Völkerschlacht 1813 / 1913 / 2013
Ansichtskarte
105 × 170 mm
Fotoabzug
Fundort: Rötha, Wohnhaus, Dachboden
Funddatum: 23.04.2013
Das Schloss zu Rötha ist wenig bekannt, dabei war dieser Ort nicht ganz bedeutungslos in den Tagen der Völkerschlacht bei Leipzig. Hier besprachen die verbündeten Monarchen die taktischen Züge gegen Napoleon und besiegelten somit den Ausgang der Schlacht.
Rötha. In diesem kleinen Ort lebt meine Familie und es gibt kaum einen Bürger, der nicht irgendeine Anekdote über das Schloss oder deren Bewohner erzählen kann. So auch meine Großeltern auf deren Dachboden ich diese 100 Jahre alte Postkarte, in einer Schublade, fand.
Diese kleine Stadt, unweit von Leipzig gelegen, ging im Jahre 1813 in die europäische Geschichte ein. Während der Völkerschlacht diente das Schloss als Hauptquartier der alliierten Parteien. Kaiser Franz I., Kaiser von Österreich und Alexander I., Zar von Russland nutzten das Schloss als Quartier und zur Besprechung mit Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, welcher aus dem Nachbarort Gruna zu den Lagebesprechungen kam.
Das Schloss zu Rötha hat eine wechselvolle Geschichte bis zu seinem Abriss erlebt. Vermutlich Ende des 1. Jahrhunderts wurde es als Wasserburg erbaut. Die nächste Erwähnung findet die Burg erst wieder Anfang des 14. Jahrhunderts. Durch die Wirren einiger Kriege wurde auch diese historische Befestigung in Mitleidenschaft gezogen. Nach einigen Eigentümerwechseln erwarb es 1592 der »herzoglich altenburgische Geheime Rat, Hofmarschall und Amtshauptmann zu Ronneburg, Carl von Friesen« in dessen familiären Besitz es 350 Jahre lang verblieb. Kurz nach dem Erwerb machten der schlechte Zustand des Gebäudes und die höheren Ansprüche der Bewohner einen Umbau nötig. Das Schloss wurde saniert sowie ein Anbau vorbereitet, welcher im Jahr 1668 fertiggestellt wurde. Dabei integrierte man Teile der alten Burganlage, wodurch die Stabilität und das gesamte Erscheinungsbild des Schlosses in Mitleidenschaft gezogen wurden. Allein die Ansicht von Osten zeigte ein einheitliches Bild. Das Schloss ist ein Zeugnis des Frühbarocks in Sachsen, es wurden vier Eckpavillons gebaut und ein Hauptturm aufgesetzt. Der Erbauer wollte mit diesem Schloss auch ein Zeichen für den endlich eingekehrten Frieden setzen und krönte den Turm mit einem Engel, der die Friedenspalme und einen Kranz trägt. Durch die Höhe und die ausgeprägten Linien wirkte dieses Gebäude sehr monumental. Im Inneren war es reichlich ausgestattet mit Gemälden von Lucas Cranach d. J., Rosalbas, Pesnes, Godréau, Reifenstein, Sylvestre und U. Graff. Wertvolles asiatisches und Meißner Porzellan gehörten ebenfalls zum Inventar.
Alexander I. und auch Franz I. und auch Graf Schwarzenberg hatten das Schloss zu Rötha zu ihrem Quartier erkoren. Nur Friedrich Wilhelm III. kam aus dem Nachbarort zu den Besprechungen herüber geritten. Im Speisesaal trafen sich, in den entscheidenden Oktobertagen des Jahres 1813, die verbündeten Monarchen um den endgültigen Ausgang der Schlacht zu besiegeln. Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass in eben diesem Zimmer sich die Büsten von Napoleon und seiner Frau Josephine befanden. Diese waren ein Geschenk Napoleons an den sächsischen Premierminister Grafen Senfft, der sie wiederum der Familie von Friesen vermachte.
Um das Schloss war ein Garten in französisch verspielten Stil angelegt. Dieser musste bei einem Umbau des Schlosses einem englisch gestalteten Park weichen. Noch Anfang des 20. Jh. zeugen die geschlängelten Wege von dieser Umgestaltung.
Anlässlich der 125-Jahrfeier der Völkerschlacht im Jahr 1938 wurde eine leicht abgewandelte Version des sogenannten Allianzzimmers gezeigt, denn einige Möbel stammten aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. und waren nicht mehr im Original erhalten. Dem Zimmer wird trotz alledem eine große Bedeutung zugemessen, da es das letzte Erinnerungsstück an dieses historische Ereignis ist. Das Schloss wurde im Jahr 1969 widerrechtlich gesprengt und ein reichliches Jahrzehnt später überbaut. Womit das Schicksal der Bedeutungslosigkeit dieses historischen Ortes besiegelt war.
Zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht wurde von einigen ambitionierten Röthaer Bürgern ein Förderverein gegründet der, u. a. die archäologische Ausgrabung der Fundamente des Schlosses angeregt und organisiert hat. Weiterhin ist die Umgestaltung des noch vorhandenen Schlossparks in seinen ursprünglichen französischen Stil geplant und wurde schon teilweise begonnen. In einigen Jahren soll der Ursprungszustand dieses Parks wieder hergestellt sein.
Literatur- und Quellenverzeichnis
Heinrich Freiherr von Friesen, Schloss Rötha und die Freiherren von Friesen, Sonderabdruck aus den Mitteilungen des sächsischen Heimatschutzes, Dresden, 1941
Andreas Berkner/Kathrin Franz/Walter Christian Steinbach/Thomas Westphalen,Schloss und Stadt Rötha – Landschaft, Archäologie und Geschichte, Archaeonaut,
Heft 10,Dresden 2011
Links
LVZ
Leipziger Blätter
Autor
Mandy Putz