Schlüssel
ca. 70 × 30 × 5 mm
Schlüssel aus Metall
Fundort: Leipzig, Hedwigstraße 7
Funddatum: 19. April 2014
Peter erinnert sich. Es war so dunkel im Hausflur, dass der Schlüssel neben der Kellertür nur schwer zu erkennen war. Er brauchte einen Hocker um an den Schlüssel zu gelangen. Die Tür zum Innenhof knarrte entsetzlich wenn er sie aufschloss. In den folgenden Jahren wurde die Tür morscher und ließ sich irgendwann nicht mehr aufsperren. Dies war bis dahin der einzig funktionierende Zugang zum Innenhof. Da kein Zutritt mehr möglich war, verwahrloste dieser.
Im Jahr 2011 zog er mit seiner schwangeren Lebensgefährtin zurück in die Wohnung seiner verstorbenen Eltern. Beim Rundgang durch das Haus erinnerte er sich an die alte Tür zum Innenhof. Im Keller entdeckte er den verstaubten Schlüssel, der vergessen in der Ecke hing. Jedoch gelang es ihm nicht die Tür zu öffnen. In Absprache mit den Hausbewohnern wurde die Tür gewaltsam geöffnet. Bei der Begehung entstanden erste Ideen zur Neugestaltung und Nutzung des verwilderten Innenhofs. Auf der erstmalig stattfindenden Nachbarschaftsversammlung im Jahr 2012 wurde die Nachbarschaftsinitiative „Klingel mal“ gegründet. Als Symbol für die Initiative entschied sich die Hausgemeinschaft den von Peter wiederentdeckten Schlüssel zu verwenden. Der gut erhaltene Schlüssel ist 7 cm lang und mit einer Gravur versehen. Die Buchstaben P, B und W sind zu erkennen. Ihre Bedeutung lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Um Geld für das Projekt zu sammeln, veranstalteten die Hausbewohner auf Flohmärkten Kuchenbasare und verkauften Trödel. Um anfallende Kosten während der Bauphase möglichst gering zu halten, übernahmen die Bewohner größtenteils die Aufgaben selbst. Der Innenhof wurde komplett entrümpelt und vom Wildwuchs der letzten Jahrzehnte befreit. Angedacht wurde eine Grünfläche, Spielmöglichkeiten für Kinder, eine Grillstation, ein Platz zum Wäsche aufhängen und eine Gartennutzung. Im Zuge der Neugestaltung sollten Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen werden, die ein Kennenlernen der Nachbarschaft ermöglichen. An dem Projekt beteiligte sich nicht nur die Hausgemeinschaft. Nach und nach stieg das Interesse der Hausbewohner angrenzender Wohnhäuser. Aufgrund dieser Entwicklung wurden zwei weitere Zugänge zum Innenhof eingeplant. Das Projekt sollte nicht nur eine Neugestaltung des Innenhofs anregen. Viel mehr stand zunehmend der Aufbau einer intensiven Nachbarschaft im Vordergrund. Kontakte knüpfen, seine Mitmenschen näher kennenlernen und das Nachbarschaftsgefühl zu stärken, war den Bewohnern wichtig geworden. Das Projekt wurde innerhalb von zwei Jahren realisiert. Ohne den Einsatz und Zusammenhalt der Hausgemeinschaften wäre dies nicht möglich gewesen.
Am 28.05.2014 erfolgte die offizielle Einweihung des neugestalteten Innenhofes, den An- und Bewohner stolz präsentierten. Es entstand eine großzügige Grünfläche mit Sitzmöglichkeiten. Ein kleiner Spielplatz mit Sandgrube wurde für die Kinder gebaut und grenzt an die Grillstation. Auf Wunsch einiger Bewohner wird ein kleiner Teil des Innenhofes zur Bepflanzung von Obst und Gemüse genutzt. In Anwesenheit der Presse erhielt jeder Haushalt einen Schlüssel, der den Zugang zum Innenhof, auch von nun zwei weiteren Hauseingängen, ermöglicht. Das Leipziger Blatt berichtete in ihrer Ausgabe über das Projekt. Der Schlüssel hängt heute hinter einem Glaskasten an seinem alten Platz.
Leipziger Blatt 28.05.2014
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Autorin
Lisa Paschmann
Links
http://www.dietuer.org/
http://www.nachbarschaftsgaerten.de/