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Folge der Fruchtfolge

Das Geheimnis der Fruchtfolge

Durch die Covid-19-Pandemie waren die 20 freien Parzellen, die es in unserem Kleingartenverein im Frühjahr 2020 noch gab, in Windeseile verpachtet. Der Enge der Wohnung auf ein kleines Stück Grün entfliehen und mit den Händen durch die Erde wühlen – das hat viele besonders in der Zeit der Pandemie zum Gärtnern gelockt! Und aus dem Hobby kann schnell ein viel größeres Abenteuer werden, denn das eigene Gemüse auszusäen, beim Wachsen zu beobachten und zu ernten kann süchtig machen. Der Ehrgeiz ist geweckt, doch wer glaubt, dass man nur ein paar Samen in die Erde streut und wenige Monate später dicke Früchte nach Hause trägt, der wird erkennen, dass zum Gärtnern viel mehr Planung, Recherche, Geduld, Experimentierlust und auch ein bisschen Glück gehört. 

Dieser Beitrag zeigt dir, wie du dein Gartenabenteuer durch die richtige Beetnutzung und Bepflanzungsstrategie, kurz gesagt der Fruchtfolge nachhaltiger, bodenschonender und dennoch ertragreich gestalten kannst. Durch die Anwendung der Fruchtfolgeprinzipien können Pflanzenkrankheiten und der Schädlingsbefall minimiert und den Bedürfnissen der Pflanzen besser nachgekommen werden. Über eine Rotation der auf den Beeten angebauten Pflanzen über mehrere Jahre wird die Fruchtfolge realisiert, wobei die verschiedenen Ansprüche und Anbaupausen eingehalten werden können. Die Fruchtfolge blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die anfänglichen Systeme der Zwei-, Drei- oder Vierfelderwirtschaften wurden bis heute vielfach ausgearbeitet. Die Planung der Fruchtfolge ist also nicht ganz trivial, lohnt sich aber allemal!

Dies ist ein Bild des Gartens der Autorin.
Die Gemüsebeete unserer Gartenparzelle

Bedürfnisse der Pflanzen  

Der Nährstoffbedarf

Das Rotationsprinzip kommt der Tatsache zugute, dass nicht alle Pflanzen die gleichen Ansprüche an den Boden haben. Manche brauchen ganz bestimmte Nährstoffe und davon eine Menge, andere sind weniger wählerisch und wachsen auch auf nährstoffarmen Böden gut. So brauchen zum Beispiel Kartoffeln einen hohen Stickstoffgehalt im Boden. Um diesen zu erhalten, kann man auf verschiedene Weise düngen. Auch nachdem die Kartoffeln geerntet sind, ist immer noch ein Teil der Nährstoffe im Boden, jedoch nicht genug für eine weitere Kartoffelpflanzung an diesem Standort. Sollen Kartoffeln mehrere Jahre in Folge auf dem gleichen Beet wachsen, müsste der Boden für einen ausreichenden Stickstoff- und Nährstoffgehalt regelmäßig gedüngt werden. Mit einem geringeren Nährstoffgehalt im Boden kommt aber beispielsweise der Blattsalat gut zurecht. 

Zu sehen ist eine Tomatenrebe.
Starkzehrende Tomaten

Stark-, Mittel-, und Schwachzehrer

Einen Anbauplan für die Bepflanzung der Beete zu erstellen und dabei alle individuellen Nährstoffvorlieben und Bedürfnisse zu beachten, kann ein zeitintensives Unterfangen mit langwieriger Recherche darstellen. Doch das Konzept der Stark-, Mittel- und Schwachzehrer macht aus einem Haufen Pflanzen, die alle etwas anderes zu brauchen scheinen, drei Kategorien, in welche man die Pflanzen einordnen kann und vereinfacht die Erstellung eines Anbauplans damit ein wenig. Die starkzehrenden Pflanzen, wie zum Beispiel Kartoffeln und Tomaten, benötigen besonders viele Nährstoffe, Möhren als Mittelzehrer etwas weniger. Schwachzehrer wie Radieschen und Kräuter wachsen auch bei einem geringen Nährstoffgehalt im Boden noch gut. Wird das Prinzip der Stark-, Mittel- und Schwachzehrer verfolgt, sollte der Anbauplan für drei bis vier Jahre im Voraus erstellt werden: Im ersten Jahr wird auf dem Beet ein starkzehrendes Gemüse angepflanzt, im zweiten ein mittelzehrendes und im dritten Jahr ein schwachzehrendes. Im dritten Jahr oder vierten Jahr kann eine Gründüngung eingeschoben werden, bevor die Anbaurotation wieder mit einer starkzehrenden Pflanze von vorne beginnt. Eine Einteilung der Gemüse nach den drei Kategorien findest du auf Pflanzenjahr.de. Klicke auf das Banner, um das Prinzip der Stark,- Mittel- und Schwachzehrer verdeutlicht zu sehen!   

