Pinselstriche und Pixel

„Ich denke an nichts, wenn ich male, ich sehe Farben.“

(Paul Cézanne, 1839-1906)

ein Beitrag von Emma Domin, Johanna Kuritz, Lukas Merkel und Frauke Orlick


Farben und Formen der Klassischen Moderne

Die Klassische Moderne beherbergt in der Kunst vielfältige Stilrichtungen, die den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Kunstgeschichte ankündigen. Durch die Erfindung der Fotografie im Jahr 1826 wandelte sich der Fokus der Künstler*innen vom Anspruch der naturalistischen Darstellungsweise in der Malerei hin zur Erkundung des Selbst und der Gesellschaft durch die Verwendung neuer Ausdrucks- und Stilmittel. In der Auseinandersetzung mit Farben sowie der Wirkung von Kontrasten und Harmonien erkannten die Künstler*innen einen Wert, der auch bei heutiger Rezeption ihrer Kunstwerke spürbar ist. Durch die Variationen des Abstraktionsgrades und der Abwendung von figurativen Darstellungen nehmen die Farben eines Gemäldes einen verstärkten Symbol- und Empfindungscharakter an. In Verbindung mit KI-Tools haben wir eine alternative Anordnung der Farben der Moderne geschaffen, welche eine neue Sichtweise auf ihre Verwendung eröffnen soll.

Quantitative Farbanalyse

Zunächst wurde das KI-Tool ChatGPT genutzt, um die bedeutendsten Werke der zehn bekanntesten Maler*innen der Klassischen Moderne zu ermitteln. Da hierbei jedoch zum Teil Zweifel an der Korrektheit der Antworten aufkamen, wurden diese im Anschluss überarbeitet. Hierfür wurde die KI separat zu jedem einzelnen der zehn Künstler*innen gefragt, welches das tatsächlich bekannteste Werk sei. Diese Antworten bildeten letztlich die Grundlage für die weitere Bildanalyse, für welche ebenfalls ChatGPT genutzt wurde. Jede Malerei wurde hinsichtlich ihrer quantitativen Farbverteilung untersucht. Die berechneten prozentualen Ergebnisse, welche durchschnittliche Farbtöne in Form von Hexadezimalcodes darstellen, wurden mit Hilfe von ChatGPT in entsprechend große rechteckige Farbflächen auf neue Bilder im Format 1550px mal 1550px übersetzt.


Manuelle Überarbeitung der KI-Bilddateien

Beim Vergleichen der von ChatGPT erstellten Bilddateien mit den tatsächlichen Gemälden der zehn Künstler*innen wurde letztlich festgestellt, dass die von der KI verwendeten Farben zum Teil stark von den Farben in den Malereien abwichen. Darüber hinaus ergaben sich Differenzen bezüglich einer annähernd exakten Repräsentation der prozentualen Farbverteilung. Deswegen wurden die KI-Ergebnisse im Nachhinein manuell mit Hilfe von Photoshop überarbeitet. Um genauere Durchschnittsfarben ermitteln zu können, wurde Procreate als weiteres Werkzeug herangezogen. Mittels dieser App wurden zu jedem Gemälde entsprechende Paletten mit durchschnittlichen Farbtönen erstellt, welche im Anschluss in die neuen Bilddateien implementiert wurden. Außerdem wurden Größenanpassungen der Farbflächen vorgenommen, indem diese eigenständig berechnet wurden. Die finalen Bilddateien sowie die originalen Gemälde können hier betrachtet und verglichen werden.

KI-Tools

* ChatGPT

Quellen

* Baatz, Willfried (2008): Geschichte der Fotographie. Ein Schnellkurs. Köln: DuMont Buchverlag.
* Frieda Kahlo (1944): „Die gebrochene Säule“ (Stand 12.06.2024).
* Georgia O’Keeffe (1932): „Jimson Weed/White Flower No.1“ (Stand 12.06.2024).
* Henri Matisse (1909): „Der Tanz“ (Stand 12.06.2024).
* Joan Miro (1925): „Die Geburt der Welt“ (Stand 12.06.2024).
* Kazimir Malevich (1915): „Schwarzes Quadrat“ (Stand 12.06.2024).
* Marc Chagall (1915): „Der Geburtstag“ (Stand 12.06.2024).
* Pablo Picasso (1937): „Guernica“ (Stand 12.06.2024).
* Paul Klee (1932): „Senecio“ (Stand 12.06.2024).
* Piet Mondrian (1930): „Komposition II in Rot, Blau und Gelb“ (Stand 12.06.2024).
* Wassily Kandinski (1913): „Komposition VII“ (Stand 12.06.2024).