Die Kunst der Übersetzung in der Antike

Die Translatologie, also die Wissenschaft der Übersetzung, hat eine lange Geschichte, welche bereits in der römisch/griechischen Antike angefangen hat.

Bereits Cicero sagte:

„non ut interpres sed ut orator“

~Nicht wie ein Übersetzer, sondern wie ein Redner.~

Damit meinte er, Übersetzer sollten sich nicht zu sklavisch an den Ausgangstext halten, sondern wie ein Redner den Text übertragen in die Zielsprache. Die Diskussion in wie weit sich ein Übersetzer von dem Ursprungstext entfernen darf oder sollte, war auch schon damals von Bedeutung. Denn Übersetzungsproblematiken gab es bereits in der Antike

. Ein Beispiel sind Wörter, welche es in der Ausgangssprache gibt, aber noch nicht in der Zielsprache. Die Römer haben dadurch viele Wörter von den Griechen in die eigene Sprache übernommen. Ihr Ziel war es, vor allem ihre eigene Kultur anzureichern durch die bereits bestehende Kultur der Griechen. Sie übersetzten vor allem philosophische, wissenschaftliche Texte und Dramen.

Die Lösung für diese Probleme ist eine Übersetzung, die sich so weit wie möglich am Ausgangstext orientiert, aber nicht seinen Sinngehalt verliert. In der Antike hieß dieses Prinzip, das Postulat der Wirkungsäquivalenz. Dabei konnte es dazu kommen, dass Satzstrukturen an die Zielsprache angepasst wurden, Wörter ersetzt wurden, spezielle kulturelle Inhalte an die Zielkultur angepasst wurden und Textstellen hinzugefügt oder sogar gestrichen wurden.

Die Römer gingen sogar soweit, dass sie ein literarisches Konzept hatten, welches sich aemulatio nannt. Die überbietende Nachbildung. Das heißt, die römischen Übersetzer wollten den Original-Autor sogar noch überbieten, indem sie Textstellen modifizierten, amplifizierten oder reduzierten. Dies wäre heute fast undenkbar, da von Übersetzern vor allem gefordert wird, unsichtbar zu sein. Jedoch ist das Prinzip der Wirkungsäquivalenz auch heute noch das vorrangige Ziel.

Der Übersetzungsprozess läuft generell wie folgt ab (dargestellt in der Grafik unten). Es gibt immer einen Sender von Informationen und einen Empfänger von Informationen. Zwischen beiden läuft der Übersetzungsprozess ab, den eine dritte Person, der Übersetzer, übernehmen kann. Dafür schickt der Sender Informationen an den Übersetzer, welche in einer bestimmten Sprache mit ganz eigenen Sprachstrukturen, Konnotationen und kulturellen Eigenheiten aufgeladen ist. Der Übersetzer hat nun die Aufgabe, den Text in die Sprache des Empfängers umzuwandeln. Dafür müssen jedoch, je nach Sprache, kulturelle Anmerkungen der Ausgangskultur an die Kultur des Empfängers angepasst werden. Oder Textstrukturen müssen an die Zielsprache angeglichen werden. Das Gleiche gilt für Wörter. Da diese teilweise auch spezielle Konnotationen in der Ausgangskultur tragen, welche die äquivalenten Wörter in der Zielsprache nicht haben, muss der Übersetzer hier ein Äquivalent finden, was die Konnotation beibehält, aber eventuell nicht mehr dem wortwörtlichen Wort entspricht. All dies geschieht mit dem Ziel der Wirkungsäquivalenz, was bedeutet, dass der Inhalt und die Wirkung des Textes auf den Leser, wichtiger ist, als die Form des Textes. Der Übersetzer versucht also in diesem Übersetzungsprozess durch all diese Änderungen und Angleichungen, dem Empfänger zu vermitteln, was der Sender gemeint hat und was der Text bewirken sollte.

Das analoge Plakat

E-Book: Die Kunst des Übersetzens (im pdf-Format)

Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig

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Quellen:

Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Tübingen:

Francke, 2011 Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien: eine Einführung. Tübingen: Narr, 2011