Wissenstransfer, Plastik, Metall, c.a. 40x35x15cm
„Im Jahr 1900 ankerte ein griechisches Schwammfischerboot vor der nördlichen Küste des abgelegenen Inselchens Antikythera, um dort einen Sturm abzuwarten. Als sich der Sturm gelegt hatte, tauchte ein Fischer auf der Suche nach Schwämmen hinab und fand auf dem Meeresboden ein Schiffswrack. Verblüfft und aufgeregt erzählte er, dass er eine Menge toter nackter Frauen gesehen habe, die sich, nachdem man sie an die Oberfläche gebracht hatte, als griechisch-römische Bronzestatuen erwiesen. Außerdem fand man in dem Wrack Schmuck, Bronze, Keramik, Möbel und mit Wein gefüllte Amphoren. Das Schiff stammte aus dem 1. Jahrhundert vor Christus und war vermutlich von Rhodos nach Italien unterwegs gewesen.“
Manchmal navigiert man im Raum und stellt zur eigenen Verblüffung fest, dass man dabei auch in die Tiefen der Zeit navigiert ist. So mag es dem griechischen Fischer vor über 100 Jahren ergangen sein. Er fuhr aufs Meer hinaus und kam in einer 2000 Jahre von ihm entfernten Vergangenheit an. Solche Reisen durch Zeit und Raum unternimmt auch das kulturelle Wissen, denn es verbreitet sich nicht nur geografisch, sondern auch über die Jahrhunderte hinweg. Das uralte Wissen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus wanderte so von Mesopotamien ins kleinasiatische Milet, von dort nach Athen, Alexandria, Rom, Byzanz, Bagdad, Kairo und wieder zurück nach Europa. Lange Zeit bewahrten die Muslime das antike Wissen auf, das im Europa zu Beginn des Mittelalters verloren gegangen war. Im Zuge der islamischen Expansion gaben sie es Europa zurück und machten damit die europäische Neuzeit möglich. Einen geografischen Brückenkopf bei diesem gewaltigen Wissenstransfer bildete Alexandria, die zweitgrößte Stadt der Antike, die in ihrer legendären Bibliothek das gesamte naturwissenschaftliche, technische und medizinische Wissen der Griechen aufbewahrte. Diese große Stadt liegt noch heute direkt am Meer und verbreitete schon vor hunderten von Jahren Ihr Wissen über Land und auch über das mystische Wasser. Das Motiv des Meeres und des Wasser ist schon in der Antike von großer Bedeutung gewesen. Poseidon, Gott des Meeres ist wohl jedem ein Begriff. Er regierte über das tobende Meer und das lebensspendende Wasser, das Nahrung für Pflanzen, Tiere und Menschen unabdingbare Lebensvoraussetzung ist. Mit ihm zusammen belebten noch andere menschenähnliche Mischwesen (Chimären) das Meer und tauchen in vielen Mythen als namenlose Wesen auf. Diese Wasserwesen wecken seit jeher das Interesse der Dichter und Schriftsteller. In vielen Kulturen und Zeiten lassen sich Erzählungen über sie ausfindig machen. In den antiken Mythen faszinierten die noch namenlosen Nymphen, Sirenen und Nixen mit ihrer geheimnisvollen Gestalt. Die Nixe, die Vereinigung von Wasser und Tod wurde die „tötende“, die „verschlingenden“ Mutter genannt. Ihr Gegenstück ist die Wasserfrau die auch „Wassermutter“ genannt wurde und Schutz, Segen, Liebe und Leben spendet. Sie wird oft mit einem menschlichen Oberkörper und schuppenbedecktem Fischschwanz beschrieben. Häufig haben sie aber auch menschliche Gestalt oder die von anderen Wassertieren…
Das Meer hält wohl noch viele andere interessante Geschichten und wissenswertes aus der Antike für uns bereit. Und war wohl damals ein Symbol von Wissen und Kultur, so wie heute der Schulranzen als Ausdruck schulischer Bildung.