Um das Thema Toilette in Bildungseinrichtungen zu verhandeln ist es wohl am einfachsten erst einmal zu klären, was die gegenwärtige Situation ist. Eine Bestandsaufnahme: Die Toilette in Bildungseinrichtungen ist meist – so scheint es – zu wenig vorhanden, zu dreckig, in Frau und Mann aufgeteilt und nicht barrierefrei.
In meinem Projekt @diversetoiletten versuche ich Lösungen für diese Probleme zu finden. Mein Lösungsvorschlag ist simpel. Ich habe ein eigenes Toilettenpiktogramm für Bildungseinrichtungen gestaltet. Dieses kann je nach Bedarf eine Sitztoilette, Stehtoilette oder barrierefreie Toilette zeigen. Im Fokus steht die Toilette, die sich tatsächlich im Raum befindet. Dadurch werden Barrierefreiheit und All-Gender Toiletten grafisch umgesetzt, ohne Menschen im Rollstuhl und Queere Personen zu stigmatisieren oder auszugrenzen.
Hier siehst Du eine Auswahl von Toilettenpiktogrammen die in deutschen, österreichischen und niederländischen Bildungseinrichtungen verwendet werden. Zusammengetragen wurden diese von verschieden Menschen, die Bildungseinrichtungen in Wien, Klagenfurt, Rosenheim, Leipzig und Groningen regelmäßig besuchen.
Du hast Interesse daran aktiver Teil des Projekts @diversetoiletten werden?
Dann hilf uns bei einer Bestandsaufnahme. Mache ein Foto von dem Toilettenpiktogramm Deiner Bildungseinrichtung und füge ein bis zwei der verschiedenen Toiletten hinzu, schicke die Fotos via Instagram mit einer Nachricht um welche Bildungseinrichtung es sich handelt an @diversetoiletten.
Aber besteht überhaupt eine Notwendigkeit für die Veränderung von Toilettenpiktogrammen in Bildungsräumen? – Die Antwort lautet, Ja. Vor allem Trans* Menschen durchleben während Ihrer Schul- und Unizeit Queerfeindlichkeit. Du willst mehr darüber erfahren? Dann klicke hier für Erfahrungsberichte und dem Schulalltag nach dem Coming-Out. TRANS* UND SCHULE – Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW. Auf Seite 16 finden sich auch Informationen zu Toiletten an Schulen.
Eigentlich ist alles komisch durcheinander geraten. Piktogramme sind vereinfachte grafische Bilder, die uns dabei helfen sollen, dass wir uns schneller in unserer Welt zurechtfinden. Mich verwirrtes es! Denn wieso ist da an der Tür zu einem Raum mit Klo, ein Schild mit einer „Frau“, „Mann“ und „Rollstuhlfahrer*in“? Müsste nicht schon allein aus logischen Gründen die Art der Toilette auf dem Schild gezeigt sein, die wir vorfinden wenn wir die Tür öffnen?
Du willst mehr über Toilettenpiktogramme erfahren? Hier geht es zu einer Handreichung des Grafikbüros Mijksenaar, BEYOND THE BINARY – Setting the wayfinding standart for inclusiv restrooms. Diese Handreichung bietet ab Seite 15 ein Toolkit an, dass Einrichtungen dabei hilft nicht nur grafische, sondern auch architektonische Lösungen zu finden. Des Weiteren werden Do’s und Dont’s sowie Vor- und Nachteile von verschieden grafischen Toilettenpiktogrammen aufgeführt.
Der Vorteil mit einer neuen Ausschilderung für Toiletten in Bildungseinrichtungen zu beginnen ist auch, dass nicht sofort umgebaut werden muss. Falls es sich als eine Fehlentscheidung herausstellt mit neuen Piktogrammen auszuschildern, lässt sich dies schnell durch das Abnehmen der Schilder wieder rückgängig machen .
Du willst in deiner Bildungseinrichtung All-Gender Toiletten einführen? Schau Dir dazu das YouTube Video von dem RosaLinde Leipzig e.V. an: Alle müssen mal – aber nicht alle können – Schule queer gedacht. Dies ist ein Leitfaden für eine Argumentation und Durchsetzung von All-Gender Toiletten in Schulen.
Du bist im Bildungs- oder Pädagogikbereich Tätig und brauchst noch mehr Wissen im Bereich Queerness in der Bildung? Hier kommst du zur Website der RosaLinde Leipzig e.V..
Falls Du Teil einer Bildungseinrichtung bist und Beratung zur Verbesserung Deines Arbeits- und Bildungsplatzes suchst. In dem Dokument herausgegeben von der Anti- diskriminierungsstelle des Bundes „Geschlechterdiversität in Beschäftigung und Beruf – Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten von Antidiskriminierung für Arbeitgeber_innen“, findest du unter dem Punkt 4.3. Beratungsstellen, S. 125 sowohl Bundes- und Länderweit, Kontakte aufgelistet an die Du Dich wenden kannst. Des Weiteren wird auf S. 38 der rechtliche Rahmen für den Diskriminierungsschutz geschlechterdiverser Beschäftigter thematisiert.
Knapp zusammengefasst: Es gibt ein Recht auf diskriminierungsfreies Pinkeln und eine Pflicht des Arbeitgebers den Arbeitsplatz inklusiv zu gestalten.
Dieser Artikel ist Teil meiner Prüfungsleistung und sieht vor, dass ich selbst einen Text verfasse. Wieso entscheide ich mich dennoch dazu eine Auflistung von Literatur und Anlaufstellen zu zeigen?
Ganz einfach. Du bist jetzt gefragt. Setze Dich für inklusivere Toiletten in deiner Bildungseinrichtung ein. Auch wenn Du nicht betroffen bist, kannst Du hier etwas Gutes tun und die Materialien dafür hast Du jetzt.
Falls Deine Bildungseinrichtung nicht dazu bereit sein sollte andere Toilettenpiktogramme zu unterstützen findest du hier eine Infografik, die Dir dabei hilft Sticker zu basteln und sie zu verwenden.
& da ich meine Prüfungsleistung nicht komplett vernachlässigen kann ist hier ein Link zu einer pdf. Datei von einem Interview mit dem niederländischen Grafikbüro Mijksenaar: Es geht um Piktogramme, All-Gender Toiletten und Bildungseinrichtungen.
Instagram @diversetoiletten
QUELLEN
https://www.schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf (Stand: 03.06.2022)
https://inclusivity.mijksenaar.com/wp-content/uploads/2021/01/Beyond-the-Binary-A-White-Paper-by-Mijksenaar-2021.pdf (Stand: 03.06.2022)
https://www.rosalinde-leipzig.de/de/projekte/schule-queer-gedacht/ (Stand:03.06.20022)
https://www.antidiskriminierungsstelle.de (Stand: 03.06.2022)
AUTOR:IN
Salome Schröder
