ZIRKUS DAMALS UND HEUTE – Die Entwicklung des Zirkus von der Antike bis in die Gegenwart

Der Zirkus ist fast so alt wie die Zivilisation“

Die ältesten Zeugnisse über die Existenz von artistischen Darbietungen sind schon über 5000 Jahre alt und finden in diversen Bildwerken ihren Ausdruck. Allerdings hatte das, was damals zwar den gleichen Wortlaut trug, kaum etwas mit der kunterbunten Zirkuswelt zu tun, wie wir sie heute kennen.Unter dem Begriff „Circus“ (griechisch κίρκος oder κρίκος = „Kreis“) verstand man im antiken Rom eine Arena, in der vorwiegend Wagenrennen, aber auch Gladiatoren- und Tierkämpfe stattfanden. Die sogenannten „ludi circences“ (Zirkusspiele) wurden größtenteils im „Circus Maximus“ ausgetragen. Sie galten als eine äußerst beliebte Attraktion der Stadtbevölkerung. Der herrschende Adel erhoffte sich durch diese Art der Unterhaltung das einfache Volk von der herrschenden Ungerechtigkeit abzulenken und dadurch Unruhen zu vermeiden. Die „ludi circences“ begannen meist mit einer feierlichen Prozession, der sogenannten „pompa circencis“. Nach dem Festzug startete das Wagenrennen, indem der Ausrichter ein Tuch fallen ließ. In der Regel traten vier Wagen in den Farben grün, weiß, blau und rot bei dem Rennen gegeneinander an. Mit der Zeit etablierten sich jedoch ganze Zirkusparteien, welche vor allem in der Spätantike mehr und mehr die Organisation von den Wettkämpfen übernahmen. Die dominierenden Zirkusparteien dieser Zeit waren die Roten, die Grünen, die Blauen und die Weißen. Die letzten bezeugten „ludi circences“ fanden 550 n. Chr. statt. Von diesem Zeitpunkt an verschwand der Zirkus in dieser Form vollständig.

Die neuzeitliche Geschichte des Zirkus wie wir ihn heute kennen hat ihren Ursprung in England Mitte des 18. Jahrhunderts. Ehemalige englische Kavallerie- Offiziere traten als Zirkusartisten auf und glänzten mit Pferdedressuren und akrobatischen Kunststücken auf ihrem Pferd. Vor allem die für den Zirkus heute noch charakteristische runde Manege verweist auf diese Entwicklung aus dem Kunstreiten heraus, da sich diese auf die Bedürfnisse von Pferdedarbietungen zurückführen lässt. Als Begründer des klassischen Zirkus, gilt der Kunstreiter Philip Astley, welcher 1782 mit dem sogenannten „Astleys Amphitheater“ das erste feststehende Zirkuszelt entwickelte. Als die drei grundlegenden Bausteine des Zirkus, galten von nun an Tiervorführungen, artistische Darbietungen und die Clownerie.

Vor allem in den letztens Jahren jedoch sind die traditionellen Zirkusse mehr und mehr aufgrund von Berichten über den Missbrauch von Tieren von der Bildfläche verschwunden und der Cirque Nouveau, der komplett auf Tiervorführungen verzichtet, tritt zunehmend in den Vordergrund.  Charakteristisch für diese neue Art des Zirkus ist, dass besondere Aufmerksamkeit auf eine ganzheitliche Inszenierung und eine in sich geschlossene Gesamtästhetik gelegt wird. Jede dieser Shows basiert auf narrativen und thematischen Darbietungen, welche in einer zusammengehörigen Geschichte bzw. Thematik ihren Ausdruck findet und sich sowohl in Regie, Design, Inszenierung, Live-Musik und Kostümierung wiederspielt. Die Künstler sind im Gegensatz zu dem traditionellen Zirkus meist professionell ausgebildete Artisten. Die Akrobatik steht hierbei im Zentrum, wird aber mit weiteren bildenden Künsten wie Tanz und Theater, aber auch mit Musik und den neuen Medien verbunden. Der Cirque Nouveau stellt eine eigenständige Kunstform dar und hat den Zirkusbegriff durchaus auf eine ganz besondere Weise neu definiert. Wie man sieht, verfolgt Zirkus im Wandel der Zeit ganz vielseitige Aspekte.

Zuletzt lässt sich hierbei noch die Zirkuspädagogik nennen, welche darauf abzielt die verschiedensten Zirkuskünste lehrbar zu machen und diese in einem pädagogisch sinnvollen Kontext einzusetzen.  Sie hat einen interdisziplinären Charakter, beinhaltet eigenständige pädagogische Konzepte und weist eine große Vielfalt an unterschiedlichen Ansätzen und Arbeitsweisen auf. Grundsätzlich lassen sich folgende Wirkungsweisen der Zirkuspädagogik definieren: Communication, Imagination, Responsibility, Concentration, Understanding, Sensitivity (vgl. Jung 2014, S. 11 ff.).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zirkusgeschichte eine jahrtausendlange Tradition aufweist, wie es folgendes Zitat von Brian Lehmann „Der Zirkus ist fast so alt wie die Zivilisation“ treffend beschreibt. Die Entwicklung des Zirkus im Wandel der Zeit ist also außerordentlich kontrast- bzw. facettenreich und reicht von den blutigen Zirkusspielen der Antike bis hin zu der vielfältigen Zirkuswelt von heute, welche sogar pädagogische Konzepte miteinbezieht.

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Quellen:

Lehmann, Brian: Das Ende einer der ältesten Shows der Welt, in: National Geographic (09.11). URL: <https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2017/05/das-ende-einer-der-aeltesten-shows-der-welt>(letzter Zugriff: 27.06.2018).

Böhnke, Andrea/Mustermann, Natalie: Zirkus in Deutschland, in: Planet Wissen (05.08.2016).URL: < https://www.planet-wissen.de/kultur/brauchtum/zirkus_in_deutschland/index.html> (letzter Zugriff: 27.06.2018).

Unbekannt: Traditioneller Zirkus Geschichte, in: Netzwerk Zirkus. URL: <http://netzwerk-zirkus.de/traditioneller-zirkus-geschichte/> (letzter Zugriff: 27.06.2018).

Michels, Prof. Dr. Harald: Zirkuspädagogik als Methode in der Gesundheitsförderung (29.09.2016). URL: <https://www.gutdrauf.net/fileadmin/user_upload/Startseite/Jahrestagung_2016/Workshop-4-8-9_Zirkuspaedagogik/GDJT16_WS_4_8_9_Gesundheitserziehung_und_Zirkuspaedagogik.pdf> (letzter Zugriff: 27.06.2018).