Der Stift der Blinden

Die Brailletafel

Ein Beitrag von Feline Thelen

Die Brailleschrift ist jedem schon im Alltag begegnet – egal ob Mensch mit oder ohne Seheinschränkungen, die taktile Schrift fällt auf. Sie ist eine Kulturtechnik, die seit ihrer Erfindung (1825 von Louis Braille) mehr Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für blinde Menschen und Menschen mit Seheinschränkungen brachte. Es war die größte Revolution in der Entwicklung des Blindenwesens. Heutzutage ist sie Weltweit verbreitet und kann in allen Sprachen angewendet werden, die mit Schriftzeichen vermittelt werden können. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband setzte sich dafür ein, dass 2020 die Brailleschrift als Immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt wurde. 

Und nun zum wichtigen Teil: Wie wird eigentlich diese Schrift geschrieben, wenn nicht mit einem Kugelschreiber? 

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, um eine Brailleschrift zu lesen und schreiben. Die älteste Methode ist das Schreiben mit der Brailletafel oder auch Punktschrifttafel genannt. Auf diese Art schrieb bereits der erblindete Louis Braille. Schon im Alter von 16 Jahren entwickelte er, angetrieben durch den Wunsch selbst lesen zu können, die Punktschrift. Als Vorlage diente ihm die sogenannte Nachtschrift, mit der Soldaten im Krieg damals ihre Nachrichten verschlüsselten. Louis Braille entschied sich für ein Raster aus 6 Punkten, das mit den Fingern noch leichter als die Nachtschrift ertastet werden kann.

Die Punktschrifttafel besteht aus zwei Tafeln die mit Scharnieren verbunden sind. Die obere Tafel besitz rechteckige Aussparungen, welche in der jeweiligen Größe von sechs Punkten der Brailleschrift genau entsprechen. Auf der unteren Tafel befinden sich die Vertiefungen der sechs Braillepunkte. Um schreiben zu können, wird zwischen die beiden Tafeln ein Blatt Papier gelegt.

Mithilfe eines Griffels stanzt man die erforderlichen Punkte durch die jeweiligen Aussparungen in das Papier. Der Griffel besteht aus einer abgerundeten Metallnadel und einem Griff aus Kunststoff oder Holz. Diese Beiden Utensilien sind sozusagen der „Stift der Blinden“. 

Nun bist du an der Reihe. Hier findest du eine Anleitung, wie du deinen Namen mit der Brailletafel schreiben kannst. Probiere dich gerne aus.

Das Schreiben mit der Punktschrifttafel ist im Alltag sehr nützlich, um beispielsweise Dinge wie Gewürze oder Spielkarten zu beschriften oder Telefonnummern zu notieren und abzulesen. Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, gibt an, dass dies einfach schneller geht, als etwas vom Diktiergerät abhören zu lassen.

Klick hier und lass dich überraschen.

Neben der Punktschrifttafel gibt es auch Punktschriftmaschinen. Sie sind vom Aussehen und von der Handhabung ähnlich wie eine Schreibmaschine. Jedem Punkt ist eine Taste zugeordnet. Um einen Buchstaben zu schreiben, müssen alle Tasten gedrückt werden, die für die Erzeugung dieses Buchstabens benötigt werden. Eine interessante Anekdote zu dem Gebrauch einer Punktschriftmaschine in seiner Studentenzeit erzählt Dr. Thomas Kalisch. Hier ist der Link zum nachlesen: https://www.dbsv.org/mein-braille-dr-thomas-kalisch.html

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