Wie wär’s mit einer Kaffeepause?
Ein Beitrag von Karla Krakow
Die Moka-Kanne steht mit frisch gemahlenen Kaffeebohnen und Wasser gefüllt auf dem Herd. Schon nach wenigen Minuten beginnt es zu brodeln und himmlisch gut zu riechen – der Espresso ist fertig!
Ein Glücksmoment an jedem Morgen und auch eine gute Gelegenheit, mit der WG, Freunden oder Familie zusammenzukommen und sich darüber auszutauschen, wie es gerade so im Leben läuft. Aber warum ist ausgerechnet der Kaffee so ein kultiges Getränk, woher kommt er und wie wird er hergestellt?
Die Hirten aus der Provinz Kaffa
Es existieren einige Legenden rund um die Entdeckung des Kaffees. Zum Beispiel die des Hütejungen Kaldi, der bei seinen Ziegen im Südwesten Äthiopiens merkwürdiges Verhalten beobachtete. Die Tiere fraßen von Sträuchern mit unbekannten kugeligen Früchten, waren anschließend kaum zu bändigen und zeigten bis tief in die Nacht hinein keinerlei Müdigkeit. Der Junge probierte selbst die Früchte und spürte deren belebende Wirkung. Er wollte seine Entdeckung mit den Mönchen des nahegelegenen Klosters teilen, diesen gefiel der Geschmack jedoch gar nicht und sie warfen die Früchte ins Feuer. Durch das Verbrennen entstand ein äußerst angenehmer Duft, und siehe da – der erste Kaffee war geröstet!
Eine kleine Reise nach Wien
Wien ist bekannt für seine Kaffeehauskultur, doch die ersten Kaffeehäuser gab es schon viel früher in arabischen Ländern, z.B. im Osmanischen Reich, wo trotz Verbotes die Kaffeeläden, als Barbiere getarnt, die Menschen zusammenbrachten. In Europa verbreiteten sich die Kaffeehäuser im 17. Jahrhundert, dominierten aber zunächst in England. 1711 eröffnete schließlich das erste Kaffeehaus „Coffe Baum“ in Leipzig, welches immer noch in Betrieb ist und als Kulturdenkmal gilt.
Besonders legendär ist die Wiener Kaffeehauskultur, welche sogar als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Die Tradition der Wiener Kaffeehäuser ist durch deren ganz spezielle Atmosphäre geprägt. Typisch für ein Wiener Kaffeehaus sind Marmortische, auf denen der Kaffee serviert wird, Thonet-Stühle, Logen, Zeitungstische und die Innenausstattung im Stil des Historismus. Die Kaffeehäuser sind ein Ort, „in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“ (unesco.at).
Zunächst hatten aber nur Männern zutritt, Frauen erst ab 1856. Das Kaffeehaus wurde insbesondere im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einem Ort der literarischen Kommunikation und spielte auch im Bereich der Politik eine große Rolle. Ab 1950 machte sich jedoch ein Niedergang der Kaffeekultur bemerkbar, die Menschen hatten weniger Zeit und verbrachten diese mit moderneren Vergnügungen. Aus dem gemütlichen Ritual entwickelten sich „Fast Coffee“-Ketten wie Starbucks und der Coffee to go wurde zum Trend.
„Third Wave Coffee“
Seit den 1990er-Jahren führt die „dritte Kaffeewelle“ zu nachhaltigeren Konzepten, Aromavielfalt und höher schlagenden Herzen der Kaffeekonsument*innen. Das Getränk wird vom Massenprodukt zu einem Genussmittel, welches bewusst und in kleinen individuellen Cafés getrunken wird.
Eine Vielzahl an Röst- und Zubereitungsarten sowie das gesteigerte Interesse an Herkunft und Anbau der Kaffeebohnen verlagern den Fokus auf Qualität statt Quantität – eine Entwicklung, wie sie ähnlich auch bei Genussmitteln wie Wein, Schokolade oder Gin zu beobachten ist.
Quellen:
https://rauwolf-coffee.at/kaffeewissen/third-wave-coffee
https://www.roastmarket.de/magazin/third-wave-coffee-die-revolution/