Bildnis eines greisen Römers

Zur Zeit der römischen Republik, die sich über den Zweitraum vom 6. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. erstreckte, wurde der Staat von ehrgeizigen Männern geleitet. Im privaten Bereich unterstanden alle Angehörigen eines Haushalts dem Urteil des pater familias, dem ältesten oder ranghöchsten Mann der Familie. Die Vertreter der reichsten Familien saßen im Senat, der die Geschicke des Staates lenkte. Politiker waren oft auch mächtige Feldherren, denen Rom seine rasche Expansion im Mittelmeergebiet verdankte.

Typisch für die Porträts der republikanischen Zeit sind die ausgeprägten Altersmerkmale und Kurzhaar-Frisuren. Mit der Betonung des Alters brachten sie Lebenserfahrung, Würde, Autorität und Weisheit von Politikern, Militärs und reichen Privatpersonen zum Ausdruck, Eigenschaften, die im Wertesystem der römischen Gesellschaft hochgeschätzt wurden.

Den Namen dieses Römers aus der Zeit der späten Republik kennen wir nicht. Das um 50 v. Chr. enstandene Bildnis zeigt einen greisen Mann mit mageren Gesichtszügen. Das Haupthaar liegt flach am Kopf an. Erfühlen Sie die kurzen und feinen Sichellocken? Auch die Ohren werden oben von diesen umrandet. 

Die knochige Partie um die Schläfen und die hohen Wangenknochen treten markant unter der von Falten durchzogenen Haut hervor. Besonders auffällig sind die beiden tiefen Falten, welche sich von den Nasenflügeln bis zu den stark eingefallenen Wangen erstrecken.

Von der Nasenwurzel bis zu den Schläfen umrahmen dünne, geritzte Brauen die Augen, welche tief in ihren Höhlen liegen.

Ertasten Sie nun die Nase. Sie hat einen leicht gebogenen Rücken und eine abgerundete Spitze. Der große Abstand zwischen ihr und dem Mund betont die lange Gesichtsform des alten Mannes. Deutlich tritt die vertikale Rinne hervor, welche von der Nase bis zur Mitte der Oberlippe reicht. Dünne, fest zusammengepresste Lippen bilden den Mund.

Zuletzt können Sie das kurze, zurückweichende Kinn erfühlen. Es schließt die unten immer schmaler werdende Gesichtsform ab.