Die Starterklappe


„Auf die Plätze“ – „Fertig“ – „Los!“

Die Leistungskontrolle für den 100 Meter Lauf beginnt. Die nächsten Schüler:innen begeben sich in Position. Die Starterklappe wird geöffnet und hoch über den Kopf gehalten.

Aber was genau macht die Starterklappe? Die Starterklappe ist ein Instrument für Start und Zeitmessung beim Sprint und wird in der Schule im Sportunterricht und im Vereinstraining für Leichtathletik eingesetzt. Die einfache Holzkonstruktion gibt ein akustisches Signal für die Sprinter:innen und gleichzeitig ein optisches Signal, welches der Lehrkraft am Zieleinlauf signalisiert die Zeit zu messen. Damit das Signal über eine weite Distanz deutlich gesehen wird, sind frontal an der Startklappe zwei bunte Halbkreise angebracht, die sich beim Schließen zu einem Kreis ergänzen.

V-förmige Starterklappe

Danach heißt es „Auf die Plätze“ – „Fertig“ – „Los!“ Dabei ersetzt das „Los!“ die zusammenschlagende Starterklappe. Die Zeit läuft. Nun liegt es an jedem:r Schüler:in, seine beste Leistung zu erbringen und schnellstmöglich das Ziel im Sprint zu erreichen. Die zuschlagende Starterklappe ist in dem Moment nicht nur Instrument der Zeitmessung, sondern übt Druck auf jede:n bei der bevorstehenden Leistungskontrolle aus.

„Schnelligkeit bei sportlichen Bewegungen ist die Fähigkeit auf einen Reiz bzw. auf ein Signal hin schnellstmöglich zu reagieren und/oder Bewegungen […] mit höchster Geschwindigkeit durchzuführen.“ (Martin, Carl, Lehnertz 2001, S. 147)

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„Citius, altius, fortius“ lateinisch für „schneller, höher, stärker“ ist das Motto der Olympischen Spiele. Der Sportcharakter war schon immer von Leistung geprägt, genau wie der Schulsport. Die Beliebtheit ist bei Schülern:innen polarisierend. Für die einen ist es eine Möglichkeit den Durchschnitt der Schulnoten zu verbessern, den anderen missfällt allein der Gedanke an den Schulsport. Schulsport sollte sich an der Steigerung der Gesundheit und Fitness orientieren und durch einen spielerischen Charakter den Spaß am Sporttreiben das ganze Leben erhalten. Stattdessen haben weniger sportliche oder körperlich beeinträchtigte Schüler:innen die Angst zu Versagen. Der Leistungsdruck ist groß und wird noch durch das unaufhörliche Schlagen der Starterklappe untermalt.

Auf die Plätze, Fertig und Zack … Auf die Plätze, Fertig und Zack … Das knallen der zusammenschlagenden Starterklappe erfüllt die Laufbahn. In Reihe und Glied stehen die Schüler:innen in Paaren hinter der Startbahn. Der eine Schüler, der immer seine Sportsachen „vergisst“ steht zwischen den Paaren, am Start der Laufbahn. In den Händen hoch über den Kopf gehalten beginnt er die Starterklappe zu öffnen, nur um sie erbarmungslos wieder zuschlagen zu lassen. Auf sein Kommando versetzen sich die Paare im Startblock in Bewegung. Das nächste Paar beginnt sich vorzubereiten. Keine Zeit zum Nachdenken. Schon ertönt das Signal „Auf die Plätze“. Kniend im Startblock, das Gewicht leicht nach vorne verlagert drücken sich die Finger in die Tartanbahn. „Fertig“. Die Hüfte bewegt sich bebend über die Schulterachsen. Ungeübt schwankt der Körper im Startblock. Das einzige was ihn vor dem kippen bewahrt sind die von der Tartanbahn schmerzenden Finger, drohend jeden Moment nachzugeben. Die Anspannung ist fast greifbar. Wo bleibt der Knall? Der Moment scheint sich ins unendliche auszudehnen. Noch einmal geht der Blick in Richtung Laufstrecke. Das Ziel scheint sich immer weiter zu entfernen. Hoffnungslosigkeit breitet sich aus. Doch bevor die Versagensängste eintreten erschüttert ein Knallen die Luft. Es vergehen 140 Millisekunden, in der das Gehör den Reiz aufnimmt und ein Alarmsignal zur Großhirnrinde in den auditiven Kortex schickt und den Körper anweist sich in Bewegung zu setzen. Wachgerüttelt von dem Geräusch drücken sich die Füße aus dem Startblock. Ein Gefühl von Freiheit breitet sich aus. Die Anspannung und Ängste fallen ab von dem sich bewegenden Körper, losgelöst aus der Gruppe der Leidenden.

geschlossene Starterklappe

QUELLEN:

Day, Peter; Glaser, Wilhelm: Reaktionszeit. 2019. Unter: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/reaktionszeit (Abgerufen am: 21.06.2022)

Dietrich, Martin; Carl, Klaus; Lehnerts, Klaus: Handbuch der Trainingslehre. 2001. Unter: https://phoodle.phwien.ac.at/mod/book/tool/print/index.php?id=101255#:~:text=Begriffskl%C3%A4rung%20%2D%20Schnelligkeit%3A,147) (Aufgerufen am 21.06.2022)

Lehrplan, Gymnasium Sachsen für Sport. 2019. Unter: http://lpdb.schule-sachsen.de/lpdb/web/downloads/2366_lp_gy_sport_2019_final.pdf?v2 (Aufgerufen am: 21.06.2022)

Müller, Norbert: Die olympische Devise „citius, altius, fortius“ und ihr Urheber Henri Didon. 2008. Unter: https://mueller.sport.uni-mainz.de/files/2018/08/DIDON.pdf (Aufgerufen am: 21.06.2022)