Zwirn

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Artefakte moderner Archäologie

Zwirn
40 x 55 x 40
Leinenzwirn
Fundort: Klinga
gefunden am 24.04.2011

Die Spule Zwirn wurde im Nähkästchen auf dem Dachboden eines alten Bauernhofes gefunden. Sie befand sich zwischen allerlei altem Nähwerkzeug. Das Garn ist cremefarben und leicht vergilbt. Es handelt sich hierbei, laut Banderole um eine Bastfaser.

Auf der Suche nach einem Artefakt vergangener Zeiten begab ich mich auf den Dachboden eines alten Bauernhofes. Inmitten des ausrangierten Mobiliars befand sich ein brauner verstaubter Kasten. Bei näherer Betrachtung stellte sich dieser als Nähkästchen heraus.
Beim Öffnen dessen flogen mir Nähspulen, Nadelkissen und Knöpfe entgegen und gaben den Blick auf einen zweiten Boden frei. Vorsichtig mit dem Finger herausgehoben, offenbarte sich ein kleines
Sammelsurium handarbeitlicher Gegenstände. Zwischen ihnen befand sich eine Zwirnspule mit der
Aufschrift: „Hirschfelde V.V.B. Bastfaser Leinen-Nähmaschinen-Zwirn“.

Anschließende Recherchen stießen auf die Internetpräsenz der VEB Vereinigte Leinenindustrie Grosspostwitz. Die genannte Spinnerei bestand bereits seit dem Jahr 1804, wurde jedoch 2003 geschlossen.

Sie entstand mit der Gründung einer Leinenzwirnerei in einer alten Wassermühle und wurde 1845 samt des Bauerngutes und der Ziegelei aufgekauft und verwandelte sich in die erste Maschinenflachsspinnerei. Nach ihrem 100 jährigen Bestehen wurde die Flachsspinnerei Hirschfelde schließlich durch einen Volksentscheid enteignet und hieß zunächst VEB Flachsspinnerei Hirschfelde. In den 50er Jahren wurde sie schließlich nach dem Zusammenschluss mit anderen Textilbetrieben in VEB Oberlausitzer Flachsspinnerei und Leinenzwirnerei umgenannt. Nach dem Mauerfall bestand die Spinnerei noch weitere zehn Jahre und wurde anschließend stillgelegt.

In Zeiten, in denen Kleidung leicht zu erwerbende Ware ist und kaum mehr selbst genäht und geschneidert wird, gilt die leicht vergilbte Garnspule als ein Zeuge der Selbstverständlichkeit vergangener Zeiten, die Kleidung selbst zu nähen oder abzuändern. Die wenigsten Mütter geben ihren Töchtern die Fähigkeiten zu handarbeitlichen Tätigkeiten mit. Dieser Umstand hält nun seit mehr als 30 Jahren an und wird nun in der Gegenwart von zahlreichen Angeboten überrascht. So setzen sich wieder jüngere Menschen mit erfahrenen handarbeitlich begabten Frauen zusammen um von ihnen auf ein Neues Stricken, Nähen, Häkeln und der gleichen zu lernen.

Quellen

Website Hirschfelde – VEB Vereinigte Leinenindustrie

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Autor

Lydia Tuchelt

Artefakte moderner Archäologie