Der Briefumschlag

ein Beitrag von Lilly Schmidt

Der Insel Briefkasten im Cospudener See

Ein Postbriefkasten ragt aus dem Wasser des Cospudener Sees in Leipzig, auch unter Bürger:innen verniedlicht „Cossi“ genannt. Dieser wird in der Saison von April bis Oktober von einem Postboten geleert, der die Post entweder per Surfbrett oder Motorboot abholt (vlg. Bamberg, 2022). Die versendete Post wird sogar mit einem extra Stempel versehen, einem Bild eines Schiffes und der Aufschrift „Inselbriefkasten“ (vlg. Annaberg, o. D.) Einwerfen kann man seine Post mit einer Luftmatratze, mit einem Tretboot oder einem Stand-Up Paddleboard, welche man sich bei einem der Bootsverleihe rund den Cossi ausleihen kann. Oder, wenn man sehr mutig  und ausdauernd ist, schwimmt man mit einer Drybag (einer wasserdichten Tasche) oder hält die Postkarte oder Brief über dem Kopf. Die winzige Insel auf dem der Inselbriefkasten steht ist etwa 150 Meter vom Ufer der südlich gelegenen Landzunge entfernt. 

Es kursiert die Legende, dass der Briefkasten an das Dorf Cospuden erinnern soll. 1974 musste die Ortschaft aufgrund des Braukohle Bergbaus abgerissen werden. Ähnlich wie brandaktuell das Dorf Lützerath. Auch vieles der Infrastruktur musste neu organisiert werden, beispielsweise die Straße zwischen Markleeberg-West und Knauthain sowie zahlreiche Trassen der technischen Infrastruktur. Darüber hinaus waren die Kleingarten Anlage und Sportplätze betroffen. Außerdem wurden circa 116 Hektar des Auenwalds zerstört und ein Teil der Auenlandschaft musste dem Tagebau weichen. 

Der Förderbeginn des Tagebaus „Baufeld Cospbuden“ startete im Jahre 1981. Das Baufeld Cospuden selbst hatte etwa eine Fläche von 3 Quadratkilometer. In der Zeit von 1981 bis 1992 wurden 87 Millionen Quadratmeter Braunkohle gefördert in einem Wert von rund 32 Millionen Tonnen. Der Tagebau war eines der rentabelsten Braunkohle Tagebaue in ganz Mitteldeutschland. Das Abraum-Kohle-Verhältnis, also das Verhältnis von dem, was abgebaggert wird zu dem, was tatsächlich als  brauch- und verbrennbare Kohlegefördert werden kann, betraf 3:1. Ursprünglich sollte die Kohle bis 1996 abgebaggert werden. 

Durch die Bürger:innen Initiative „Stop Cospuden“ und die politische Wende wurden die Arbeiten im Tagebau niedergelegt. 1990 fuhr der letzte Kohlezug aus dem Tagebau. Im Oktober 1992 wurde auch die aller letzten Arbeiten beendet. In Jahren der Stilllegung des Braukohle Baus begannen Arbeiten der Wiederherstellung der Lebensräume, die durch den Tagebau zerstört wurden, sogenannte Rekultivierungsarbeiten.  Es wurde eine Ringleitung aus den aktiven Tagebauen Zwenkau und Profen zur Wasserüberleitung in Betrieb genommen und somit begann die Flutung des Tagebaurestlochs. Fundamental für die Entwicklung des Cossis, wie wir ihn heute kennen, war der Entschluss der Stadt Leipzig und Markleeberg in der Jahrtausendwende an den dezentralen Projekten der EXPO teilzunehmen. Der Landschaftspark Cospuden wurde im Rahmen der EXPO im Juni 2000 eröffnet. Mit einer halben Millionen Besucher:innen pro Jahr ist der Cossi einer der beliebtesten Seen rund um Leipzig. (vgl. o. A. , o. D.)

Ob der Inselbriefkasten tatsächlich entstand, um dem verlorenen Dorf Cospuden zu gedenken, bleibt wohl eher ein Gerücht. Laut der Information am Pier vom Cospudener See ist dieser einfach aus Spaß entstanden. (vlg. Bamberg, 2022) Dennoch bleibt zu sagen, dass es wichtig ist einen Ort zu haben, der dem verloren gegangenen Dorf, Heimat und Lebensraum gedenkt. Vielleicht wird der Braunkohle Tagebau in Lützerath ja auch eines Tages geflutet und es entsteht dort ein Briefkasten, welche an das Dorf und die Proteste erinnert. 

Klicke hier für die Animierte Faltanleitung

Klicke hier für eine Schritt für Schritt Anleitung zum Ausdrucken

Quellen:

Annaberg, B. P. ©. (o. D.). Inselbriefkasten Cospudener See. https:/www.tretmobile.cominselbriefkasten.cfm Bamberg, F. (2022, 4. Februar). Inselbriefkasten wieder in Betrieb. LVZ – Leipziger Volkszeitung. https://www.lvz.de/lokales/leipzig-lk/markkleeberg/inselbriefkasten-wieder-in-betrieb-XLZBZHAEJHYTQRH2ANJHY2QEME.html

Bamberg, F. (2022, 4. Februar). Inselbriefkasten wieder in Betrieb. LVZ – Leipziger Volkszeitung. https://www.lvz.de/lokales/leipzig-lk/markkleeberg/inselbriefkasten-wieder-in-betrieb-XLZBZHAEJHYTQRH2ANJHY2QEME.html

o. A. (o. D.-b). Der Inselbriefkasten – Leipzigseen LeipzigSeen. Abgerufen am 27. April 2023, von https://www.leipzigseen.de/die-seen/cospudener-see/der-inselbriefkasten


Beitrag veröffentlicht

in

, , , , , ,

von