Kapitelle machen Säulen

Die hier gezeigten Kapitelle stammen von Leipziger Wohnhäusern aus dem späten 19. Jahrhundert. In der Zeit des sogenannten Historismus erfolgten Rückgriffe auf frühere Epochen der Architekturgeschichte, wobei sehr häufig die antiken Säulenordnungen zur Anwendung kamen.

Anhand der ertastbaren Gips-Abgüsse von Kapitellen nach antiken Vorbildern werden drei Säulenordnungen, die toskanische, die ionische und die korinthische, vorgestellt.

Das toskanische Kapitell

Bei dem relativ schmucklosen Kapitell handelt es sich um eine römische Weiterentwicklung der dorischen Variante. Es setzt sich aus zwei Elementen zusammen: einem gewölbten, sich nach oben verbreiterndem Zwischenglied und einer flachen, quadratischen Deckplatte. Von seinem dorischen Vorbild unterscheidet sich das toskanische Kapitell durch den gut ertastbaren Halsring am oberen Abschluss des Säulenschaftes. Außerdem steht die toskanische Säule auf einer Basis. Der Schaft selbst ist meist ohne Rillen.

Das ionische Kapitell 

Das ionische Kapitell besteht aus drei Elementen. Über einem wulstigen Zwischenglied liegt ein Polster, dessen seitlichen Enden sich zu Spiralen, den sogenannten Voluten, einrollen. Abgeschlossen wird das Kapitell durch eine quadratische Deckplatte. In der Antike konnten alle drei Elemente reich verziert sein. Hier beschränkt sich das Dekor auf ein Palmettenblatt in der Mitte des Polsters. Abweichend von den antiken Vorbildern ist hier das Zwischenglied nicht rund, sondern quadratisch ausgeprägt. Unter dem Kapitell können Sie auch die in den Schaft eingetieften Längsrillen erfühlen.

Das korinthische Kapitell

Die Grundform des korinthischen Kapitells ist kelchförmig. Den unteren Teil umschließt ein Kranz aus stilisierten Akanthusblättern – eine Distelart aus dem Mittelmeerraum. Aus den Eckblättern entspringen jeweils Pflanzenstängel. Diese wachsen den Kapitellecken entgegen und rollen sich dort zu einer Spirale bzw. Volute ein. Die Spiralen tragen die Deckplatte, deren Seitenränder nach innen eingezogen sind. Unter den antiken Kapitellen zählt das korinthische zu denjenigen mit dem meisten Schmuck. An diesem Beispiel ist zwischen die Voluten eine Blüte eingefügt. 

Die Unterschiede können Sie nun gerne selbst anhand der ausgestellten Kapitelle ertasten.