Zehnpfennigmünze

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Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013

Zehnpfennigmünze

21 × 21 × 1mm
Kupfer, Nickel
Fundort: Leipzig, Connewitz
Funddatum: 30.03.2013

Diese Münze aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs wurde von 1873 bis 1889 geprägt und 1924 außer Kurs gesetzt. Dieses Exemplar stammt aus dem Jahre 1894. Es war das Jahr, in dem Clemens Thieme den »Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig« gründete.

»Diese Münze ist etwas Besonderes« höre ich noch ganz genau meine Großmutter sagen, obwohl es nun schon mindestens 20 Jahre her ist, seit sie mir dieses Geldstück gab. »Diese Münze fand meine Mutter, deine Urgroßmutter, als sie 1913 mit ihrem ältesten Bruder Hilmar die Einweihungsfeier des Völkerschlachtdenkmals besuchte. Sie erzählte immer, dass die Münze einem feinen Herrn aus der Tasche gefallen sei, als dieser gerade eine Bratwurst kaufen wollte. Deine Urgroßmutter bückte sich und steckte das Geldstück in ihre Schürzentasche. Aber ob sie da nicht ein wenig geflunkert hat, das weiß ich bis heute nicht!« Ob geflunkert oder nicht, ich mochte diese Geschichte immer gern, denn immerhin war es durchaus möglich.

Am 18. Oktober 1913 wurde das Völkerschlachtdenkmal unter Anwesenheit vieler wichtiger Persönlichkeiten wie dem deutschen Kaiser, dem sächsischen König und verschiedenen deutschen Fürsten sowie österreichischen, schwedischen und russischen Staatsmännern feierlich eingeweiht.

Ebenfalls anwesend war der für die Errichtung des Völkerschlachtdenkmals wichtigste Mann: Clemens Thieme. Er gründete im Jahre 1894, dem Prägejahr der Zehnpfennigmünze, den »Deutschen Patriotenbund« und schuf damit die Vorraussetzung für die Errichtung dieses monumentalen Bauwerks.

Unmittelbar nach der Völkerschlacht gab es bereits Bestrebungen, ein Denkmal zu errichten, doch scheiterte dies jedes Mal an der Finanzierung des Vorhabens. Zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht legte man zumindest einen Grundstein für ein Denkmal, etwa einen Kilometer vom heutigen Standort entfernt. Doch die Euphorie hielt nicht lange, das Vorhaben verlief im Sande, nicht zuletzt wegen der geschichtlichen Ereignisse der folgenden Jahre. Erst knapp 30 Jahre später, 81 Jahre nach der Völkerschlacht, gelang es dem Leipziger Architekten Clemens Thieme die Grundlage dafür zu schaffen, dass in den folgenden 19 Jahren die Mittel für den Bau des Völkerschlachtdenkmals beschafft werden konnten: Er gründete am 26.04.1894 den »Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig«. Sein Plan war es, sich an die Vereine im ganzen Reich zu wenden und sie um Spenden für das gigantische Vorhaben zu bitten. Eine Mitgliedskarte kostete zwar nur 50 Pfennige, doch nach zwei Jahren zählte der Verein bereits über 90.000 Mitglieder. Clemens Thieme hielt im ganzen Reich Vorträge, um seine Vision zu verbreiten und möglichst viele Anhänger für seine Sache zu gewinnen. Dabei erwies sich vor allem das Volk als besonders patriotisch und zeigte ausgesprochen großes Engagement bei der Unterstützung seines Vorhabens. Thieme waren die Pfennige aus den Sparbüchsen der Schulkinder genauso wichtig wie die umfangreichen Spenden von Städten, Gemeinden, Königen und Fürsten. Trotz aller Bemühungen schaffte es Clemens Thieme nicht, allein durch den Verein die geplante Summe von 6 Millionen Goldmark zu sammeln. Daher gründete er zusätzlich Lotterien, um weitere Gelder einzutreiben. Zudem hatte Thieme wegen fehlender Mittel ein Darlehen aufnehmen müssen.

Parallel liefen die Bauarbeiten zum Denkmal, dessen Baumeister Clemens Thieme war. Die Pläne für das Völkerschlachtdenkmal schuf der Architekt Bruno Schmitz nach den Vorgaben Thiemes. 1898 begannen die Ausschachtungsarbeiten; die Grundsteinlegung bzw. die Verlegung der im Jahre 1863 gelegten Grundsteine auf das neue, von der Stadt gestiftete Areal folgte zwei Jahre später.
Thieme erhob Eintrittsgelder für die Besichtigung der bereits fertig gestellten Teile des Völkerschlachtdenkmals und sicherte somit den ständigen Fluss an finanziellen Mitteln, sodass keine Stagnation des Projektes entstand. Die Schlusssteinlegung fand am 13.05.1912 statt, 14 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten.

Bis zur feierlichen Einweihung des Völkerschlachtdenkmals am 18.10.1913 hatte Thieme mit Hilfe des »Deutschen Patriotenbundes« eine Summe von 5.116.077 Mark gesammelt. Zu diesem Zeitpunkt fehlten zu den veranschlagten 6 Millionen Mark immer noch knapp 900.000 Mark, aber diese Summe konnte das Völkerschlachtdenkmal von nun an selbst erwirtschaften.

Thieme Totenmaske Web

Clemens Thieme. Totenmaske.
Thieme starb 1945 im Alter von 86 Jahren und hinterließ einen geschichtlichen und architektonischen Meilenstein: Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig.

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Die Völkerschlacht, das Denkmal und sein Erbauer Clemens Thieme.
Eduard Bachmann, Max Beck Verlag, Leipzig, 1938.

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, der Deutsche Patriotenbund, das Denkmal, seine Entstehung und Eigenart, nach urkundlichen Quellen des Deutschen Partiotenbundes. Reinhold Bachmann, 1937, Leipzig.

http://germanycash.de/info/alle-muenzen-aus-deutschland-ab-1871.html

http://www.itoja.de/Jahrestag_Voelkerschlacht_1813_bei_Leipzig/Alles_ueber_die_Voelkerschlacht_1813_bei_Leipzig/Die_Entstehungsgeschichte_des_Voelkerschlachtdenkmals_in%20Leipzig.html

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Autor
Melanie Brunner

Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013