Gespräche führen wie Sokrates – auch in der Schule

Lehren und Lernen – dieses Konstrukt gibt es schon seit der Antike. Von Sokrates ist überliefert, dass er seine Schüler mündlich unterrichtete. Innerhalb Platons Schriften ist in diesem Zuge von der „sokratischen Methode“ zu lesen, welche Leonard Nelson als „sokratisches Gespräch“ in den didaktischen Kontext verschiebt (vgl. Wahler 2012).

Ausgehend von dieser Grundidee wurde die sokratische Methode Anfang des 20. Jahrhunderts in den Unterricht als moderne Unterrichtsmethode übertragen. Im Gegensatz zu Sokrates konzipiert Nelson die Methode als Austausch mehrerer Wahrheitssuchenden (vgl. Wahler 2012). Im geführten Dialog tritt der Lehrer nur so lange auf, bis sich die Teilnehmer sicher des eigenen logischen Denkens bedienen können. Aufgrund der flexiblen Einsatzmöglichkeit in jedem Unterrichtsfach und zahlreicher Erfolgsverzeichnungen galt die Methode viele Jahre lang als Standartmethode der modernen Unterrichtsführung (vgl. ebd.).

In den letzten circa 20 Jahren ist diese Methode des fragend-leitenden Gesprächs allerdings immer mehr auf das Abstellgleis geraten(vgl. Eymann 2013). Einige Probleme sind dabei mehr und mehr in den Vordergrund getreten. Oft ist das sokratische Gespräch eher Teil eines Lehrerzentrierten, an Lernzielen orientierten Unterrichts, der nicht an den aufbauenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler arbeitet(vgl. ebd.) . Leicht kann die sokratische Methode in eine Art Ping-Pong- Gespräch rutschen, bei dem der Lehrer durch Fragen genau an der Antwort sucht, die er sich vorgestellt hat. Dieser Lehrer-Schüler- Wechsel ist nicht nur sehr einseitig, sondern schließt auch nicht alle Schülerinnen und Schüler in das Unterrichtsgeschehen mit ein.

Richtig angewendet gibt es allerdings zahlreiche Gründe, die sokratische Gesprächsmethode in die Unterrichtspraxis einzubetten und mit ihr und den Schülerinnen und Schülern zum Erfolg zu gelangen. In einigen Teilbereichen der Schule hat die moderne Lerntheorie bestätigt, dass Lernende bereits vor der Beschäftigung mit einem Thema über Vorwissen in Form von bruchstückhaften Ideen verfügen (vgl. Eymann 2013). Diese können gezielt in einem Erkenntnisprozess eingesetzt werden. Dabei muss vom Lehrenden beachtet werden, dass das Ziel einer solchen Methode die Öffnung des (Denk)-Horizontes ist, nicht die Suche nach einem bestimmten Begriff oder Fakten, die aus den SuS ‚herausgekitzelt’ werden müssen (vgl. ebd. 2013). Durch eine Vielzahl von adäquaten SuS-Antworten muss der/die Lehrerende außerdem flexibel reagieren können und spontan abwägen können, ob und inwieweit wie Antwort auf dem Weg des Erkenntnisgewinns brauchbar oder nicht ist. Des Weiteren werden mit der Methode die Faktoren einer gelingenden Kommunikationskompetenz erprobt. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei den respektvollen Umgang, das gegenseitige Zuhören und das Bezugnehmen auf den Redebeitrag des Vorredners (vgl. ebd).

Gezielt eingesetzt kann die sokratische Gesprächsmethode zum Beispiel zur Einführung in ein neues Thema eingesetzt werden. Dabei wird Vorwissen aktiviert und neue Erkenntnisse gebildet, ohne direkt mit einem Frontalunterricht einzusetzen. Beachten sollte man als Lehrkraft allerdings, die sokratische Methode gezielt unter dem Aspekt des Kompetenz – und Erkenntnisgewinns einzusetzen. Denn inflationär eingesetzte Methoden bringen sowohl Lehrer als auch Schülerinnen und Schülern nichts als Langeweile und Frustration.

Infografik zum sokratischen Gespräch

 

Analogplakat zum sokratischen Gespräch

 


Erkenntnis als das große Ziel des sokratischen Gespräches – egal ob in der Schule oder im Alltag. Aber womit können wir eigentlich ganz pragmatisch erkennen?


Quellen:

 

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