Türfragment

Türfragment

Neustädter Fundstücke

Türfragment

125 x 40 x 20 mm
Holz, Metall
Fundort:Mariannenstraße 31
gefunden am 18. April 2012

Bei diesem Stück Holz handelt es sich um ein Fragment der Eingangstür des Hauses Mariannenstraße 31 in der Leipziger Neustadt.

Die Mariannenstraße verbindet, auf einer Länge von insgesamt über 1.135 Metern, die beiden Stadtteile Neustadt und Volkmarsdorf und reicht bis zur Gemeinde Sellerhausen. Der erste Straßenabschnitt, zwischen Neustädter Straße und Hermann-Liebmann-Straße, entstand im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts; später wurde die Straße geradlinig in östlicher Richtung erweitert. Bebaut wurden die ehemaligen Wirtschaftsflächen des Ritterguts Schönefeld; Grund waren der fortschreitende Bau der Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden, die einsetzende industrielle Entwicklung sowie der damit verbundene Bedarf an neuen Wohnflächen. So entstand auf dem Gebiet links der Eisenbahnlinie langsam eine eigenständige Gemeinde, mit der Heilig-Kreuz-Kirche als Mittelpunkt.
Das Gründerzeithaus in der Mariannenstraße 31, erbaut um 1870, ist eines von vielen historischen Gebäuden dieses vergleichsweise jungen Stadtteils. Die Neustadt beherbergt von ihrer Entstehungszeit bis heute vorwiegend Arbeiter und Einwanderer. Deshalb ist die Gegend von jeher mit Vorurteilen behaftet und gegenwärtig von Leerstand sowie zunehmendem Verfall geprägt. Doch im Zuge der geplanten Aufwertung und Erneuerung des Leipziger Ostens wurde der gesamte Stadtteil zum „Sanierungsgebiet Neustädter Markt“ erklärt, dessen Instandsetzung im Zeitraum von 1992 bis 2015 durchgeführt werden soll.
Als typisches Arbeiterquartier ist die Mariannenstraße 31 in ihrer Gestaltung eher zweckorientiert als repräsentativ gehalten. Nach einer längeren Phase des Leerstandes soll das Haus in naher Zukunft saniert werden. Doch oft genug geht bei Sanierung, die auf Rentabilität und Modernisierung ausgerichtet ist, ein Großteil der erhaltenswerten Historie der Gebäude verloren.
Die Geschichte des besagten Hauses zeigt sich vor allem an seiner alten Eingangstür: Sie zeigt die Gebrauchs- bzw. Verwitterungsspuren eines langen Lebens und die Jahre des Leerstands. Doch ein alter Briefkasten mit Namensschild hängt noch immer an der Tür; er erinnert an bewohnte Zeiten. Ob die zukünftigen Bewohner der modernisierten Mariannenstraße 31 auch wieder Arbeiter und Migranten sein werden, ist fraglich.
So bleibt abzuwarten, inwieweit die Historie des alten Arbeiterhauses – und die des gesamten Stadtteils – nach der Fertigstellung des großflächigen Sanierungsvorhabens ersichtlich bleibt. Das Schicksal der alten Tür allerdings ist besiegelt: Sie wird durch eine neue ersetzt und landet, zusammen mit vielen Erinnerungen des Hauses und seiner Bewohner, auf dem Müll.

Doch dieses kleine Stück bleibt erhalten. Vielleicht eröffnet es dem Betrachter eine Tür in die Vergangenheit.

Quellen:
Geschichte der Neustadt
Sanierungsgebiet Neustädter Markt
Stadtentwicklung

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Autor
Christiane Knoll