Diode

Artefakte moderner Archäologie

Diode
21 × 8 × 6 mm
Kunststoff, Metall
Fundort: Leipzig
gefunden am 03. Oktober 2010

Auf dem nächtlichen Weg nach Hause fand ich diese kleine Diode. Sie lag auf dem Fußweg, angestrahlt von einer Straßenlaterne, so dass ich nicht erkennen konnte, ob sie an oder aus war. Erst, als ich mich von der Laterne entfernte, konnte ich das Licht der Diode leuchten sehen und war erstaunt, wie hell es war. Da fiel mir ein, was mir mein Großvater über das erste elektrische Licht im Haushalt seiner Eltern berichtet hatte sowie die heute stetig zunehmende Lichtverschmutzung des Nachthimmels. Mein Großvater erzählte, dass obwohl das neue elektrische Licht unangenehm grell war, die Birnen weder abgeblendet noch hinter Schirmen versteckt wurden. Ein Stück Behagen höre damit auf, fügte er hinzu und wies des Weiteren daraufhin, dass man nun immerhin das neue Licht habe und mit der Zeit gehen könne. Meinem Großvater fiel zudem auf, dass durch die zunehmende Industrialisierung am Anfang des 20. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Häufung von künstlichem Licht in den Städten, ein klarer Blick in den Nachthimmel zunehmend erschwert wurde. Diese Beobachtung wurde auch durch eine Schweizer Studie belegt, die herausfand, dass in dicht besiedelten Gebieten nur noch 200 bis 500 Sterne mit bloßem Auge zu sehen sind. Um 1900 waren noch bis zu 2500 Sterne mit dem bloßen Auge erkennbar. Auf unserem Heimatplaneten können wir zu jeder Tageszeit mit Hilfe von elektrischen Licht auch die Dinge erkennen, die uns eigentlich durch die natürliche Dunkelheit der Nacht verborgen sind, doch ausgedehnte lichtschwächere Objekte wie z.B. die Milchstraße, die Andromedagalaxie und die Magellansche Wolke sind  nur noch in den wenigen dünn besiedelten Gebieten ( z.B. Die Atacamawüste im Norden Chiles, der nördliche Kaukasus) der Erde sichtbar. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich beim Betreten meiner Wohnung das Licht anschalten wollte. Die Birne brannte durch und ich stand im Dunkeln. Zum Glück hatte ich die Diode gefunden, mit ihrer Hilfe tastete ich mich weiter in der dunklen Wohnung vor, bis ich den nächsten Lichtschalter erreichte.

Dabei merkte ich, dass mein Leben sehr von künstlichen Lichtquellen bestimmt ist und eine Umstellung in dieser Gesellschaft wohl kaum möglich ist. Was ich eigentlich schade finde, da ich den Sternenhimmel gern vollständig sehen würde. Dafür muss ich wohl nach Chile reisen.

Quellen

trauerspielzeug-lichtverschmutzung

dark_sky

sternwarte-singen

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Autor
Salomon, Franziska