(un)sichtbar

Entspricht unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit?

ein Beitrag von Huyen Ha Thi, Nancy Schulz und Sarah Jämlich


(un)sichtbar

Was sehen wir wirklich? Wodurch werden wir abgelenkt? Wofür sind wir sogar blind? Tagtäglich begegnen uns tausende Impulse. Wir sind aktiv anwesend und glauben mit höchster Aufmerksamkeit, alle Informationen aufzunehmen. Doch tatsächlich nehmen wir nur das wahr, was in unserem begrenzten Aufmerksamkeitsfokus steht, dabei bleiben viele visuelle Reize unbeachtet. Ein Phänomen, welches in Fachkreisen Veränderungsblind- heit / gradual change blindness genannt wird. In der Ausstellung wird das Video (un)sichtbar gezeigt, in welchem durch eine Aneinanderreihung von Bildsequenzen Kunstwerke sukzessive verändert werden und schlussendlich in ein anderes Gemälde übergehen. Im Vordergrund der Gemälde sind die Künstler*innen selbst zu sehen. Durch ihre lebendige Mimik abgelenkt, entgehen uns jedoch viele Veränderungen, die sich im Hintergrund ereignen. 

Sequenz aus Video (un)sichtbar

Deepfake-KI oder manuelle Bearbeitung?

Beides! Im Zentrum steht ein Video in Endlosschleife, das auf subtile und doch eindringliche Weise die künstlerische Verbindung zwischen manueller Manipulation und KI-gestützter Verarbeitung beleuchtet. Die sich verändernden Porträts von Künstler*innen der Moderne im Vordergrund wurden mit Unterstützung der Deepfake KI-Technologie Deep Nostalgia von MyHeritage erstellt. Im Anschluss wurden sie zusammen mit den Kunstwerken in den Bild- und Videobearbeitungsprogrammen Photoshop und After Effects bearbeitet. Mit dieser Software wurden kleine Bilddetails der Kunstwerke verändert.

Was wird sichtbar?

Das Ergebnis einer Kombination aus KI generierten Deepfake-Porträts, manueller Bildbearbeitung sowie der Werkbetrachtung ausgewählter Künstler der Moderne wird sichtbar! Gewöhnlich stehen Künstler*innenportraits und die Werke in Ausstellungen nebeneinander. Hier bilden Portrait und Kunstwerk eine neue Einheit und lassen den/die Ausstellungsbesucher*in darüber hinaus das visuelle Phänomen der Veränderungsblindheit selbst erleben. Besonders prädestiniert sind dafür sich bewegende Bilder. Nicht zuletzt durch unser begrenztes visuelles Kurzzeitgedächtnis bleiben sich langsam ändernde Dinge unbemerkt. Mit dem Video (un)sichtbar öffnen sich nicht nur Kontraste zwischen Merklichkeit und Unmerklichkeit, sondern auch zwischen tatsächlicher und virtueller Realität. Eine Gegenüberstellung der Anfang- und Endsequenzen ist im Ausstellungskatalog abgebildet.

Sequenz aus Video (un)sichtbar

Video (un)sichtbar

KI-Tools

* Deep Nostalgia von MyHeritage

Quellen

* Frida Kahlo (1940). Selbstportrait. Harry Ransom Center. University of Texas at Austin. TX. USA.
* Frida Kahlo (1943). The Bride Frightened at Seeing Life Opened. Standort: unbekannt.
* Henri Matisse (1918). Selbstportrait. Minneapolis Institute of Art. Minneapolis. MN. USA.
* Henri Matisse (1906). Bonheur de vivre. Philadelphia. PA. USA.
* Spiegel Online. (2005, August 23). Ausgetrickste Wahrnehmung: Blind für den Wechsel. Zugriff am 10.06.2024.
* Science Online. (n.d.). Visuelles Kurzzeitgedächtnis ist vielschichtiger als angenommen. Zugriff am 10.06.2024. 
* Vincent van Gogh (1887). Selbstportrait. Van Gogh Museum. Amsterdam. Niederlande.
* Vincent van Gogh (1888). The Night Café. Yale University Art Galery. New Haven, CT. USA.