Postkarte

Ein Fenster in die Welt

Ein Beitrag von Olga Demskaya

Wenn du heute eine Postkarte verschickst, sagst du dem Empfänger etwas Wichtiges: „Du bist mir so wichtig, dass ich mehr als nur eine einfache Urlaubsnachricht senden möchte.“ Anstatt ein Selfie mit einem Text wie „Hey Leute, hier in Bali ist es super, ich vermisse euch. Bussi“ an 30 Leute auf WhatsApp oder sogar an 500 Facebook-Freunde zu schicken, wählst du eine Karte aus, kaufst sie, schreibst eine persönliche Nachricht und wirfst sie ein.

Old School aber immer noch cool!

In unserer digitalen Welt gewinnen persönliche Gesten immer mehr an Bedeutung. Wenn eine handgeschriebene Postkarte aus dem Urlaub tatsächlich im Briefkasten landet, freut man sich sogar noch mehr als früher. Alles, was wir selbst schreiben, basteln oder auf andere Weise erschaffen, hat heute etwas Romantisches an sich.

Die Postkarte ist „etwas Besonderes“, sagt Veit Didczuneit, ein Experte für Brief- und Schreibgeschichte im Museum für Kommunikation in Berlin. „Der Inhalt dessen, was man schreibt, ist oft nicht so wichtig“, erklärt Didczuneit. Mit einer Postkarte zeigst du gleichzeitig zwei Dinge: „Schau, ich war hier und ich habe an dich gedacht.“ Und es gibt einen weiteren großen Unterschied zu Facebook-Beiträgen oder WhatsApp-Nachrichten: „Die Karte hat den physischen Weg zurückgelegt“, fügt Didczuneit hinzu.

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Wie es alles angefangen hat

Am 1. Oktober 1869 wurde die allererste schriftliche Postkarte der Welt von Perg bei Linz nach Kirchdorf geschickt. Sie wurde verwendet, um einen Besuch im Bekanntenkreis abzustimmen. Das Original dieser Karte befindet sich heute im Museum für Kommunikation in Berlin.

In kurzer Zeit entwickelte sich die einfache Postkarte zur Ansichtskarte und wurde zu einem der beliebtesten Bildträger.

Bereits in den 1870er und 80er Jahren wurden auf halber Größe der Postkarte Stadtbilder, Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele abgebildet. Es gab jedoch einen Konflikt zwischen dekorativen Bildern und dem Bedürfnis nach Mitteilungen. Dieser wurde 1905 gelöst, indem die Adressseite geteilt wurde. Die Anschrift wurde auf die rechte Seite verschoben, während die linke Seite für schriftliche Mitteilungen genutzt werden konnte. Die Rückseite stand somit komplett für das Bild zur Verfügung. So entstand die uns allen bekannte Form der Postkarte.

Mit der Einführung von Farbansichtskarten gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ihre Beliebtheit als Kommunikationsmittel und Sammlerstück gesteigert. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden in Deutschland Milliarden von Postkarten hergestellt, verkauft und verschickt. Allein im Jahr 1900 wurden 440 Millionen Ansichtskarten von der Reichspost befördert. Es gab Postkarten für jede Gelegenheit: Grüße und Glückwünsche zu allen Anlässen, Landschafts- und Stadtbilder, Vergnügungsorte, Kunst, Sport, Liebe, Erotik und viel Humor. Die Bandbreite reichte von politischen Ereignissen und technischen Errungenschaften bis hin zu Abbildungen von Katastrophen.

Postkartensprache

„Das Wetter ist wunderbar, das Hotel ist gut und das Essen ausgezeichnet. Sonnige Grüße.“

Postkarten sind erfolgreich, weil sie ein Medium der indirekten Kommunikation sind. Mit einer Postkarte können wir unsere Gedanken und Gefühle auf eine besondere Art und Weise teilen, ohne direkt miteinander zu sprechen. Wir können schöne Orte, Erlebnisse oder Grüße mitteilen, während der Empfänger die Freiheit hat, sie in seinem eigenen Tempo zu lesen und zu genießen. Es ist eine Art, sich auf eine persönliche und doch distanzierte Weise auszudrücken.

Daher sind Postkarten ein beliebtes Mittel, um Freundschaften zu pflegen, Reiseerlebnisse zu teilen oder einfach jemandem zu zeigen, dass man an ihn denkt. Sie haben einen besonderen Charme und tragen zur Freude und Aufregung bei, wenn wir sie versenden oder erhalten.

Fun Facts

Das Lieblingsmotiv der Deutschen ist seit Jahren unverändert: Mit einer Auflage von jährlich 25.000 Stück ist eine Robbe derzeit die meistverkaufte Postkarte in Deutschland.

Die Hälfte der Deutschen versendet immer noch Urlaubsgrüße per Postkarte. Ganze 55% entscheiden sich dafür, ihren Lieben daheim eine Postkarte zuzuschicken

Die Standardgröße für eine Postkarte beträgt das DIN-A6-Format und ist somit 10,5 x 14,8 cm groß.

Postcrossing

Postcrossing ist ein Projekt, an dem jeder teilnehmen kann. Als „Postcrosser“ sendet und empfängt man Postkarten von zufällig ausgewählten Teilnehmern aus der ganzen Welt.

Um eine Karte zu schreiben, meldet man sich auf der Plattform www.postcrossing.de an und erhält per Zufall die Adresse eines anderen registrierten Mitglieds. Auf der versendeten Karte schreibt man einen eindeutigen Identifikationscode, der bei Ankunft von den Empfängern bestätigt wird. Auf diese Weise kann man selbst auch Karten von anderen Mitgliedern erhalten und die Freude am Postaustausch erleben.

Klicke hier, um die Infografik zu sehen!

Die Freude über eine gute alte Postkarte finden ihren Ausdruck in den herzlichen Nachrichten von begeisterten Postkartenfans auf der Webseite von Postcrossing:

“It makes me travel around the world and learn about new countries! It’s always fun to open your mailbox, just to find a postcard.” Lorianne, Canada

“Postcrossing changed my life! Every day I can find surprises in my mailbox and I’ve learned so much about the world and its wonderful countries thru Postcrossing. But the very best is… I’ve found lots of kind and dear friends from all over the world! Thank you Paulo and PC-team!!!” Kerstin, Germany

“I always loved postcards, both sending and recieving. Postcrossing.com made a childhood dream come true! Thanks so much ❤” Lionhill, Germany

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Quellen

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