Coffee to go

Coffee to go

Nachbarschaft

Coffee to go
50 × 100 × 50 mm
Plastik, Pappe
Fundort: Bank an der Heilig-Kreuz-Kirche
26.05.2014

Coffee to go. Mobiler Pausenfüller, netter Zeitvertreib, Gesprächsstoff, Wachmacher, Zurückgebliebener. Ein Kaffee in der Neustadt.

Wenn man an einem Ort aufwächst, fällt es leicht die Eigenarten und Strukturen in der Umgebung wahrzunehmen. Mann kennt die Straßen, Häuser und Menschen, die Gerüche und Geräusche. Jedes Viertel ist speziell. Es gibt Straßen, in denen Autos wie auf einer Kette aufgefädelt stehen. Es gibt Häuser mit bunten Blumenkästen, gepflegt und gehegt. Es gibt Orte, verwildert und zerstört, die scheinbar jahrelang unbeachtet blieben.
Die Leipziger Neustadt ist neu für mich. Hin und wieder bin ich mit dem Fahrrad die Eisenbahnstraße entlanggeradelt doch wie es sich anfühlt hier zu leben, das ist mir fremd. In meinen Erinnerungen war es hier immer laut, belebt und auch ein wenig chaotisch. Die Häuser schreien ihre Werbetafeln und Reklameschriften dem Betrachter entgegen. Alles ist bunt. Viele Menschen, viele Kulturen. Wie ist es in der Realität?

Für meine Beobachtungen begebe ich mich an einem sonnigen Nachmittag in die Leipziger Neustadt. Ich hole mir in einem Kiosk einen Kaffee und dann geht es los. Wie, wenn nicht zu Fuß, kann man einen Stadtteil am besten erkunden? Laut und belebt, dieser Eindruck wird bestätigt. Die großen Reklameschilder stellen sich dann doch als eine falsche Gedächtnisleistung heraus. Doch was auffällt, ist die Masse von Farben, welche in den Schaufenstern leuchten. Und die Vielzahl von Sprachen. Auf verschiedenste Weise preisen die Geschäfte ihre Waren an. An– und Verkauf, Second hand. Laden für Korkböden, ein Internetcafé. Die Vielfalt aus meiner Erinnerung scheint beim genauen betrachten umso größer. Ich biege in die Hedwigstraße ein und der eben erfahrene Trubel scheint hinter mir von den den Mauern gefangen. An Ende der Straße setze ich mich auf eine Bank vor die Heilig-Kreuz Kirche. Es ist ruhig, niemand auf der Straße. Am Fuß der Bank steht ein leerer Becher.

Autor
Susann Wostal