Taschenrechner


Mathe ist ein Arschloch

Kopfrechnen sei Dank hat man in den letzten Schulhalbjahren nur noch rote Zahlen in Mathe geschrieben und jede Stunde ist aufs Neue eine Qual gewesen. Wenn der TI 84 Plus dann aber auf der Materialliste für das nächste Schuljahr vermerkt ist, beginnt Mathe zum Lieblingsfach aller Schülerinnen und Schüler zu werden. Tetris und Snake machen die Stunden zu unvergesslichen Erlebnissen.

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Der hier vorgestellte „TI-84 Plus“, der in einigen Bundesländern das Hilfsmittel der Wahl des Mathematikunterrichts ist, ist ein grafikfähiger Taschenrechner des amerikanischen Halbleiter- und Elektronikkonzerns Texas Instruments. Die Entwicklung elektronischer Taschenrechner begann 1967 mit einer Entwicklung des selbigen Unternehmens, das neben anderen ab 1974 auch die ersten programmierbaren Taschenrechner auf den Markt brachte. Grafikfähige Taschenrechner wurden ab den 1980er Jahren entwickelt. Doch auch in der Zeit vor der Elektronik gab es schon mechanische mathematische Hilfsmittel. Die erste urkundlich erwähnte Rechenmaschine von Wilhelm Schickard ist auf 1623 datiert.

Die Kultusministerkonferenz empfahl in ihren Bildungsstandards von Oktober 2012 im Fach Mathematik für die allgemeine Hochschulreife den Einsatz digitaler Werkzeuge. In den Lehrplänen vieler Bundesländer werden grafikfähige Taschenrechner (GTR) mittlerweile explizit als Hilfsmittel genannt, in einigen, wie Sachsen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen, sogar verbindlich vorgeschrieben. NRWs Schulministerium begründet die 2014 eingeführte Pflicht zum Beispiel so: GTRs ermöglichten einen kreativen Umgang mit mathematischen Fragestellungen, da sie, fachdidaktischen Gesichtspunkten zufolge, eine Entlastung von kalkülorientierten Routineberechnungen und eine schnelle Visualisierung von Graphen erlauben würden.

Mathematik besteht daraus, offensichtliche Dinge auf die am wenigsten offensichtliche Art zu beweisen.“ – George Pólya

Der Taschenrechner ist heute das Symbol für den Matheunterricht. Die hier gemachten Erfahrungen bestimmen für die meisten Menschen maßgeblich ihre Einstellung zur Mathematik und diese ist sehr polarisiert. Insbesondere Jungen mögen das Fach meist lieber als Mädchen, welche doppelt so oft Angst vor dem Fach haben. Als positiv wird die Logik, Objektivierbarkeit, Eindeutigkeit und die internationale Gültigkeit der Inhalte empfunden. Die häufige Reduktion des Faches auf das Rechnen könnte eine Ursache für die negative Einstellung dem Fach gegenüber sein. Häufig fehle die Zeit für Anwendungsbezüge oder spannende Aufgabenstellungen, was der engen Struktur der Rahmenlehrpläne geschuldet sei. „Die Mathematik aus der Schule nützt uns im Leben überhaupt nicht. Sie nützt einem leistungsorientierten System, das nur auf irgendwelche blöden Punkte starrt statt auf die Sache selbst.“, sagt zum Beispiel der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Die eigentliche Aufgabe sei es, die Schülerinnen und Schüler für die Schönheit der Mathematik zu begeistern.

Mathematik finden wir überall in unserem Alltag…

Mit Mathematikern ist kein heiteres Verhältnis zu gewinnen.“ – Johann Wolfgang von Goethe

Die Lehrkraft sei außerdem ein besonders großer Einflussfaktor, wenn es um die Qualität des Matheunterrichts und dessen Erfolg geht. Häufig mangele es insbesondere MathelehrerInnen an notwendigen pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten, was wohl auch der suboptimalen Ausbildung geschuldet sei.

Laut einer Langzeitstudie aus München mit 3.500 Schülerinnen und Schülern würden nicht die Kinder mit der höchsten Intelligenz den höchsten Leistungszuwachs in der Mathematik verzeichnen, sondern die besonders motivierten. Ein weiterer Grund den Unterricht interessanter und realitätsnaher zu gestalten.

Quellen:

DeWiki (2022): Grafikfähiger Taschenrechner, [online], URL: https://dewiki.de/Lexikon/Grafikfähiger_Taschenrechner#Curriculare_ Situation_und_Zulassung_in_Unterricht_und_Prüfung_in_Deutschland [29.05.2022]

Prof. Dr. Guido Walz (2017): Humor in der Mathematik. Spektrum, [online], URL: https://www.spektrum.de/lexikon/mathematik/humor-in-der-mathematik/4071 [08.06.2022]

Käuser, Rüdiger (2014): GTR. Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule, [online], URL: https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/cms/gtr/faq-gtr/ [29.05.2022]

Ladel, Prof. Dr. Silke; Naumann-Kipper, Petra (2016): Booklet zu Studie „Angst vor Mathe: Mädchensache?“, [online], URL: https://d3nbvpyc1bi4dd.cloudfront.net/wp-content/uploads/2021/05/studie-angstfach-mathe-booklet.pdf [29.05.2022]

Murayama et al. (2012): Predicting Long-Term Growth in Students’ Mathematics Achievement:The Unique Contributions of Motivation and Cognitive Strategies, [online], URL: https://scottbarrykaufman.com/wp-content/uploads/2012/12/Murayama-et-al_2012_CD.pdf [29.05.2022]

Schulministerium NRW: Verbindliche Einführung von grafikfähigen Taschenrechnern , [online], URL: https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/cms/zentralabitur-gost/faecher/getfile.php?file=3347 [29.05.2022]

Werdin, Veronika (2019): Ranga Yogeshwar: „Mathematik aus der Schule nützt uns im Leben nicht“, [online], URL: https://www.merkur.de/leben/karriere/ranga-yogeshwar-mathematik-schule-nuetzt-leben-nicht-zr-12441624.html [29.05.2022]

Wikipedia (2022): Mathemathikunterricht, [online], URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematikunterricht [29.05.2022]

Wikipedia (2022): Taschenrechner, [online], URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Taschenrechner [29.05.2022]

Wikipedia (2022): TI-84 Plus, [online], URL: https://de.wikipedia.org/wiki/TI-84_Plus [29.05.2022]

Autorin: Jone Bunger

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