Der Obergermanisch-Raetische Limes

Das Römische Reich war in seiner territorialen Ausdehnung eines der größten Reiche, die es je gab. Der Limes diente den Römern dabei als Grenzlinie.

Der Obergermanisch-Raetische Limes sicherte die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien vor den germanischen Stämmen. In mehreren Bauphasen zwischen 100 n. Chr. und dem Ende des 2. Jahrhundert n. Chr. wurde er errichtet und erstreckte sich auf einer Länge von ca. 550 Kilometern. Er reichte von Rheinbrohl/Bad Hönningen am Rhein bis nach Hienheim bei Eining an der Donau. Etwa 900 Wachtürme befanden sich auf diesem Grenzverlauf und ergänzten den Grenzwall und die Gräben.

Der Bau des Obergermanisch-Raetischen Limes

Ursprüngliche bezeichnete das lateinische Wort ‚limes‘ einen Weg, eine Besitzgrenze oder auch zur Markierung dienende Waldschneisen. In der ersten Bauphase im 1. Jahrhundert n. Chr. wurden zusätzlich zu den Grenzwegen auch hölzerne Wachtürme errichtet, von denen aus Grenzverletzungen beobachtet und gemeldet wurden. Mittels Rauchzeichen, Feuer- oder Hornsignalen wurde der Alarm zwischen den einzelnen Wachtürmen bis hin zu den nächstgelegenen Kastellen weitergegeben.

Während der zweiten und dritten Bauphase zwischen 130 und 170 n. Chr. wurde zusätzlich eine hölzerne Palisadenwand vor dem Patrouillenweg errichtet. Des Weiteren ersetze man die inzwischen baufällig gewordenen Holztürme durch Wachtürme aus Stein.

Zum Ende des 2. Jahrhunderts und Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr., in der vierten Bauphase, wurden die Palisadenwände des obergermanischen Limes durch einen Wall noch einmal verstärkt. Diese Gräben waren teilweise bis zu zwei Meter tief und bis zu acht Meter breit. Mit dem aufgeschütteten Erdaushub erzeugte man den Wall. In einigen Bereichen des Raetischen Abschnitts fand auch eine zusätzliche Errichtung einer Steinmauer statt, die die Steintürme mit einschloss.

 

Die einzelnen Entwicklungsstadien des Obergermanisch-Raetischen Limes werden auch in einer Infografik dargestellt.

Funktion des Limes

Der Bau dieser Grenzanlage wies eine perfekte Organisation auf. Zu Beginn stand die Abholzung des Waldes für ein besseres Sichtfeld. Die Aushebung der Gräben auf römischer Seite erwirkte die Anhäufung von Erdreich zu Wällen. An den Patrouillenwegen befanden sich die Wachtürme – je nach Gegebenheiten der Landschaft im Abstand von 200 bis 1000 Metern. Die Sichtbarkeit der Türme zueinander war ein wichtiger Punkt bei der Funktionsausübung, denn die Kommunikation zwischen den Türmen war wesentlich. Die Aufgabe bestand nicht hauptsächlich in der Verteidigung, sondern vor allem Überwachung der jeweiligen Limesabschnitte. Die Besatzung eines Limesturms (4-5 Soldaten) konnte zwar keinen Angriff komplett abwehren, aber zumindest konnte sie ihn so lange aushalten, bis Verstärkung aus den umliegenden Kastellen kam. Fand eine Grenzverletzung statt, wurden Signale zwischen den Türmen ausgetauscht, bis sie das nächstgelegene Kastell erreichten.

Möglich war dies durch den funktionellen Aufbau der Wachtürme. Über das in der Regel unzugängliche Erdgeschoss, das zu Lagerzwecken genutzt wurde, befand sich der Wohnraum. Dieser war durch eine Außentreppe erreichbar und diente dem Wachpersonal als Schlaf- und Aufenthaltsraum. Darüber lag die dritte und höchste Ebene des Turms: der Wachraum, wo die Soldaten ihren Dienst versahen.

Die Forschungen zeigen, dass der Limes vor allem eine Wirtschaftsgrenze war, an der Handel betrieben wurde. Gleichzeitig wurde somit auch der Handel kontrolliert, da genau erfasst werden konnte, welche Güter die Grenze passierten. Bei Bedarf konnte so eingegriffen und gegebenenfalls Zölle erhoben werden. Der Limes war also keine undurchlässige Grenzmauer, sondern eine Möglichkeit des geregelten Austauschs.

Heutige Bedeutung

Seit 2005 ist der Limes Weltkulturerbe. Es ist das größte Bodendenkmal Deutschlands und touristisch gut erschlossen: Rad und Wanderwege befinden sich auf der historischen Strecke, Museen und archäologische Parks wurden errichtet. An einigen Stellen wurden auch Bestandteile des Limes rekonstruiert. Nachgebaute Kastelle, Befestigungsanlagen und auch Wachtürme können erkundet werden. Dabei beeindruckt der Bau nicht nur Fachleute. Jedes Jahr besuchen rund 160.000 Interessierte das Freilichtmuseum.

 

 

Quellen

http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/a-604040-3.html

http://www.antikefan.de/staetten/deutschland/limes/limes.html

http://www.novaesium.de/artikel/wachtuerme.htm

 

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