Dies ist eine Vorschauanimation zum Thema Stark-, Mittel- und Schwachzehrer.
Klicke auf das Banner für eine Animation des Dreijahreszyklus

Gründüngung

Nicht alle Pflanzen sind allein Nährstoffzehrer. Diejenigen, die zu den Nährstoffmehrern zählen, werden häufig für eine Gründüngung eingesetzt, da sie Nährstoffe im Boden anreichern. Die Pflanzen werden nicht „abgeerntet“, sondern in den Boden eingearbeitet. Dadurch hinterlassen sie mehr Pflanzenbiomasse, als gleichzeitig von Mikroorganismen abgebaut wird und fördern so die Bodenfruchtbarkeit und Humusbildung. Zusätzlich schützt die Bestellung der Anbaufläche im Gegensatz zum Brachliegen den Boden vor Erosion und Austrocknung. Gründüngungen können im Frühjahr als Vorkultur oder im Herbst als Nachsaat ausgesät werden. Zu den typischen Gründüngungspflanzen gehören Kleegras und Ackerbohne. 

Zu sehen ist ein Salatbeet.
Mittelzehrender Salat

Unverträglichkeiten, Anbaupausen und Vorfrucht

„Infolge der Bodenaktivität spielt die Unverträglichkeit eine umso geringere Rolle, je größer der Zeitraum zwischen dem Anbau von zwei unverträglichen Gemüsekulturen liegt.“

Kolb, Walter/ Müller-Haslach, Werner (2009): Nutzgärten. Das Fach- und Arbeitsbuch. Stuttgart

Wichtiger noch als die Einteilung der Gemüse in Stark-, Mittel-, und Schwachzehrer ist die Beachtung von Unverträglichkeiten zwischen Pflanzen sowie innerhalb und außerhalb der Pflanzenfamilien. Für den Anbauplan sollten also auch die Vorfruchtwirkung und die Anbaupausen beachtet werden. Die Vorfruchtwirkung beschreibt die Auswirkung der im Vorjahr auf dem Beet gewachsenen Pflanze auf die neu ausgesäte Pflanze – sowie positiver als auch negative Art. Eine positive Beeinflussung kann zum Beispiel durch eine Gründüngung erfolgen, negativ wirken sich zeitliche Überschneidungen, eine unvorteilhafte Hinterlassung des Bodens wie durch Wurzelausscheidungen und das Vorkommen von Krankheiten und Schädlingen aus. Die Unverträglichkeit mit sich selbst oder anderen Pflanzen der gleichen Pflanzenfamilie erfordert eine Anbaupause auf dem gleichen Feld. Diese Anbaupausen sind je nach Pflanzenfamilie unterschiedlich und richten sich (unter anderem) nach den Krankheiten und Schädlingen, die spezifisch diese Pflanzenfamilien bevorzugen.  Dadurch, dass bestimmte Pilzsporen und Schädlingseier im Boden überdauern können, sollten die Pausen so lange eingehalten werden, bis diese Überreste den von ihnen bevorzugten Pflanzen nicht mehr schaden können. Die Dauer der Anbaupausen je nach Pflanzenfamilie ist in der folgenden Infografik veranschaulicht.

Dies ist das Vorschaubild zur Infografik "Anbaupausen".
Klicke auf das Banner, um zur Infografik über die Anbaupausen zu gelangen.

