Die Veränderung der Schreibmaschine

Von der ersten bis zur letzten Kommunikation

ein Beitrag von Darleen Wendt

Vor einigen Jahrzehnten war die Schreibmaschine noch eins der wichtigsten Kommunikationsmittel, um Schriftstücke herzustellen und zu verbreiten. Heutzutage wissen nur noch wenige Menschen, wie eine Schreibmaschine zu bedienen ist. Wie zeigt sich die Relevanz der Schreibmaschine in der Art wie wir kommunizieren über die Geschichte hinweg?

Willkommen Schreibmaschine!

Die erste Schreibmaschine wurde 1714 von dem Erfinder Henry Mill patentiert. Aufgrund der guten Lesbarkeit war der Typewriter ursprünglich als Hilfsmittel für kurzsichtige oder blinde Menschen vorgesehen. Sie setzte sich jedoch schnell als praktisches Gerät zur Verschriftlichung von langen Texten durch. Um die Jahrhundertwende gab es eine technische Verbesserung und es erfolgte eine rasante Entwicklung verschiedener Schreibmaschinen. Durch das hohe Aufkommen und den Einsatz als Kommunikationsmittel entstand die Berufsgattung Stenotypist. Diese übernahmen die früheren Stellen der Skribenten, Kopisten und Sekretären. Auch die Literatur veränderte sich, indem es verpflichtend war die Manuskripte als Typoskripte abzugeben. Dies gab ein anderes Gefühl beim Schreiben und der Prozess beschleunigte sich. So wurde auch das bekannte Buch Herr der Ringe mit dem Typewriter geschrieben. 1941 wurde schließlich der erste Computer erfunden. Vom Zeitpunkt dieser bedeutenden Erfindung aus erfolgte in kürzester Zeit eine rasante technische Entwicklung über den ersten Computer um 1940 bis hin zu kleinen multifunktionalen Smartphones. Mit dieser funktionsbedingten Ablösung wanderten einige Schreibmaschinen auf den Dachboden.

Auf Wiedersehen Schreibmaschine!

Doch nicht alle Schreibmaschinen gerieten in Vergessenheit. Durch die eingeschränkte Kommunikation, aufgrund der strengen Zensurbedingungen in der ehemaligen UdSSR und den Mangel an zugänglichen Kopiergeräten im Kalten Krieg, fand die Schreibmaschine eine neue Funktion. Inoffizielle Texte wurden unter strenger Vertraulichkeit selbst verlegt und verbreitet. Dabei nutzten sie den Durchschlag, der es möglich machte mithilfe von Kohlepapier drei bis fünf Kopien herzustellen. Ein weiterer Vorteil dieser Art der Vervielfältigung war, dass sich Texte, welche von einer Schreibmaschine getippt wurden, nur in den seltensten Fällen auf ihren Ursprung zurückzuführen waren. Bei digitalen Medien ist dies leichter aufgrund der Spuren im Netz. 1991 endete der Kalte Krieg und damit die Hochkonjunktur der Schreibmaschine.

Lebewohl Schreibmaschine?

Trotz der geringeren Nachfrage wurde die Produktion zwar verringert, aber nicht eingestellt. So produziert die Schreibmaschinenfirma Olympia bis heute noch, nur aus Kostengründen in China. Verkauft werden die Maschinen weiterhin in Europa und im Nahen Osten. Aber wozu, wenn es heute andere Möglichkeiten gibt? Es gibt Bereiche bei dem die digitalen Medien versagen. So steht in ein paar Büroecken noch eine Schreibmaschine rum, da es beispielweise einfacher und präziser ist, Lücken in einem bereits ausgedruckten Dokument mit dem Typewriter auszufüllen oder einen Brief mit diesem zu beschriften. Den Vorteil der nicht vorhandenen digitalen Spuren und die Sicherheit vor Hackern, haben russische Zivilschutzbehörden wieder entdeckt. Diese haben ein großes Interesse bei einem Schreibmaschinenhersteller geäußert aber ein Deal ist noch nicht zustande gekommen. Schriftsteller John Irving, Patrick Süskind und Frederick Forsythe haben nie aufgehört an der Schreibmaschine zu schreiben. Laut John Irving soll das Geräusch der Schreibmaschine, das Geräusch des Geschichtenerzählens sein. Diesen unverkennbaren Klang nutzte Prinz Pi in seinem Song Schreibmaschine, indem er diesen mit maschinellen Tippgeräuschen einer Schreibmaschine unterlegte. Auch die schwedische Komponistin Malin Bång spielte ein Orchesterkonzert mit dem Klappern einer Schreibmaschine zu den Donaueschinger Musiktagen.

Die Schreibmaschine hat noch nicht ausgetippt und mit ihr wird noch in vereinzelten Bereichen kommuniziert. Diese Kommunikation wird aber immer leiser, denn schaut man sich um sind die meisten Typewriter in Museen, bei Liebhabern oder verstaubt auf dem Dachboden.

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