Die Leipziger Neustadt ist ein Viertel mit Geschichte. Entstanden ist es 1881 im Deutschen Kaiserreich als Ortsneugründung. Die Folgen der Hochindustriealisierung, Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und Urbanisierung wirkten sich, wie auf viele andere deutsche Großstädte auch auf Leipzig aus. Gerade die Gebiete um die Bahnhöfe waren hier oft die Zentren des Wachstums. In unserem Fallen diente die Leipzig-Dresdener Eisenbahnlinie als das entscheidende Gebiet, wo neue „Anbaue“ die östlichen Vororte mit der Stadt Leipzig zusammenführten und somit zum Wachstum der Stadt beitrugen. Modernste Fabriken entstanden zu dieser Zeit, Schienen wurden verlegt, Wohngebäude, Straßenpflasterung, Beleuchtung und öffentliche Gebäude wurden errichtet. Die Ortschaft wuchs. Sie bekam eine eigene, 1896 feierlich eingeweihte, Kirche. Zwei Jahre später fuhr eine elektrische Straßenbahn die Neustädter in das Stadtzentrum und zurück. Die Bewohner des traditionellen Arbeiterviertels waren größten Teils in Fabriken oder bei der Bahn beschäftigt. In seiner Glanzzeit, Anfang des 20. Jahrhunderts lebten mehr als 13000 Menschen in diesem Stadtgebiet.
Während des zweiten Weltkrieges wurden ca. 50 Gebäude zerstört, andere, wie die Kreuzkirche und die Schule, wurden teils schwer beschädigt. Durch Maßnahmen des Wiederaufbaus konnten große Teile der Neustadt rekonstruiert, und bewohnt werden. Die durchschnittlich kleinen, dafür sehr preiswerten Wohnungen waren auf Grund der arbeitsnahen Lage der Neustadt, sowie der gut ausgebauten Infrastruktur, und damit günstigen Verkehrsanbindung sehr beliebt, sodass es zeitweise schwierig war, dort eine Wohnung zu bekommen.
Und Heute? Heute hat die Neustadt eine der höchsten Leerstandsquoten. Es leben nur noch ca. 9000 Menschen hier. Man könnte es als sozialen Brennpunkt bezeichnen, da hier die Zahl an Hartz IV Empfängern äußerst hoch ist. Andererseits wird der Kiez gerade durch junge Menschen, Studenten, Künstler, Lebenskünstler wiederentdeckt. Es besticht durch seinen Mix aus Alt und Neu. Und bietet damit eine Freiheit, die nur von ihrer kulturellen Vielfalt übertroffen wird. Knapp 30 Prozent der Bewohner sind Menschen mit Migrationshintergrund, aus völlig verschiedenen kulturellen Hintergründen, die hier ihre Heimat gefunden haben.
In genau diesen Schmelztiegel der Begegnungen tauchen wir ein, um Anekdoten rund um die Leipziger Neustadt zum Besten zu geben, hier eine kleine Kostprobe.
Quellen:
Pöllmann, Alexander; Schminke, Robert: Zwischen Telecafé und Künstlerhotel.Kreuzer.MeinKiez. Kreuzer-Verlag, 2011 S. 24f
Stein, Harald: Geschichte Leipzig-Neustadt/ Neuschönefeld. Hrsg. Neustädter Markt e.V. 1993 S. 2ff
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich (Stand: 11.06.2012)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neustadt_(Leipzig) (Stand: 11. 06.2012)