Feinmechaniköl

Neustädter Fundstücke

Feinmechaniköl

105 × 45 × 45 mm
Feinmechaniköl in Flasche (Glas, Kunststoff)
Fundort: Ludwigstraße 28, 04315 Leipzig
Funddatum: 19. April 2012

„Läuft wieder wie geschmiert!“ Dieser Satz zauberte Emil Pohl immer wieder erneut ein Lächeln auf seine Lippen und er hat ihn wohl zur Genüge in seinem Leben gehört.

Emil Pohl war Feinmechaniker in einem kleinen Fahrradreparatur-Geschäft in Leipzig Zentrum. Pohl erinnerte sich häufig an damals zurück: pfeifende Luftpumpen, ratternde Fahrradketten und klackernde Speichen trugen zur Alltagsmelodie der kleinen Werkstatt bei.

Pohl genoss es, sich eine Pfeife zu stopfen, anzuzünden und mit nachdenklicher Mine den Grund eines schlecht laufenden Fahrrads aufzuspüren. Er wackelte dort, schraubte da oder fettete die, meist laut quietschenden, Fahrradketten ein. Wichtigstes Arbeitsmittel bei der Beseitigung komischer Geräusche war damals das Feinmechaniköl ORA • MOL.

Nach Umzug und Erweiterung des kleinen Reparatur-Geschäfts Preisser in die Gabelsberger Straße war Pohl bereits Rentner. Nach zwei Jahren Ruhestand und, laut Pohl, viel zu viel Freizeit, beschloss er, das alte Reparatur-Geschäft anzumieten und sich eine eigen, kleine, private Werkstatt einzurichten. Nur fünf Minuten Fußweg trennten ihn von seinem Zuhause – ein Grund dafür, dass Pohl die meiste Zeit des Tages in seiner Arbeitsstätte verbrachte.

Nachdem Pohl gestorben ist, verfiel die Werkstatt. Niemand kümmerte sich um das kleine Geschäft: es wurde nicht wieder vermietet und auch nicht ausgeräumt. Es stehen kleine Feinmechaniköl-Fläschen auf den Fensterbänken, welche für Pohl wohl die wichtigsten Zeitzeugen seines Mechanikerlebens waren.

Ein Tropfen Feinmechaniköl auf die quietschende Fahrradkette. Emil Pohl würde lächeln: „Läuft wieder wie geschmiert, oder?“

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Autor
Madlen Avram

 

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