Römischer Wein

 

Aquam foras, vinum intro!
Raus mit dem Wasser, rein mit dem Wein!

(Petronius, römischer Senator, 1. Jhd. n. Chr.)

Das Imperium Romanum umfasste in seiner Blütezeit große Teile Europas, Vorderasiens und Nordafrikas und prägte nachhaltig kulturelle und sprachliche Gegebenheiten in vielen Regionen. Teile der römischen Tischkultur haben bis heute Bestand und haben sich in ihrer Beliebtheit kaum verändert – so auch der Genuss von Wein.

Aufbauend auf Vorwissen der griechischen Antike über Weinbau und -herstellung, wurde im römischen Reich maßgeblich die Rebsortenkulitivierung ausgebaut und neue, effektivere Formen der Verarbeitung entwickelt. Wein als Genussmittel hatte in der römischen Antike einen hohen Stellenwert. Ob zu festlichen Gelagen der Cäsaren, im Alltag des römischen Bürgertums oder in den Tavernen des einfachen Volkes, Wein wurde in verschiedenen Qualitäten, verdünnt oder gewürzt getrunken. Dabei geht aus historischen Aufzeichnungen von römischen Winzern und Händlern ein pro Kopf Verbrauch von mindestens einem Liter Wein pro Tag hervor – wahrscheinlich mehr. Wein wurde bereits verdünnt zum Frühstück genossen und dann den ganzen Tag  zu jedem Essen und zu jeder Zeit.

Im Laufe der Entwicklung und Ausbreitung des römischen Reichs entstanden Weinanbaugebiete im gesamten Mittelmeerraum, an der Küste der Adria, an den Südküsten des heutigen Frankreichs und Spaniens, in Griechenland und sogar nördlich der Alpen, um den steigenden Bedarf der Provinzen und vor allem des wohlhabenden Roms zu befriedigen. Jedes Anbaugebiet brachte andere Weinsorten hervor, die mit steigender Qualität auch zu steigenden Preisen gehandelt wurden. Im 1. Jahrhundert nach Christus galt der bernsteinfarbene „Falerner“ als beliebtester Wein überhaupt, von der Westküste Italiens stammend war er für seine Süße und einen intensiven Geschmack berühmt. Säuerlich und bitter war dagegen Wein aus Ligurien, ein Massenprodukt, welches durch Verordnungen der Stadtverwaltungen beständig einen niedrigen Preis beibehielt. Historiker*innen sind sich jedoch einig – für den heutigen Gaumen wäre jede der antiken Weinsorten ungenießbar.

In den Weinanbaugebieten wurden die Weinpflanzen flach auf dem Boden entlang, aneinander gelehnt oder an Bäumen emporwachsend gezogen. Die Ernte begann im September oder Oktober, um die Trauben möglichst süß lesen und verarbeiten zu können. Die Trauben wurden von Blättern und Zweigen getrennt und zunächst in Tretbottiche gegeben, in welchen sie mit bloßem Fuß  zerstampft wurden. Die entstehende Maische wurde danach in Spindelpressen gepresst und der Saft über Rinnen in Tonkrüge geleitet. In diesen Gefäßen fand dann die Gärung statt, durch natürliche Hefen wurde der Saft fermentiert und aus Zucker Alkohol gebildet. Eine Besonderheit der antiken Weinherstellung folgte nun durch das Eindicken und Würzen des Weines mit verschiedenen Zusätzen, um ihn süßer und länger haltbar zu machen. Heute undenkbar wurden damals neben aromatischen Harzen und Früchten wie z.B. Quitten, Iris oder Fenchel auch Asche, Gips oder Meerwasser genutzt. Der fertig gemischte Wein wurde dann in Fässer oder Amphoren abgefüllt, gelagert und in alle Regionen des Imperiums transportiert. Getrunken wurde der dicke Wein fast immer mit Wasser verdünnt und oft beim Einschenken gesiebt, um Rückstände herauszufiltern. In verschiedenen Ausgrabungen wurden auf antiken Weingefäßen auch Inschriften entdeckt, zum Beispiel: „Spare Wasser und gib Wein dazu!“

Weitere Informationen:

Informationsgrafik: Verfeinerung von Wein in der römischen Antike

Informationsgrafik: Schritte der Weinherstellung in der römischen Antike

 

Quellen:
– Brun, Jean-Pierre (2003): Experimentelle Archäologie. Der Wein der Römer.
Online einsehbar unter: https://www.spektrum.de/magazin/der-wein-der-roemer/830396

– Kreitling, Holger (2013): Sauer, aber trotzdem begehrt – Wein im altem Rom.
Online einsehbar unter: https://www.welt.de/geschichte/article119948272/Sauer-aber-trotzdem-begehrt-Wein-im-alten-Rom.html

– Website: Antike Tischkultur.
Online einsehbar unter: http://www.antike-tischkultur.de/weinroemisch.html

 

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