Wilfried Huy: Konzept für die Praxis der bildenden Kunst

Lehrbereiche

Malerei / Grafik / transklassische Verfahren, Prinzip Zufall, Prinzip Collage, Landschaftsstudien, Farbwelten, konzeptuelle und kontextuelle künstlerische Praxis, Aktzeichnen, künstlerisch ästhetische Forschungsstrategien

Länger als 40 Jahre erprobe und übe ich praktisch Techniken der bildenden Kunst und ihre Denk- und Handlungsprinzipien. (Zeichnungen, Malerei, Druckgrafik, Collagen, Fotografie, Typographie, Konzepte) Eigentlich war eine besondere „Forschung“ gleichzeitig da. Es ist die Erforschung einer höheren Dimension und der Methoden und Strategien der Künstler. Und immer haben mir die eigene Arbeit und Künstler dabei geholfen hier Fortschritte zu machen.

1998 habe ich alle meine Forschungsergebnisse und praktischen Erfahrungen in einem Thesenmodell zusammengefasst: „Methode der Kunst = Transformation und Wechselspiel von Freiheit + Geist + Notwendigkeit“

Dieses Thesenmodell ist auch heute noch die Grundlage meiner künstlerischen Arbeit und meiner künstlerischen Lehre. Spiel und Kunst bieten die Möglichkeit zu Neuinterpretationen der Dinge und Situationen, zur Transformation. Das Spiel ist ein Basiselement der Kunst. Es gilt aber auch: „In der Kunst schadet es, sich zu früh zu viele Freiheiten herauszunehmen. Spät sich einige Freiheiten herausnehmen, wiegt mehr“ (Botho Strauß, „Der Untenstehende auf Zehenspitzen“). Notwendigkeit bedeutet: Spielregeln, Gesetze, Geschicklichkeit, Material, Begrenzung … Es gibt Grundlagen des bildnerischen Gestaltens, die man nicht überspringen kann. Aufgabenstellungen sind Angebote, Hilfestellungen und Katalysatoren. In den Modulen werden verschiedene Arbeits- und Handlungsstrategien erprobt, um die Wege zur Kunst kennen zu lernen. Sie gehören alle zusammen.

Die Studierenden gewinnen grundlegende Einsichten in die Praktiken der bildenden Kunst. Sie erproben diese Praktiken selbst und sind in der Lage, sie für die Realisierung eigener bildnerischer Vorhaben und dann auch als betreuender Lehrer zu nutzen. Durch praktische Übungen wird von einer alltäglichen sprachlichen, analytischen Informationsverarbeitung zu einer ganzheitlichen, räumlichen, intuitiven Verarbeitung gewechselt = Transrationalität. Das bildet die künstlerisch-ästhetische Wahrnehmung und die dementsprechende Denkweise. Das simultane Zeichnen versetzt in die Lage, mit den Augen eines Künstlers zu sehen. Zeichnen schärft das visuelle Gespür. Und handwerkliche Meisterschaft führt zwangsläufig in die künstlerisch-ästhetische Sprachgewandtheit. Das Ziel ist, die Wirklichkeit und die Kunstwirklichkeit immer bewusster wahrzunehmen, den Kunstverstand auszubilden und zu lernen ihn in das eigene Schaffen kunstgemäß einzubringen. Es werden Dinge, Zustände und Zusammenhänge bemerkt, die vorher verborgen waren. Wichtig ist das Hand-Werk, das spielerische Machen, das Werken und Wirken. Rezeption und Analyse von Gegenwartskunst ist sehr wichtig.

Tätigkeiten zur Kunst hin verstehe ich auch als Laboratorium, Werkstatt, als Experimentalstation für das Vordringen in Ungewisses. Durch Experimente und „Ernste Spiele“ werden Bedingungen herbeigeführt, die kreative bildnerische Produktivität begünstigen und der Intuition zur freien Entfaltung verhelfen.