Das Bild der Kunst in anderen Fächern
Leitung:
Prof. Dr. Ulf Abraham (Universität Bamberg)
Prof. Dr. Alexander Glas (Universität Passau)
Gegenstand der Sektionsarbeit ist das kunsthistorisch bedeutsame Bild in Schulfächern, die erfahrungsgemäß immer wieder an Bilder anknüpfen, damit aber andere Ziele verfolgen und andere Lehr-/Lernkonzepte verbinden als der Kunstunterricht. Die Sektion geht der Frage nach, ob und inwiefern über den Bildungswert der Begegnung mit kunsthistorisch bedeutsamen Bildern Konsens im Sinn eines überfachlichen Anliegens hergestellt werden kann, und fokussiert besonders solche Handlungs- und Vermittlungskontexte, die Bilder als orientierende und damit auch epistemologische Quelle betrachten, d. h. nicht nur illustratorisch oder im Sinn eines motivierenden Impulses gebrauchen.
Diskutiert und verglichen werden sollen die auf einen solchen Gebrauch bezogenen fachdidaktischen Diskurse, zunächst unabhängig davon, ob sie sich eher bildungstheoretisch („ästhetische/historische/literarische/ kulturelle Bildung“) oder eher kompetenztheoretisch (“visual literacy“) verstehen. Die Expert/innen der beteiligten Fächer liefern in einem ersten Schritt (in Leipzig) jeweils eine Selbstbeschreibung ihrer Fachdidaktik und eine entsprechende Einschätzung des Fachunterrichts von der zentralen Frage des fachspezifischen Bildgebrauchs aus. Basis dafür können neben fachdidaktischer Literatur Lehrpläne und fachliche Bildungsstandards sein, daneben aber auch exemplarische Lernaufgaben, wie sie in publizierten Unterrichtsmodellen greifbar sind. Interessante Einzelfragen sind dabei u. a., ob sich ein Bilderkanon erkennen lässt, der zur Vermittlung fachspezifischer Inhalte immer wieder genutzt wird; welche methodischen Wege im Sinn von Bildzugängen empfohlen oder überhaupt erwähnt werden, und welche Vorkommensweisen es jeweils fachspezifisch für Text-Bild-Symbiosen gibt (z. B. in Lesebüchern, Textanthologien, Lehrwerken für den Unterricht), wobei die Aufmerksamkeit auch den ‚kleinen‘ aufmerksamkeits- und interpretationssteuernden Textsorten gelten sollte (z. B. Bildunterschriften). Neben der fachspezifisch unterschiedlichen Wahrnehmung und Verwendung solcher Bilder im Unterricht, in denen die jeweilige Fachlichkeit des Unterrichts zum Ausdruck kommt, stehen vor allem auch Möglichkeiten fächerübergreifender Zusammenarbeit zu Diskussion: Wie werden, jenseits des Kunstunterrichts, in der Schule überhaupt Bildwahrnehmung und Bildverstehen fokussiert? Ist über fachliche Interessen am Bild hinaus, und in Verbindung mit ihnen, ein Bewusstsein davon erkennbar, dass es nicht nur einer Grundhaltung ästhetischer Wahrnehmung, sondern auch kulturellen Wissens bedarf, um Bilder (jeder Art) zu verstehen und zu deuten? Wird die beständige Funktionalisierung des Bildes in pädagogischen und didaktischen Kontexten kritisch reflektiert?
In einem zweiten Schritt (in München), der erst in Auswertung der Leipziger Sektionsarbeit genauer zu skizzieren sein wird, soll ein überfachlicher Bildungsauftrag herausgearbeitet werden, der grundsätzlich kunsthistorisch bedeutsamen Bildern in der Schule gilt, in ihren mannigfaltigen symbiotischen Verbindungen mit Texten (Fach- und Sachtexten, literarischen Texten): Fachdidaktiken, die sich traditionell eher als eigenständig (ihren je besonderen Fach- bzw. Bezugswissenschaften verpflichtet) fühlen, leisten doch auch einen Beitrag zur Wahrnehmung überfachlicher Bildungsaufgaben, unter denen die Fähigkeit zur Teilhabe an einer literalen Text- und Bildkultur als zentral betrachtet werden kann.
Kontakt:
Alexander Glas
Ulf Abraham