Alltag im All

Alltag im All. Sich wiederholende Muster, geregelte Abläufe, monotones, normales Leben. Das klingt langweilig und ganz und gar nicht nach einem Aufenthalt im Weltraum, oder?
Doch gerade dort leben die Besucher der Schwerelosigkeit nach festgelegten Abläufen und Regeln, denn ohne diese wäre ein Leben dort nicht möglich.

Der Aufstieg ins All dauert gerade mal acht Minuten. Danach steht schlagartig alles Kopf, es gibt kein unten und oben mehr. Wenn die Astronauten dann nach 6 Stunden an die Internationale Raumstation ISS andocken, haben sie ihr Zuhause für die nächsten paar Wochen erreicht.  Ein Zuhause, welches das größte (110 m × 100 m × 30 m) künstliche Objekt im Erdorbit ist.

Doch wie sieht also so ein Alltag auf der ISS aus? Arbeiten, essen und schlafen – doch die Schwerelosigkeit macht alles anders und wesentlich komplizierter.

An Bord der ISS gehen die Uhren wie in London, und der Tag beginnt früh.Der erste Punkt auf der Tagesordnung ist die allmorgendliche Planungskonferenz, um 8:45 Uhr. Die ist für alle Astronauten Pflicht, dort müssen sie pünktlich und ausgeschlafen erscheinen. Es ist jedem selbst überlassen wie früh er davor aufsteht. Wer zeitig auf den Beinen ist hat aber noch genug Zeit um vorher zu frühstücken und seine Morgentoilette zu erledigen. Diese Zeit heißt Post-Sleeping-Phase.
Gar nicht so anders als auf der Erde, oder?  Doch die Ausführung von dem Frühstück und dem Gang ins Badezimmer gestaltet sich im All etwas anders. Fließendes Wasser gibt es auf der ISS nicht. Es würde in Gestalt vieler Tröpfchen unkontrollierbar durch den ganzen Raum fliegen und möglicherweise irgendwo in empfindlichen elektronischen Geräten hängen bleiben. Ebenso wie Wasser durch den Raum fliegen würde, machen es auch alle anderen Sachen. Deswegen sind zum Beispiel Socken, Zahnpasta oder die Zahnbürste mit Klettverschlüssen an die Wand angebracht. Größere Gegenstände wie Schuhe oder Kleidung werden mit Gummibändern an den Wänden festgehalten.

Die Dusche wird durch nasse Handtücher ersetzt. Das Zähneputzen sieht erst mal gar nicht so anders aus, als wir es aus dem heimischen Badezimmer kennen. Eine entscheidende Sache ist aber anders: die Zahnpaste ist essbar. Bei dem Zähneputzen bleibt der Mund auch fest verschlossen, damit nichts von der Flüssigkeit nach draußen gelangen kann, und danach wird sie einfach herunter geschluckt.

Danach schnell den Overall an, und zum Frühstück ein krümelfreies Bisquit essen. Teigwaren haben auf der ISS die Konsistenz von Tortillas, damit keine Krümel entstehen können, die dann in der Raumstation herumfliegen.
Ab 9:15 Uhr beginnt der Arbeitstag und jeder arbeitet individuell an seinen Experimenten weiter. Pflicht jeden Tag ist ein 2,5 Stündiges Fitnessprogramm, damit sich die Muskeln nicht zurück bilden und das Skelett der Astronauten nicht zu weich wird.

Um 12:00 Uhr ist eine einstündige Mittagspause. Das Essen auf der ISS besteht aus einem Speiseplan, den die Astronauten sich schon auf der Erde aus über 100 Gerichten zusammenstellen konnten. Der Käse, Nudeln mit Soße oder das Gemüse kommen dann gefriergetrocknet oder in Konserven auf den Tisch. Das Abendessen muss dann nur noch befeuchtet und aufgewärmt werden. Die Schwerelosigkeit lässt die Schleimhäute anschwellen und der Appetit sinkt wie bei einer Erkältung. Das hat zur Folge, dass das Essen nicht so gut schmeckt. Bevorzugt werden deswegen vor allem salzige Nüsse oder scharf gewürzte Gerichte wie zum Beispiel Chilli. Salz und Pfeffer sind aufgrund der Schwerelosigkeit in Öl eingelegt. Getrunken wird aus silbernen Vorratstüten mit Strohhalm.
Gegen 18 Uhr versammeln sich alle Astronauten zum Abendessen. Von 19:00 bis 19:30 Uhr findet die Abendkonferenz mit den Bordstationen statt. Sie berichten von ihrem Arbeitstag, den Experimenten, Ergebnissen oder aufgetretenen Problemen. Um 20 Uhr ist Feierabend und die Pre-Sleep-Phase beginnt, jeder hat nun Zeit für private Dinge wie Telefonate mit der Familie, Musik hören oder einfach die Aussicht auf den blauen Planeten genießen.

Am Ende des Tages gegen 22:15 Uhr zieht sich jeder Astronaut in seine Schlafkabine zurück. Dort schlüpft man in seinen Schlafsack, der am besten auch an einer Wand befestigt ist, damit er nicht samt Inhalt durch die Internationale Raumstation schweben kann.

 

 

Jule Hegmann

 

 Weltraumspaziergang

 

 

Quellen:
http://www.br.de/themen/wissen/iss-astronaut-leben-weltall-100.html https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Raumstation

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