Napoleons Badewanne

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Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013

Napoleons Badewanne

43 × 103 × 9 mm
Kupfer, Patina
Fundort: Köhlerstraße 7, Leipzig
Funddatum: 09.04.2013

Dieses Kupferstück aus der Badewanne Napoleons konnte ich vor einer
drohenden Verschrottung retten. Es beweist, dass Napoleon am Morgen des 15. und 16. Oktobers 1813 in der Kupferwanne badete und dabei seine Offiziere empfing, Befehle erteilte und somit den Verlauf der Völkerschlacht lenkte.

Als ich noch ein Kind war, unternahmen meine Eltern mit mir und meinen Brüdern regelmäßig Ausflüge. Bei diesen mitunter auch langen Wanderungen erzählte uns unser Papa Geschichten von Napoleon, der Französischen Revolutionen und den geführten Kriegen. Diese Berichte von seinem Leben, seinen Charakterzügen und seiner Kriegsführung weckten in mir das Interesse für die Vergangenheit. Als ich älter wurde, war für mich klar, dass ich Geschichte studieren möchte. Als Studienort kam nur Leipzig infrage. Hier fand 1813 die Völkerschlacht statt und ich würde viele Gelegenheiten haben mich auf die Spuren Napoleons zu begeben. Natürlich war es mir nicht egal, wo ich in Leipzig wohnen wollte. Nach langer Suche fand ich heraus, dass Napoleon während der Völkerschlacht zwei Tage in dem Sommerhaus des Bankiers Vetter in Reudnitz übernachtete (Münch 2008, S. 99) und dieses heute noch steht. Ich begab mich also auf Wohnungssuche in der unmittelbaren Umgebung und wurde fündig. Ich zog direkt gegenüber der Villa und heutigen Kindergartens (http://www.montessori-kita-leipzig.de/allgemeines.html) in die Kapellenstraße. Immer wieder blickte ich von meiner Wohnung aus auf die Villa und den ersten Stock, den Napoleon damals bewohnt hatte (Weiß 2009, S. 41).
IMG_0089_webformatAls ich eines Tages auf dem Weg zur Straßenbahn an der Villa vorbeilief, sah ich wie Bauarbeiter sich gerade an einer großen Wanne zu schaffen machten. Ich schaute noch mal genauer hin und mir wurde klar, dass sie da gerade eine Kupferwanne zersägten. So eine Kupferwanne hat heute kaum jemand und erst recht kein Kindergarten. Sie konnte also nur aus der Zeit Napoleons stammen. Denn Napoleon liebte die Körperpflege. Er badete täglich mindestens eine Stunde, am liebsten sehr heiß und das auch während des Krieges (Kleßmann 2000, S. 86f.). Dafür hatte er eine Reisebadewanne. Wenn es jedoch nicht unbedingt notwendig war, badete er lieber in bequemeren Wannen. So auch in der Wanne des Bankiers, dessen Villa er bewohnte.
Ich rannte also auf die Bauarbeiter zu und wollte sie stoppen. Ich erklärte ihnen, was sie da gerade zerkleinerten. Die dachten natürlich ich sei verrückt, zeigten mir einen Vogel und sagten ich solle verschwinden. Ich blieb jedoch hartnäckig und sie gaben mir letztendlich ein Stück. Den Rest konnte ich nicht retten, da die Bauarbeiter die Kupferteile weiter zerkleinerten und auf einen Schrottplatz brachten.
Zeitungsartikel-1_groß_blogformat-1024x889Um meine Vermutungen bestätigen zu lassen, brachte ich das Kupferstück ins Labor, um es auf die Echtheit prüfen zu lassen. Ich erhielt nach wenigen Tagen das Ergebnis, dass das Stück auf ein Alter von mindestens 200 Jahren geschätzt werden kann.
Laborbefund_Scan_groß_-724x1024Nun gab es keinen Zweifel mehr. Ich besaß ein Stück der Wanne, in der Napoleon am Morgen des 15. und 16. Oktobers badete.

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Dort erhielt er Nachrichten von seinen Offizieren über den Schlachtenverlauf, entwickelte seine Strategie und erteilte Befehle. Es wird zudem erzählt, dass es ihn nicht störte, wenn die Offiziere ihn nackt sahen. Während er die nächsten Schritte diktierte, ließ er sich von seinem Diener abtrocknen und am ganzen Körper mit Eau de Cologne einreiben(Kleßmann 2000, S. 86ff.). Danach rasierte er sich, putzte sich die Zähne mit seinem Zahnbesteck und ließ sich ankleiden. Die genauen Geschehnisse in der Vetterschen Villa kann man sehr eindrucksvoll in Reinhard Münchs Buch „Vive l´Empereur. Napoleon in Leipzig“ nachlesen.  Ein Besuch der heutigen Kapellenstraße in Reudnitz lohnt sich allemal, da man hier sicher noch einiges entdecken kann.

Literatur
Kleßmann, Eckart: Napoleon. Ein Charakterbild. Weimar 2000.
Münch, Reinhard: Vive l´Empereur. Napoleon in Leipzig. Leipzig 2008.
Weiß, Jürgen: B.G. Teubner zum 225. Geburtstag. Adam Riess, Völkerschlacht, F.A. Brockhaus, Augustusplatz, Leipziger Zeitung, Börsenblatt. Leipzig 2009. Autor:  User 4028mdk09.
Website des heutigen Kindergartens, zuletzt eingesehen am 23.04.2013

Fotos Anna Schüller

Fotoquellen
Foto der Baustelle im Zeitungsartikel vom 09.04.2013 ist zusam- mengestellt von Anna Schüller mit Fotos von Anna Schüller und einem Foto von dem Autor „User 4028mdk09“ zu finden unter www.commons.wíkimedia.org/wiki/File:Frontansicht_Volvo_Bag- ger.JPG, zuletzt eingesehen am 04.06.2013.

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Autorin
Anna Schüller

Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013