Lipsk

Fundstücke 1000 Jahre Leipzig

Lipsk
14 x 18mm
Papier, Tusche, Gouache
Fundort: Sornßig
Funddatum: 1936

Vor dem NS-Regime verstecktes Hochzeitsgeschenk meiner Urgroßeltern. Grafik mit Widmung des sorbischen Künstlers und ehemaligen HGB Studenten Měrćin Nowak-Njechorński. Ausgegraben im Jahr 1936 bei Sornßig und seither in Familienbesitz. 

Nach der Sorbenverfolgung (1933-1945) gruben meine Urgroßeltern ihr Hochzeitsgeschenk aus der Erde eines Feldes bei Sornßig. Dort hatte es für zwei Jahre Schutz gefunden, denn das NS Regime unternahm alles, um das sorbische Leben und dessen langjährige Geschichte verschwinden zu lassen. Doch die Grafik, welche der wohl berühmteste sorbische Künstler Měrćin Nowak-Njechorński meinen Urgroßeltern zur Erinnerung an ihren Trautag schenkte, überstand die Zeit des Hitlerfaschismuses beinahe unbeschadet.

 

Das sorbische Hochzeitspaar Kielmorgen

Die Rückseite der Grafik mit persönlicher Widmung des Künstlers im originalen Rahmen (1934).

Die Stadt Leipzig trug im 7. Jhd. den Namen »Lipsk«, welchen sie in der sorbischen und polnischen Sprache bis heute nicht verloren hat. Lipsk leitet sich im sorbischen von »Lipa« ab, zu Deutsch «Linde».

Auch Měrćin Nowak-Njechorński fühlte sich stark mit der Lipa verbunden. Das Lindenblatt ist nicht nur jenes Symbol, welches er unter jedes seiner Werke setzte, sondern ein
tradiertes Zeichen der Sorben.

Bereits im Jahre 631 wurde erstmals erwähnt, dass die Sorben zwischen Saale und Mulde
-folglich dem Raum Leipzig- dauerhaft siedelten. Das Volk der sogenannten Surbi war umgeben von 20 anderen sorbischen Stämmen, welche sich im Zuge der Völkerwanderung im Großraum Sachsen und Brandenburg niederließen. Sowohl Sachsen, Brandenburg, als auch Leipzig ist schon seit fast 1400 Jahren die Heimat der Sorben, lange bevor Thietmar von Merseburg »Urbz Libzi« erstmals erwähnte.

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Theresa Leschber
https://rejzka.wordpress.com

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