Taschenuhr mit Armband

Artefakte moderner Archäologie

Taschenuhr mit Armband
28 x 40 x 45 mm
Messing, vergoldet
Fundort: Delitzsch
gefunden Ende 2008

Die Taschenuhr wurde 2008 in Delitzsch im Schrank einer alten verstorbenen Dame entdeckt.
Sie ist von goldener Farbe und besitzt nachträglich angelötete dunkle Schlaufen an den Seiten.

Taschenuhr mit Armband. Wie wir zu unseren heutigen Armbanduhren kamen

Die Türen des Schrankes der verstorbenen Dame knarren und ächzen, als ich sie langsam öffne.
Es scheint, als ob das Möbelstück auf diese Weise seinem Alter Ausdruck verleihen wolle.
Schließlich hat dessen Besitzerin ein ganzes Jahrhundert gelebt.

Ich öffne eine Schublade. Der Geruch alter, staubiger und von Geschichten behafteter Gegenstände kommt mir entgegen. Verblichene Fotos und vergilbte Zettel, noch in alter Handschrift verfasst, finde ich in der Schublade. Stille Zeugen einer vergangenen Zeit.

Doch ein Bilderstapel ist seltsam erhöht, es muss noch etwas anderes darunter liegen.

Ich schiebe die Bilder beiseite und finde eine kleine goldfarbene Armbanduhr. Auf ihrer Außenhülle sind  Römische Zahlen eingraviert, innen dagegen, auf dem eigentlichen Ziffernblatt, kann man die uns bekannten arabischen Zahlen erblicken. Die Uhr besitzt nur noch einen Zeiger. Das Band der Uhr ist stark verschlissen, es fehlt bereits ein Stück.

Behutsam betrachte ich das Objekt. Dabei stelle ich fest, dass die zwei Metallschlaufen für das Armband seltsam wirken. Auch mutet die Uhr so gar nicht wie eine Armbanduhr an, sondern viel eher wie eine Taschenuhr. Oder beides?

Ich drehe an dem Rädchen, die Uhr beginnt zu ticken. Und ich beginne zu recherchieren.

Die erste Taschenuhr geht auf einen Peter Henlein zurück und soll 1504 gebaut worden sein (Geschichte der Taschenuhr, Artikel-Base, Link). Fortan galt die Taschenuhr als Symbol für die reicheren Schichten und war jenen vorbehalten. Dem Schlossermeister Peter Henlein wurde in Nürnberg ein Denkmal in Form eines Brunnen gesetzt.

Während der Wende zum 20. Jahrhundert begannen Frauen die Uhren am Arm zu tragen, woraus  schließlich die heute bekannte Armbanduhr hervorging. Diese verdrängte ab 1910 langsam die Taschenuhr (Die Geschichte der Taschenuhr, Pocketwatch, Link). In den 10er,20er Jahren trug die bereits erwähnte Dame die oben beschriebene Uhr. Die Uhr ist also Gegenstand zweier verschiedener Moden gewesen. Erst war sie eine Taschenuhr und als die Armbanduhren in Mode kamen, fügte man ihr einfach die zwei Schlaufen hinzu.
Aber als wieder ein Modewechsel bei Uhren aufkam, wurde sie überflüssig. An digitale Uhren konnte sie nicht angepasst werden. So verschwand sie in der Schublade.

Bis heute.

Ich seufze und drehe erneut an dem Rädchen. Das Ticken ist etwas, was meine digitalen Uhren nicht können.

Quellen
Mikrolisk-Was Feines für die Tasche
Artikel-Base

Die älteste Taschenuhr der Welt

Pocketwatch-Alles rund um die Taschenuhr
Peter Henlein

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Autor
Hildebrandt, Anika

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