Hilma af [KI]int

Video – und Soundinstallation

Abbildung 1

ein Beitrag von Elisabeth Lehr, Sandy Kummer, Linus Tapia, Emily Laugwitz und Ines Parks


Idee

Es erschien uns reizvoll, das Potenzial von generativer KI zu nutzen, um eine bereits bestehende Farb- und Formensprache weiterzuführen. In Bezug auf die klassische Moderne erregte die schwedische Künstlerin Hilma af Klint (1862-1944) unser Interesse. Zu Lebzeiten und post mortem lange nicht beachtet, gilt ihr umfassendes Oeuvre großformatiger Gemälde seit einigen Jahren als eines der wichtigsten Zeugnisse früher abstrakter Malerei des 20. Jahrhunderts. Af Klint begeisterte sich für spirituelle Ideen, wie etwa das Prinzip der Ganzheitlichkeit, die parallele Existenz mehrerer Wirklichkeitsebenen oder die Verbundenheit von Seelen. Diese Suche nach neuen Perspektiven auf das Menschsein verband sie mit der Suche nach einer künstlerischen Sprache abseits realer Gegenstände. In unserer Arbeit wollen wir der besonderen Farb-und Formsprache af Klints folgen und diese von KI-Tools fortführen lassen. Können wir ihr Werk so für Rezipierende neuartig sinnlich erfahrbar machen?

Abbildung 2

Die KI verändert das Originalbild (links) auf Grundlage der im Prompt gegebenen Anweisungen.

Prozess

Für die Videos wurden einzelne Gemälde Af Klints mittels des KI-Tools Runway in Bewegung gebracht und in 4 Sekunden lange Videosequenzen transformiert. Die Animationen wurden durch bewusst gewählte Prompts anfänglich kontrolliert, mit zunehmender Ausdehnung der einzelnen Sequenzen jedoch von der KI selbstständig weitergeführt. So entstanden ingesamt ca. 200 Videoquenzen. Diese wurden (aus)sortiert und die verbleibenden 78 Sequenzen schließlich manuell so zusammengeschnitten, dass sich die Übergänge möglichst fließend gestalten und eine Endlosschleife entsteht. Das Endprodukt bewegt sich also kontinuierlich in einem Spannungsfeld von fester Form und Auflösung, Absicht und Zufall. Auch die Musik für die Videoinstallation wurde mittels KI-Tools von Canvas Pro erstellt und an das Bildmaterial angepasst.

Abbildung 3

Jedes Originalbild verwandelt das KI-Tool in eine Videosequenz á 4 Sekunden, insgesamt entstanden ca. 200 kurze Videosequenzen.

Ergebnis

Entstanden ist eine Video- und Soundinstallation, die einen immersiven Charakter hat. Immersive Kunstausstellungen sind eine derzeit beliebte digitale, multimediale Ausstellungsmethode, die großflächig projizierte bewegte Bilder mit weiteren Elementen wie Soundeffekten, Gerüchen oder haptischen Elementen verbindet. Auch wir versuchen, die Besucher*innen multisensorisch anzusprechen und in die Kunst Hilma af Klints audiovisuell „eintauchen“ zu lassen. Am Ende bleibt die Frage, inwieweit die Installation eine intensive und neuartige Begegnung mit der Kunst af Klints ermöglicht, den Rezipient*innen überlassen. Ist KI hier noch reines Werkzeug oder bereits Autorin eines neuen Werkes? Führen die Potentiale generativer KIs zu einer Verschiebung unseres Konzepts von Originalität?

Abbildung 4

Die KI löst sich im Prozess zunehmend von der Vorlage (links) und generiert eigene Formen.

KI-Tools

* Midjourney
* Runway
* Canvas Pro (integrierte KI Tools)
* Manuelle Bearbeitungen in Adobe Premiere Pro

Quellen

* Voss, Julia/ Birnbaum, Daniel (2024): Hilma af Klint und Wassily Kandinsky. Träumen von der Zukunft. Frankfurt a.M.: Fischer.
* About Hilma af Klint (o.D.). The Hilma af Klint Fundation.
* DW Deutsch (27. Jan. 2024): Was hinter dem Hype um immersive Kunst steckt. Shift You Tube.
* Alle Bilddateien und Bildinformationen sind dem digitalen Bildarchiv für Kunst- und Kulturwissenschaften Prometheus entnommen: siehe Bildquellen.

Abbildungsverzeichnis

* Abbildung 1: Porträt Hilma af Klints generiert mit der KI Midjourney.
* Abbildung 2: af Klint, Hilma (1915): Altarbilder, Nr. 3, Gruppe X, Öl auf Leinwand, 185 x 152 cm. [Zugriff am 21.06.24]
* Abbildung 3: af Klint, Hilma (1907): Die 10 Größten, Nr. 9, Hohes Alter, Gruppe IV, Tempera auf Papier, 320  x 238 cm. [Zugriff am 21.06.24]
* Abbildung 4: af Klint, Hilma (1907):  Die 10 Größten, Nr. 4, Jugend, Gruppe IV, Tempera auf Papier, 315 x 234 cm. [Zugriff am 21.06.24]