Im Spätmittelalter begannen die Städte damit nach und nach Schulen zu eröffnen. Ebenso wurden Universitäten, zunächst für Privilegierte, später für breitere Schichten der Bevölkerung zugänglich gemacht.
Da sich ab diesem Zeitpunkt viele Menschen der Bildung zuwandten, wurde der Bedarf an Schreibmaterialien immer größer. Jedoch standen zu dieser Zeit nur wenige passende Materialien zur Verfügung. Pergament, welches bis dahin von den Klöstern zur Vervielfältigung von Schriften genutzt wurde, war für die Bevölkerung zu teuer und nicht in der benötigten Menge vorhanden.
Eine Lösung bot hier die Schiefertafel und ihr dazugehöriger Griffel.
Beide bestehen aus Schiefer, wobei es sich um einen Sammelbegriff für verschiedenes, tektonisch gefaltetes Sedimentgestein handelt, welches im Gegensatz zu Pergament viel kostengünstiger war.
Speziell für die Schreibtafeln wurde Tonschiefer verwendet. Dieser wurde geschnitten und geglättet und entwickelten sich mit der Zeit immer weiter. Beispielsweise erhielten die Tafeln später einen Holzrahmen. Auf einer Seite befanden sich in der Regel vorgegebene Linien zum Erlernen der Schreibschrift und auf der anderen Seite kleine Vierecke zum Aufschreiben von Rechenaufgaben.
Ein Vorteil der Schiefertafel war es, dass man diese immer wieder verwenden konnte. Brauchte man die angefertigten Notizen nichtmehr, konnte man diese einfach mit einem nassen Schwamm wegwischen. Im gleichen Atemzug entstand allerdings das Problem, dass Mitschriften schnell verwischten, man auf der begrenzten Oberfläche keine ausführlichen Notizen anfertigen und diese nicht dauerhaft erhalten konnte. Außerdem zerbrachen sowohl die Schiefertafel als auch Griffel sehr schnell. Trotzdem wurden bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Schiefertafeln in den Schulen benutzt. Erst seitdem die industrielle Herstellung von Papier kostengünstiger wurde, verdrängte dieses nach und nach die Schiefertafel.
Neuer Spitzenreiter waren inzwischen Schreibhefte, in welche die Schüler*innen mit Federkielen, welche sie in Tinte tauchten, ihre Notizen anzufertigen. Dieses Material brachte den Vorteil, dass die Notizen für einen längeren Zeitraum erhalten blieben. Zunächst wurden die Schulhefte nur in höheren Klassen eingesetzt. In den 60er Jahren setzten sie sich in allen Klassenstufen durch. Auch diese Art der Notizenanfertigen entwickelte sich mit den Jahren rasant weiter. Statt Tintenfass und Federkiel wurden später Füller mit Patronen verwendet. Inzwischen kann man verschiedenste Stärken von Papier mit passenden Linien oder Karos und eine Vielzahl an Schreibwerkzeugen kaufen. Nachteil ist die Menge an benötigten Schreibmaterialien und das damit verbundene Gewicht.
Aber auch hier scheint sich seit einigen Jahren eine Veränderung anzubahnen.
Mit dem Gewicht und der Größe einer Schiefertafel kann heute ein Tablet den kompletten inhaltlichen Umfang von Heftern und Büchern aufnehmen und für immer abspeichern. Zusätzlich bieten die Tablets noch viele weitere Möglichkeiten und Funktionen. Es gibt spezielle Programme zur Erstellung von Notizen und eine nahezu unendliche Ressource an Informationen. Auch zusätzliche Grafik-, oder Rechenprogramme stellen einen großen Vorteil für die Nutzung dieser Geräte da. Von überall lassen sich Notizen anfertigen, Bilder und Videos bearbeiten sowie Tabellen und Präsentationen erstellen.
Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass die Tablets langsam Einzug in die Schulen und Universitäten finden. Viele Student*innen, Firmen oder Privatpersonen stützen sich zunehmend auf die Vorteile eines Tablets. Somit droht den Schreibheften vermutlich in naher Zukunft ein ähnliches Schicksal wie der Schiefertafel.
Sie haben ausgedient.
Quellen
Webmaster: Schiefertafel und Schreibheft. 2015. [Website]. In: Schiefertafel oder Schreibheft – Bioclips.de (Stand: 21.06.2022)
Autorin des Beitrags: Kira Scholz