Die Tintenpatrone


Der ewige Untertan des Füllers

Der Füller ist wohl der unbestrittene Star aller Schreibgeräte.
Buchstabe um Buchstabe, Zahl um Zahl und Kritzel um Kritzel werden unabdinglich auf Papier gebracht. Bis er dann schließlich den letzten Tintentropfen kläglich aushaucht und wieder zu einem leeren Objekt wird, ohne jeglichen Nutzen, auf der Suche nach dem Sinn seines inhaltslosen Gehäuses. Aber der Füller ist beruhigt, da er weiß, dass Rettung naht. Denn genau in jenem kurzen Augenblick seiner vollkommenen Leere gewinnt ein Gegenstand an Bedeutung, der sonst keine hat.
Ihr ahnt es bereits: Die Tintenpatrone.

Sie ist klein, schlank und ihr einziger Zweck ist es, dem Füller Leben einzuhauchen, in der bitteren Gewissheit, dass sie auch dieses mal nur die Zweitbesetzung spielt und es vermutlich nicht einmal in die Credits schafft. Es kann eben nur einer im Rampenlicht stehen. Dabei steckt in der kleinen Patrone viel mehr, als man ihr zutraut. Warum die Tintenpatrone eigentlich etwas ganz besonderes ist und was da eigentlich in ihr drin steckt, fragt ihr euch?

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Historischer Kern

Das Wort Tinte findet seinen Ursprung im lateinischen Wort ,,tincta aquaˮ, was ,,gefärbtes Wasserˮ bedeutet. Allerdings wäre ,,gefärbte Flüssigkeit aus wilder Zusammensetzungˮ vielleicht die treffendere Bezeichnung gewesen, da es sich dabei keinesfalls nur um Wasser handelt. Was ist also dann in der Tinte drin? Diese Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten, da es die eine Tinte in dem Sinne gar nicht gibt. Vielmehr untersteht Tinte einer langen Tradition verschiedenster Regionen, die unterschiedlichste Zutaten und Herstellungsverfahren verwendeten. Angefangen 3.000 v. Chr. in Ägypten, hergestellt aus Ruß und Gummiwasser, bis hin zum 3. Jahrhundert v. Chr., gewonnen aus Galläpfeln (ja, ihr habt richtig gelesen) unter Zugabe von Eisensulfat und Gummiwasser. Die sogenannte Eisengallustinte wird auch heute noch als dokumentenechte Tinte verwendet. Wie so oft ist dem teuflischen Experimentierdrang der Menschen kein Ende gesetzt, so mussten Tintenfische für die Sepiatinte ihre Tentakel hinhalten und im Mittelalter wurde sogar Quecksilber zur Goldfärbung von Tinte beigefügt. In der herkömmlichen Tintenpatrone ist von diesem Wahnsinn natürlich nichts zu finden, vielmehr handelt es sich um eine Tinte auf Wasserbasis.

Einmal schnell die Patrone gewechselt und schon wieder sind die Hände voller Tintenflecken.

Mittlerweile ist das Internet voll von verschiedenen Rezepten, um eigene Tinte herzustellen. Dabei scheint es kaum Grenzen zu geben. Dass dies nicht immer ein sicheres Unterfangen ist, musste Bestsellerautor Stephen King hautnah erfahren, als dessen Tinte plötzlich in seinem Büro explodierte. Falls ihr jetzt trotzdem Interesse habt, eure eigene Tinte herzustellen, habe ich hier ein (ganz bestimmt sicheres) Rezept für euch zum ausprobieren:

Haltet ein Sieb über eine Schüssel und schüttet ca. 125 g frische Heidelbeeren hinein. Zerquetscht die Beeren mit einem Löffel, so dass der Saft austritt. Den aufgefangenen Saft vermischt ihr mit 1/2 TL Salz und einem 1/2 TL Essig. Jetzt müsst ihr das Ganze nur noch in ein passendes Glas mit Schraubverschluss abfüllen und fertig!

Und wenn ihr jetzt noch eine Kolbenpatrone zur Hand habt, könnt ihr die Tinte problemlos mit eurem Lieblingsfüller benutzen!

Du suchst die Eine für die Ewigkeit? Dann probier’s doch mal mit der Kolbenpatrone!

Nostalgie im Kleinformat

Ihr kostbarer, zumeist königblau anmutender Inhalt ist nicht der einzige Grund, warum die Tintenpatrone für mich etwas besonderes ist. Irgendwann war mein Füller achtlos in der Tiefe meiner Federmappe verschwunden und wurde mit anderen Schreibutensilien wie Kuli oder Tastatur ersetzt. Wenn ich jetzt eine Tintenpatrone sehe, ist das für mich jedes Mal ein kleines Stück Nostalgie, verbunden mit verschiedensten Erinnerungen – und sei es auch nur das genervte Aufstöhnen beim verzweifelten Wühlen in der Federmappe, um die Tintenpatrone zu wechseln.

Wer hat sie damals nicht gesammelt, die kleinen Kügelchen der Tintenpatrone?

Quellen

https://www.chemie-schule.de/KnowHow/Tinte (Letzter Stand: 23.06.2022)

creativ-kramdose.de/HTML/Arbeitsmaterialien/tinte.htm (Letzter Stand: 23.06.2022)

https://www.spiegel.de/stil/make-ink-so-leicht-laesst-sich-eigene-tinte-herstellen-a-1285081.html (Letzter Stand: 23.06.2022)