Komponierter Kosmos

 

 

 

 

 

 

 

 

Verzerrte Synthesizer-Töne, sich wiederholendes Piepsen und Rattern und nicht zuordenbare Geräusche legen Assoziationen zu dem noch größtenteils unerforschten Weltraum nahe. Musik, die Bezug zum Weltraum nimmt, basiert häufig auf elektronisch erzeugten Klängen.

Die nachfolgenden Musikbeispiele, illustrieren zunächst die beschriebene Verbindung des Weltraumthemas mit elektronischer Musik:

Kraftwerk – The Robots

Charlie – Spacer Woman

The B-52’s – Planet Claire

Das Thema »space« scheint in der Musik, sowie in der Mode und Inneneinrichtung mit einer spezifischen (Klang-)Ästhetik verbunden zu sein. Die online Klang-Bibliothek soundsnap liefert beispielsweise 5435 Soundsequenzen zu dem Suchbefehl »space«. Diese fußen zu großen Teilen auf elektronisch erzeugten Tönen.

Woher kommt diese enge Verbindung von elektronischer Musik zu dem Klang des Weltalls? Obwohl wir eigentlich nicht in der Lage sind zu wissen, wie das All klingt. Denn im Weltraum herrscht ein Vakuum, wodurch sich Schallwellen nicht verbreiten können und wir sie dementsprechend nicht wahrnehmen (Eine genauere Beschreibung zu diesem Phänomen lässt sich in der Beschreibung zum Exponat Weltklang von Jana in der »WE NEED MORE SPACE-Ausstellung« finden.).

Ein Grund für die einleuchtende Assoziation von Elektro-Musik und Raumfahrt könnte in gemeinsamen Anfängen der Dinge liegen. Der Beginn der elektronischen Musik, sowie die Raumfahrtentwicklung stehen in enger Verbindung mit physikalischen und naturwissenschaftlichen Entdeckungen. Wurzeln elektronischer Musik lassen sich zum Beispiel in dampfbetriebenen Musikinstrumenten finden oder in physikalischen Experimenten zu elektrischen Schwingungen. 1897 entwickelte Thaddeus Cahil das sogenannte Teleharmonium. Das 200 Tonnen schwere, dampfbetriebe Instrument wandelte Töne in elektrische Spannungen um. Leon Theremin erfand 1920-1928 als Leiter des physikalisch-technischen Instituts in Leningrad eine Konstruktion, welche hörbare Töne erzeugte, indem zwei hochfrequentierte nicht mehr hörbare Töne übereinandergelegt wurden. Elektronische Musik folgt vielmals dem Prinzip, Töne oder Schwingungen mittels technischer Geräte in hörbare Frequenzen umzuwandeln. Mit den möglichen Klängen im Weltraum verhält es sich ähnlich, sie sind für den Menschen nicht direkt wahrnehmbar. Erst durch entsprechende Geräte können Menschen beispielsweise die Reibungen verschiedener Atome als Klänge erfahren.

Nicht nur der Aspekt der Erschaffung von der Wahrnehmbarkeit von Tönen lässt eine Verbindung zu dem Klang des Weltraums zu. Auch die unkonventionellen Möglichkeiten mit aufgenommenen Tönen umzugehen schaffen diese Verbindung.  1950 wurde in Paris durch die Tonaufnahme auf Magnetband neue Bearbeitungstechniken möglich. Nun konnte man die Aufnahmen zerschneiden und neu zusammensetzen, deren Geschwindigkeit und Tonhöhen verändern und dadurch völlig neue Klangwelten entstehen lassen. Diese Bearbeitungstechniken wurden durch die Entwicklung von Computern noch erweitert. 1979 gelang es erstmalig durch den von Kim Ryrie und Peter Vogel in Australien entwickelten Fairlight Musikcomputer die Töne dieser Welt nicht nur zu speichern, sondern sie auch beliebig zu transformieren.

Unbekannten Raum im All mit den bisher nicht bekannten Klangwelten der elektronischen Musik zu assoziieren liegt nahe. Spannend ist der Aspekt, dass die Geräte zur Übersetzung der Schallwellen in Töne von Menschen gemacht sind. Sie können mitgestalten, wie sich die hörbar gemachten Töne letztendlich anhören. Wäre es möglich völlig andere Klänge in der Übersetzung zu erzeugen und mit dem Weltraum in Verbindung zu setzen? Vielleicht ist es an der Zeit den Klang des Weltalls neu zu erfinden.

Das Instrument auf dem Foto heißt übrigens Stylophone und ist eine Art Miniatur Key-Board. Es wandelt, wie oben beschrieben, Schwingungen in Töne um, indem man mit dem Stift (Stylo) einen Stromkreis schließt. Hinten am Stylophone befindet sich ein Rädchen, mit welchem sich die Töne verzerren lassen. In der Ausstellung findest du neben dem Stylophone eine Liste mit Kompositions-Anregungen, um zum Beispiel die Schwingungen der Saturnringe zu vertonen. David Bowie verwendete dieses Instrument übrigens 1969 für den Song »Space Oddity«.

 

Jeanne Schmidt

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Quellen:

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