Morituri te salutant

 

„Solange das Kolosseum steht, besteht auch Rom. Fällt das Kolosseum, fällt auch Rom. Und fällt Rom, so fällt auch die Welt.“

Auch wenn dieser Spruch mittlerweile gut 1300 Jahre alt ist, ist er aktueller denn je. Tausende Menschen zieht es jedes Jahr in die italienische Hauptstadt, um das Jahrtausendbauwerk zu bestaunen. Während die Gemäuer des Kolosseums heute von friedlichen Touristen besichtigt werden, war es bis ins 6. Jahrhundert nach Christus ein Ort grausamster Todeskämpfe. Der heutige Begriff der Arena leitet sich von dem lateinischen Wort „harena“ ab, was so viel wie „Sand“ bedeutet.

Stierkämpfe, wilde Bestien, Streitwagen; und ab und zu bekamen auch Cäsars Legionäre ein paar auf die Mütze. Asterix und Obelix thematisieren die römischen Spiele auf unterhaltsame Art, verharmlost und zugänglich für alle. Das Volk hat Spaß, die Menge grölt, während ein paar Halunken den Hintern versohlt bekommen. Im Wesentlichen ist das auch schon die kinderfreundliche Erklärung der römischen Spiele. Das Volk muss zufrieden sein, „Brot und Spiele“ für alle. Ist das Volk zufrieden, hat man freie Bahn zu herrschen.

Die munus, wie die Spiele genannt wurden, waren prinzipiell nichts neues. Kampf und Tod in der Arena gab es schon länger. Neu im römischen Wettkampf war jedoch, dass die Zuschauer nach dem Kampf das Recht hatten, über Leben und Tod der Akteure zu entscheiden. Diesem Urteil konnte sich jedoch nicht jeder stellen. Nur Gladiatoren konnten Gnade erwarten. Die anderen Hauptakteure, wie Kriegsgefangene, Piraten oder Verbrecher hatten weniger Glück. „Morituri te salutant.“ – Die Todgeweihten grüßen dich. So begrüßten die Unglücklichen den Leiter der Spiele, bevor sie sich in einem Akt der Selbstinszenierung gegenseitig töteten, verstümmelt wurden, oder als Tierfutter endeten. Jedenfalls konnten sie sich sicher sein, dass sie den nächsten Tag nicht erleben werden.

Den Gladiatoren ging es da schon deutlich besser. Was heute die gefeierten Fußballstars und Profiboxer sind, waren früher die Gladiatoren. Dabei waren sie häufig nicht ganz so athletisch und definiert wie wir sie aus aktuellen Hollywood-Produktionen kennen. Neuere Erkenntnisse über die Ernährung der Gladiatoren zeigen, dass manche versuchten, sich mit Hilfe eines Fettpolsters vor kleinen Verletzungen zu schützen. Die gleichzeitige Stärke und Masse der Gladiatoren war in ihrer speziellen Ernährung begründet. Sie waren im alten Rom häufig als „Getreideknirscher“ oder „Gerstenfresser“ bekannt, da sie sich fast ausschließlich von Getreide und Bohnen ernährten. Jeder Kämpfer absolvierte ein hartes tägliches Training. Da dieses Training einiges an Sesterzen kostete, war der Gladiator ein teures unterfangen. Ausrüstung, Training, Verpflegung und ärztliche Hilfe kosten viel Geld, und so waren die Gladiatoren die einzigen, die die Arena lebend verlassen durften. Per Handzeichen und Zurufe stimmten die Zuschauer über die Überlebenschancen des unterlegenen Kämpfers ab, der Spielleiter besiegelte dieses Schicksal durch seine Zustimmung.

So barbarisch und unzivilisiert die Kämpfe der Gladiatoren auch wirkten, so waren sie dennoch streng organisiert und folgten konkreten Richtlinien. Nicht jeder Gladiator durfte gegen jeden kämpfen. Im alten Rom unterschied man zwischen sechs verschiedenen Gladiatorentypen, dem Hoplomachus, dem Thrarex, dem Secutor, dem Murmillo, dem Retarius und dem Provocator. Jeder Typ zeichnete sich durch individuelle Ausrüstung und Waffen aus, die ihm sowohl Vor- und Nachteile verschafften. Zur Chancengleichheit durften also nur ähnlich starke Gladiatorentypen gegeneinander kämpfen.


 

Quellen

Axel Springer: Gladiatoren: So blutig mochten es nur die Römer (welt.de, 2017)

http://www.kayserstuhl.de/altertum_gladiatoren.htm

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