Ostmark

Fundstücke 1000 Jahre Leipzig

Ostmark
Ø 30 mm
Kupfer
Fundort: Am Wasserwerk 5, Priesteblich
Funddatum: 23. Mai 2015

Die Feier zum 20-jährigen Jubiläum der ehemaligen DDR war ein großes Ereignis. Speziell zu diesem Anlass wurde die hier ausgestellte 5-Mark-Münze geprägt. Ich fand sie auf dem Dachboden meiner Oma und beschäftigte mich näher mit ihrer Geschichte.

Am Samstag, den 23.05.2015, waren meine Familie und ich bei meiner Oma Benno zu Besuch. Ich sehe sie nicht oft, da ihr Haus so weit von unserem Wohnort entfernt liegt. Ich mag diese Besuche, da ich immer auf dem Dachboden rumstöbern darf, während sich Mutter und Oma unterhalten. Dort konnte ich schon sehr interessante Entdeckungen machen, wie zum Beispiel alte schwarz-weiße Fotografien von ihren Familienmitgliedern oder von ihrer Hochzeit. Doch an diesem Tag bemerkte ich diese Münze. Eine Ostmark mit der Prägung »XX-Jahre DDR« aus dem Jahre 1969. Ich fand dort auch noch andere Münzen, von jeder Mark genau eine. Vermutlich war es eine Sammlung, um alte Erinnerungen aufrecht zu erhalten. Mit diesem Fund ging ich hinunter in die Küche und fragte, was genau in diesem Jahr geschah. Meine Oma sagte mir, ich solle mich setzen, da es eine längere Geschichte werden wird, und so suchte ich mir einen bequemen Platz und begann, der folgenden Geschichte zu zuhören.
»Es war ein lauer Herbsttag und die Blätter fingen langsam an sich zu verfärben. Ich war gerade erst 19 Jahre alt und plante mit einigen Freunden den Ausflug nach Leipzig, zur Zwanzigjahrfeier der DDR. Diese Planung war von großer Bedeutung, da wir in einem kleinen Dorf namens Blankenhain wohnten. Somit mussten wir uns auch um eine Möglichkeit der Übernachtung kümmern, weil sich Blankenhain nicht in Leipzigs näherem Umfeld befindet. Mitte Oktober 1969 fuhren wir mit dem Zug nach Leipzig. Ich musste wirklich lange daraufhin sparen. Es war eine lange Fahrt, daran erinnere ich mich noch, als wäre es erst gestern gewesen. Ich war sehr aufgeregt, da ich zuvor noch nie in einer großen Stadt war. Noch dazu zu einem solchen Anlass. In Leipzig angekommen, war ich zunächst von der Größe des Bahnhofes überwältigt, schließlich habe ich so etwas zuvor noch nie zu Gesicht bekommen.
Ich freute mich, endlich mal aus dem kleinen, gewohnten Dorf herauszukommen und einen Schritt in die große weite Welt zu wagen. Wir gingen also durch diesen riesigen Hauptbahnhof, in dem lauter kleine Geschäfte ihren Sitz hatten. Beim Verlassen des Gebäudes standen wir vor dieser wahnsinnig breiten Straße, die heute als Dreh- und Angelpunkt der Straßenbahnen fungiert. Nach einem Moment des Staunens machten wir uns auf den Weg zum damaligen Karl-Marx-Platz, der heute als Augustusplatz bekannt ist. Dort angekommen erklang feierliche, aber zurückhaltende Musik. Zu erblicken war eine große Menschenmenge, die sich um eine Art Tribüne sammelte, auf der sowohl Parteivorsitzende als auch die Bezirksleitung saßen. Leider konnten wir nicht direkt zu ebendieser vordringen, da so genannte Abschnittsbevollmächtigte, also Helfer der Volkspolizei, den Bereich vor der Bühne absperrten. Wir hörten noch einige Zeit den Reden der Genossen zu und als wir Hunger bekamen, beschlossen wir, in die angrenzende Innenstadt zu gehen. Wir fanden eine kleine Bar, an deren Name ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Das Essen dort war unglaublich lecker. Ich bezahlte mit einem 10-Mark-Schein, von dem ich etwa 6-Mark und einige Pfennig als Restgeld bekam. Unter diesem Geldbetrag befand sich auch genau diese Münze. Damals glänzte sie noch, da sie in diesem Jahr erst speziell zum zwanzigjährigen Bestehen der DDR geprägt wurde. Den Rest des Tages verbrachten wir noch in der Innenstadt und erstanden einige Postkarten, die mir leider im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Es wurde dann recht schnell dunkel und wir mussten uns zu unserer Jugendherberge durchfragen. So endet auch schon die Geschichte zu diesem Ausflug. Am nächsten Morgen stiegen wir schon früh in den Zug zurück nach Blankenhain. Ich kam wehmütig zurück in meine Heimat, da ich den Tag in Leipzig als sehr schöne Erfahrung empfand. Als Erinnerung daran habe ich diese 5-Mark-Münze bis heute aufgehoben.«

Susann Wolf

Fundstücke 1000 Jahre Leipzig