Gefahren aus dem All

Vollbild

Im Weltraum sind wir umgeben von unzähligen Planeten, Sonnen und anderen Himmelskörpern. Der Begriff „Erdnahe Objekte“ (engl.: near-Earth object) bezeichnet jene Asteroiden, Kometen und Meteoriden, die nach bisherigen Beobachtungen die Erdumlaufbahn kreuzen. Sollten sie mit unserem blauen Planeten kollidieren, könnten die Auswirkungen verheerend sein.

Um solche Risiken abschätzen zu können, wird der Sternenhimmel ständig nach NEOs abgesucht und erfasst, welche Gefahren von ihnen ausgehen. Zur Einteilung der Ergebnisse werden zwei Maße verwendet: die Palermo- und die Turiner Skala. Sie geben an, welche Aufmerksamkeit wir den Objekten schenken sollten, basieren auf der Einschlagswahrscheinlichkeit, der Zeit bis zu dem potentiellen Einschlag und der geschätzten kinetischen Energie, also der zu erwartenden Zerstörungskraft.

Prominente Beispiele auf der Palermo-Skala sind (89959) 2002 NT7, der 2002 entdeckt und als erstes Objet überhaupt mit einem positiven Wert eingestuft wurde. Allerdings haben weitere Beobachtungen seine Gefahrenstufe schnell gesenkt. Auch (99942) Apophis erreichte kurzzeitig den Wert 1,8 für einen Einschlag 2029, der jedoch ebenfalls schnell stark reduziert wurde. Jedoch bleibt eine Einstufung von -2.93 für einen späteren Einschlag am 13. April 2036 bestehen. Die größte bekannte Bedrohung wird in dem Asteroiden (29075) 1950 DA gesehen, dessen Einschlag ein Großteil des Lebens auf der Erde beenden könnte. Da die Begegnung mit ihm allerdings erst im Jahr 2880 und ein tatsächlicher Einschlag nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0.012% zu erwarten ist, wird er auf der Palermoskala ebenfalls lediglich mit -1.42 gelistet.

Die Infografik visualisiert die Daten des Sentry-Systems der NASA, welches alle bekannten Himmelskörper mit einem Kollisionsrisiko erfasst. Dabei werden nur jene erdnahen Objekte dargestellt, für die mögliche Einschläge in den nächsten 100 Jahren vorausgesagt werden und die mit mindestens -6 auf der Palermoskala verzeichnet sind. Aus der Grafik sind vier Parameter zu den einzelnen Objekten abzulesen:

  • Einschlagswahrscheinlichkeit: Der Abstand zum Mittelpunkt gibt Auskunft über die kumulative Wahrscheinlichkeit eines Einschlags der Objekte. Die verwendete Skala ist logarithmisch, das heißt, dass sich die Wahrscheinlichkeit mit jedem Ring in Richtung Zentrum verzehnfacht.
  • Zeitpunkt des Einschlags: Für jedes erdnahe Objekt markiert der Punkt nur den erstmöglichen Einschlag, auch wenn für viele von ihnen mehrere – teils auch hunderte – mögliche Kollisionen errechnet wurden. Objekte ganz oben im Diagramm könnten uns schon 2017 treffen. Eine Vierteldrehung im Uhrzeigersinn (eine „Viertelstunde“) bedeutet einen um ein Vierteljahrhundert späteren Einschlag.
  • Palermoskala: Die Größe der Punkte spiegelt die Einstufung der Himmelskörper auf der Palermoskala wider, basierend auf der Tatsache, dass neben der Wahrscheinlichkeit des Einschlags die Größe des Objekts einen der maßgeblichsten Faktoren für den Wert auf der Skala darstellt.
  • Helligkeit: Die Färbung der Punkte korrespondiert mit ihrer Absoluten Helligkeit, die in Magnituden gemessen wird. Hierbei bedeutet eine kleinere Zahl eine höhere Leuchtkraft.

Die wohl entscheidenste Erkenntnis aus der Grafik ist die, dass uns erst in einem Dreivierteljahrhundert, nämlich mit 2010 RF12 im Jahr 2095, eine Kollision mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als einem Prozent vorausgesagt wird. Und aufgrund von dessen geringer Größe wäre ein Einschlag in seinen Auswirkungen sehr harmlos. Wenn wir also wie die Dinosaurier von einem Kometen ausgerottet werden wollen, müssen wir voraussichtlich noch eine ganze Weile auf unserem Planeten durchhalten.

Lukas Schletter

Zum HTML-Experiment

Link zur Internetpräsenz des Autors

Quellen

Sentry: Earth Impact Monitoring
The Spaceguard Centre

Zurück zur Startseite