-clipart-erde-19.jpg.html
Informationen
ESA Weltraumschrott (Stand Januar 2017): http://www.esa.int/Our_Activities/Operations/Space_Debris/Space_debris_by_the_numbers
Online-Artikel:
http://www.br.de/themen/wissen/weltraumschrott-satelliten-bruchstuecke-100.html
http://www.zeit.de/wissen/2017-04/raumfahrt-esa-konferenz-weltraumschrott-muellabfuhr-all
http://www.spektrum.de/news/weltraumschrott-zu-entsorgen-ist-teuer/1453409
http://www.berliner-zeitung.de/wissen/weltraumschrott-wie-der-mensch-das-all-zumuellt-26774932
http://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/ausgediente-satelliten-weltraumschrott-mit-der-sprengkraft-einer-handgranate-14983197.html