Polylux


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Der Polylux – kaum ein technisches Gerät trägt einen so hohen Symbolcharakter in der Diskussion um digitale Entwicklungen im deutschen Bildungssystem. Durch seinen ironischen, aber auch nostalgischen Charakter steht er für die Stagnation aktuell relevanter Bildungsfragen. Noch im Rahmen einer Umfrage 2016 gaben Lehrer*innen an, den Polylux regelmäßig in ihrem Unterricht einzusetzen. Dabei gibt es längst Geräte, die diesem technisch weit überlegen sind.

Poly… was?

Vielen Menschen dürfte das Gerät auch als Overhead- oder Tageslichtprojektor bekannt sein. Nachdem der erste Overheadprojektor 1960 auf den Markt kam, folgte 1969 das Pendant der DDR. Produziert wurde es durch den VEB Phylatex-Physikgerätewerk DDR in Frankenberg bei Chemnitz unter der Leitung des Physikers Erich Schöpe, der dem Gerät auch seinen Namen gab. Die Bezeichnung Polylux kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „viel Licht“. Diese Bezeichnung scheint doch recht euphemistisch für ein lautes, graues Gerät, das den Lernstoff an eine Wand projiziert, oder?

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Seither fühlen sich Menschen vom Licht angezogen. Dies scheint auch nicht verwunderlich, transportiert dieses doch unmittelbar alle Informationen aus der Umwelt direkt in das menschliche Auge. „Mir geht ein Licht auf“ – etwas erkennen, sich erschließen und verstehen, das sind die Grundlagen der Bildung. Wo etwas unklar oder dunkel ist, da soll Licht für Erkenntnis sorgen, „etwas einleuchten“. Schon mythologisch gesehen baut die gesamte Schöpfungsgeschichte auf den Moment auf, an dem Gott sprach: „Es werde Licht“. Und mit dem Licht kamen all die bunten Farben und Lebewesen auf die Welt. Doch auch wenn die Wissenschaft mittlerweile den Ursprung der Erde und deren Lebewesen anders begründet, ein entscheidender Einfluss bleibt: das Licht. War es nicht zuletzt der Urknall, der diesen Planeten überhaupt erst entstehen lies und die Kraft der Sonne, die das Leben auf der Erde ermöglicht. Ob Goethes Farbenlehre, Einsteins Relativitätstheorie oder Platons Höhlengleichnis: Licht begleitet den Menschen in seiner Entwicklung, seiner Erkenntnis, seiner Bildung und darüber hinaus.

Das Obejektiv sorgt für eine scharfe Abbildung der Informationen an der Wand
Der Polylux in seiner erhellenden Funktion

Erich Schöpe fand mit dem Wort Polylux also eine doch passende Bezeichnung, stellte das Gerät in den 1960er Jahren nicht einen deutlichen Fortschritt in der Wissensvermittlung dar und schmückte über 5 Jahrzehnte jedes deutsche Klassenzimmer. Heute verschwindet der Polylux zunehmend aus dem schulischen Alltag, ersetzt durch Beamer, Smartphones und Tablets. Geräte mit denen sich, im Kontrast zum Polylux, viele Informationen, schnell erschlossen werden können. Zumindest ein was haben sie alle gemeinsam: Ohne Licht verlieren sie einen beachtlichen Teil ihrer Funktionalität.

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Quellen

https://www.news.uzh.ch/de/articles/2015/licht-die-quelle-der-erkenntnis.html

https://www.welt.de/print-welt/article360520/Das-Licht-der-Erkenntnis.html

Kreuzer, Johann (2016): Das Licht als Metapher in der Philosophie

https://www.robotrontechnik.de/index.htm?/html/standorte/polytechnik.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Polylux_(Ger%C3%A4t)

https://de.wikipedia.org/wiki/Overheadprojektor