Wo Wolle ist, ist auch ein Weib

„Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt und sei es nur zum Zeitvertreib.“ – Oscar Schlemmer

Geleitet von diesem Zitat entsteht ein ca. 1 x 1,50 m großer gehäkelter Wandteppich, inspiriert von Textilarbeiten der Bauhaus-Künstlerin Gunta Stölzl. Den Entwurf lieferte eine KI.

Ein Beitrag von Lilli Bach, Sophie Catenhusen, Julia Heidel, Helene Tarrach, Emily Welwarsky, Lina Weißflog


Zu Beginn

Das Bauhaus wollte laut seines ursprünglichen Manifests Menschen unabhängig des Geschlechts ausbilden, trotzdem fanden sich die Schülerinnen meist in der Textilwerkstatt, statt der anderen – “männlicheren” – Werkstätten, wieder, mussten mehr bezahlen und wurden vom männlichen Meisterrat als deutlich unerwünscht behandelt.
Das darauf anspielende Zitat „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib“ von Bauhausmeister Oskar Schlemmer dient unserer ausschließlich weiblichen Arbeitsgruppe als trotzigen Titel.
Es entstand die Idee, einen Teppich von KI gestalten zu lassen, der sich in Komposition und Farbigkeit an den Arbeiten der Künstlerin Gunta Stölzl orientiert, und diesen Entwurf dann zu realisieren.

In der Textilwerkstatt wurde überwiegend gewebt. Gehäkelt wurde kaum, es ist lediglich eine einzige Häkelmütze aus der Werkstatt bekannt.
Da jedoch KIs keine Webmuster anfertigen können, die über einfache Handlungsanweisungen hinausgehen, aber durchaus ausführliche Häkelentwürfe, entschieden wir uns für letztere Technik.

Im Prozess

Zunächst versuchten wir, uns von einer text-to-text-KI wie ChatGPT ein Muster in Häkelkurzschrift schreiben zu lassen. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen wurde diese Idee zugunsten einer bildbasierten KI verworfen, da die Entwürfe nicht die nötige Komplexität aufwiesen. 

Häkelstück nach einem Entwurf von ChatGPT
ca. 22 x 7 cm, Wolle und Acrylgarn

von ChatGPT geschriebenes Häkelmuster

Deswegen entschlossen wir uns, mit der image-to-image-KI midjourney zu arbeiten und einen visuellen Entwurf entwickeln zu lassen. Der Wandteppich „Schlitzgobelin Rot-Grün“ von Gunta Stoelzl wurde der KI als Referenz zur Verfügung gestellt, die daraus mit folgendem Prompt  einen „eigenen“ Entwurf erstellte:

Bild: Jennifer Mei „Tapiseria stworzona przez Guntę Stölzl w latach 1927-1928“ CC 2.0

Der finale Entwurf kann weder in Originalität, Komposition, Geometrie oder Farbigkeit an die Arbeit von Gunta Stölz heran reichen.

Finaler Entwurf von midjourney

Am Ende

Das Endergebnis ist ein 1 x 1,50 m großer, von Hand gehäkelter Wandteppich. Der Entwurf der bildbasierten KI wurde als Grundlage genutzt und mit den verfügbaren Garnen umgesetzt. Die Größenverhältnisse weichen teilweise etwas ab, die Strukturen variieren. Der handwerkliche Prozess von sechs unterschiedlichen Menschen weicht an vielen Stellen von dem generierten Bild ab. Häkeln ist eine der wenigen Techniken, die noch nicht maschinell möglich sind. Bewusst sollte hier mit der Juxtaposition aus Handwerk und Technisierung, Machine-Learning und fehlender Maschinisierung gespielt werden.
Das Werkzeug KI hat uns einen Entwurf geliefert und so sind unsere Hände zum Werkzeug der KI geworden.

Endprodukt: „Wandteppich“, 1 x 1,5 Meter, Wolle und Acrylgarn

KI-Tools

* midjourney
* ChatGPT

Quellen

* Bauhaus- Kooperation (o.D.) Meister und Weberinnen.
* Bauhaus-Archiv (o.D.) textil.
* Bauhaus Kooperation (o.D.) Gunta Stölzl
* Gunta Stölzl (1927/28). Schlitzgobelin Rot-Grün. Dessau.