Stuhl


stuhlische Bildung

Sitzenbleiben? Keine schlechte Sache in der Schule, wenn man zuhören soll. Die wenig beachtenden Gesäßhalter nehmen in unseren Bildungseinrichtungen eine zentrale Rolle ein. Ob Grundschule oder Universität, Homeoffice oder Präsenzunterricht – wir bleiben sitzen.

Was zwischen Ohrensessel bis Metallhocker dabei in der Schule landet, ist fest geregelt: unter anderem von der deutschen Unfallversicherung (und vermutlich auch vom Budget des Schuldirektors). So gibt erstere seit 1999 Mindestanforderungen an Stühle und Tische heraus, welche zwischen Ergonomität und Dynamik nichts unbeachtet lässt. (Weichselbaum, Ahnert : 2008) Wogegen es jedoch kein Heilmittel gibt: Die Schulbank wird gedrückt, bis die Klingel in die Freiheit läutet. Als Langzeit Fossil, das seit Anbeginn der [Schul-] Zeit besteht, haben sie selbst die Digitalisierung überlebt – das können Kreide, Tafel, Schwamm & Co nicht gerade von sich behaupten. Trotzdem beachten wir uns hartnäckigen Mitbestreiter im Klassenzimmer vergleichsweise wenig – sie gehen einem, kokett gesagt, unterm Arsch vorbei.

stool of thinking..?

Gerechtfertigt ist dies keineswegs – denn an der Art zu sitzen entscheidet sich vieles. Wie wir lernen, wie wir uns konzentrieren und wie es unserer Gesundheit geht. Da in den Schulen viele Arbeitsaufgaben im Sitzen stattfinden, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Alles cool beim Stuhl ist laut Expert*innen erst, wenn Stühle drehbar sind und ein dynamisches Sitzen ermöglichen, das heißt, den Wechsel zwischen hinterer und vorderer Sitzposition sowie eine Seitwärtsneigung zulassen. (DGV: 2014)

dynamisches Sitzen

Woran jedoch kein Stuhl ankommt: Mehr als vier Stunden am Tag zu sitzen ist gesundheitsgefährdend, so ergonomisch der Stuhl auch sein mag.

Auch bei unter vier täglichen Sitzstunden kommt es zu einer erhöhten Belastung der Wirbelsäule und der Rückenmuskulatur, wodurch langfristig Haltungsschwächen und -schäden entstehen können. Kritisch wird es bei mehr als vier Stunden am Tag: Das Diabetes- und Herzinfarktrisiko steigt rasant, während die Bandscheiben um das doppelte belastet sind. Übermäßige Sitzzeiten sind zudem der Grund für Knochenabbau, Muskelschwund und Gewichtszunahme. Menschen, die nach der Schulzeit eine sitzlastige Ausbildung oder Tätigkeit annehmen, können mit einer Lebenszeitverkürzung von etwa 7 Jahren und einem erhöhten Risiko für Brust- oder Prostatakrebs rechnen. (Carstens: 2018)

Was können wir tun?

Mehr Bewegung in der Schule ist kein gänzlich neuer Ansatz, entsprechende Konzepte wurden bereits vor Jahrzehnten in der Fachdidaktik Sport entwickelt.
Jedoch hat es in den letzten zehn Jahren hat es zusätzliche Anlässe gegeben, die die Relevanz von Bewegung in der Schule verdeutlichen.

Zum einen der Anstieg des Medienkonsums und Übergewicht bei Kindern sowie  damit einhergehende psychosomatische Beschwerden, zum anderen gewonnene Erkenntnisse aus der Lern- und Entwicklungsforschung zur Bedeutung von Bewegung und zuletzt die Erhebung vorherrschender Bewegungsarmut in Schulen. (Bewegte Schule Niedersachsen: 2022)

Der Begriff „Bewegte Schule“ lässt zunächst auf sportpädagogische Intentionen schließen, die mit Aspekten wie der täglichen Bewegungszeit, der bewegungsgerechten Gestaltung von Schulhöfen, mit Spiele-Tonnen und Bewegungspausen im Unterricht der viel diskutierten Bewegungsarmut in Schulen zu begegnen versuchen. (Ebd.) Doch diese Anregungen allein machen noch keine „Bewegte Schule“ aus.
In einer wirklich „Bewegten, gesunden Schule“ muss mehr passieren als nur eine verstärkte körperliche Aktivität der Schülerinnen und Schüler: Es geht darum, die innere Bewegung zu aktivieren, denn innere Bewegung geht äußerer Bewegung voraus. Diese Bewegung muss alle erreichen, vor allem die Lehrerinnen und Lehrer, um das System Schule in Bewegung zu bringen.

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Quellen

https://www.sichere-schule.de/lernraumunterrichtsraum/lernraum-unterrichtsraum/moblierung

https://www.bewegteschule.de/das-programm-bewegte-schule/Ideen_Ziele.php

https://www.ergotopia.de/infografiken/infografik-sitzen-kann-toedlich-sein

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