Rolle

Vom Papyrus zur Schriftrolle

Zu sehen ist eine zusammengerollte, bedruckte, gräuliche Zeitung.

They see me rollin‘ they hatin’

…rollen? In der Antike? Was kommt jetzt? Ein verschwörungstheoretischer Beitrag dazu, dass die alten Römer längst schon lässig durch Rom cruisend die Luft verpesteten, um schnittige Römerinnen mit mächtig PS zu imponieren?

Ganz falsch, lieber Leser, im antiken Rom wurde auf andere Art geROLLT. Damals mussten die jungen Römer tatsächlichen Aufwand betreiben, um den Ladys zu imponieren. Sie sollten jedoch nicht aufs Rollen verzichten und nahmen sich eine … 

… Schriftrolle zur Hand, um mit ihren rhetorischen Fähigkeiten alle vom Hocker zu reißen.

Bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. hieß, ein Buch zu lesen eigentlich „eine Rolle lesen“. Voraussetzung für die Entwicklung der griechisch-römischen Literatur ist eine Staude, die vorwiegend im Nildelta wuchs: die Papyruspflanze. Die Fasern der Pflanze boten sich sehr gut für die Produktion von Schreibblättern an, welche dann in Form der Schriftrolle weiterverarbeitet wurden.

Aus dem Stängel der Papyruspflanze wurde das Mark herausgeschnitten und zu kleinen Streifen zerschnitten. Durch das Walzen der Streifen wurde die Flüssigkeit aus den Streifen entfernt, was dem Material Flexibilität verlieh. Die Streifen wurden anschließend so übereinandergelegt, dass eine gewobene Fläche entstand und unter einem Gewicht, was beispielsweise ein großer Stein sein konnte, gepresst. So erhielt man große Bögen, in der Regel 15 bis 30 Zentimeter lang. Mehrere Bögen wurden aneinander geleimt, die Durchschnittslänge eines Papyrusbogens betrug ca. 3,5 Meter, welcher abschließend aufgerollt wurde.

Zum Lesen hielt man die Rolle mit der rechten Hand, mit der linken Hand entrollte man sie und hielt gleichzeitig das bisher Gelesene fest. Wenn man mit der Lektüre fertig war, befand sich die Rolle komplett aufgewickelt in der linken Hand.

Die Schriftrolle bestand aus zwei Zylindern. Jeweils ein Zylinder wurde mit einer Hand festgehalten und ermöglichte dem Leser je nach Belieben den Blick auf wenige oder mehrere Spalten gleichzeitig.

Zu sehen ist eine Infografik, die den Prozess der Verarbeitung der Papyruspflanze bis hin zur fertigen Schriftrolle zeigt.
Zu sehen ist die Fotografie einer analogen Infografik, die den Prozess der Verarbeitung der Papyruspflanze bis hin zur fertigen Schriftrolle zeigt.

Quellen

R. Chartier, G. Cavallo: Die Welt des Lesens: Von der Schriftrolle zum Bildschirm. Campus-Verlag. Frankfurt 1999.

F. Stock: Vom Papyrus zum Internet. Eine Geschichte der Überlieferung und Rezeption der antiken Klassiker. Verlag Marie Leidorf GmbH. Rahden 2017.

https://www.youtube.com/watch?v=DCR8n7qS43w (Stand: 01.07.2019)