Die Vorteile der Fruchtfolge

Reduzierter Einsatz von Düngemitteln

Durch die effektive Einhaltung der Fruchtfolge, welche den Nährstoffbedarf der Pflanze sowie das Angebot im Boden und die Nährstoffmehrung durch Gründüngung bedenkt, kann der Einsatz von Düngemitteln eingedämmt werden. So werden gute Erträge bei geringeren Kosten erzielt sowie eine Überdüngung mit Anreicherung von Stickstoff im Grundwasser und Gewässern vermieden. Diese Nitratbelastung des Grundwassers wirkt sich andernfalls negativ auf das Ökosystem der Meere aus. Besonders Kunstdünger und Gülle tragen zudem zur Luftverschmutzung bei.

Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Durch die Rotation im Rahmen der Fruchtfolge kann der Prädisposition der Gemüse gegenüber Krankheiten und Schädlingen, die sich im Boden festsetzen, entgegengewirkt. Ebenso wird eine Verunkrautung des Bodens vermindert. In einer Monokultur werden Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter häufig mit Pestiziden, Herbiziden, weiteren Pflanzenschutzmitteln sowie durch aufwendige, chemische Verfahren wie Bodenbegasung und Bodendämpfung bekämpft. Der häufige Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel stellt insofern ein Problem dar,  als dass sich Rückstände sowohl in Lebensmitteln finden als auch im Grundwasser anreichern. Des Weiteren führt der starke Einsatz von Pestiziden und Herbiziden zu einem Insekten- und Artensterben, wodurch die Biodiversität und die natürlichen Lebenskreisläufe allgemein abnehmen. Unter Anwendung der richtigen Fruchtfolge kann auf Pflanzenschutzmittel weitestgehend verzichtet werden. In Langzeitstudien über mehrere Jahre konnte belegt werden, dass dies eine Kostenersparnis bei hohen Erträgen gewährleistet.

Zu sehen ist ein Radieschenbeet.
Schwachzehrende Radieschen

Bodenschonung und Humusanreicherung 

Durch reduzierte Düngung und die Abwendung von anspruchsvollen Monokulturen wird der Boden nicht so stark ausgelaugt und beansprucht. Auch wird durch wechselnde Beanspruchung verschiedener Nährstoffe im Boden einer Erschöpfung dieser auf natürliche Art vorgebeugt. Hierbei muss auch die Bodenbearbeitung beachtet werden – so wird bei der Kartoffelpflanzung als Hackfrucht das Bodenleben regelmäßig gestört. Auf der anderen Seite kann durch die Gründüngung Humus angereichert werden. 

Autorin: Pauline Charlotte Schultz

Quellen

Kolb, Walter/ Müller-Haslach, Werner (2009): Nutzgärten. Das Fach- und Arbeitsbuch. Stuttgart

Richards, Huw (2021): Frische Ernte zum kleinen Preis. Tipps und Ideen für nachhaltiges Gärtnern. München

Bradley, Harriet (2020): Bedrohte Vielfalt – mit dem Artenschwund wird es ernst, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.26-27

Von der Decken, Henrike (2020): Artenvielfalt geht verloren, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.28-29

Neumeister, Lars (2020): Neue Ideen mit weniger Chemie, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.30-31

Rehmer, Christian/ Wenz, Katrin (2020): Wenn Äcker Wasser schützen, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.36-37

Frick, Rebekka/ Stolze, Matthias/ Willer, Helga (2020): Organisch und dynamisch, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.38-39

Moewius, Joyce/ von Mering, Friedhelm (2020): Bio im Aufschwung, in: Agrar-Atlas. Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft, 3. Auflage, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Le Monde Diplomatique, S.40-42

Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Die Fruchtfolge in der Landwirtschaft, 2020 [Website]. In: https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/die-fruchtfolge-in-der-landwirtschaft (Stand: 04.07.2021)

Redaktion Pflanzenforschung.de: Fruchtfolge, Jahr ohne Angabe [Website]. In: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/fruchtfolge-1521 (Stand: 04.07.2021)

Redaktion Spektrum: Fruchtfolge, Jahr ohne Angabe [Website]. In: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/fruchtfolge/5303 (Stand: 04.07.2021)

Diederich, Marie: Fruchtfolge erstellen, 2019 [Website]. In: https://www.wurzelwerk.net/2019/12/22/fruchtfolge-fruchtwechsel/ (Stand: 04.07.2021)

Klammer, Linda: Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer, 2018 [Website]. In: https://pflanzenjahr.de/2018/07/12/starkzehrer-mittelzehrer-und-schwachzehrer/ (Stand: 04.07.2021)

Plakat

Plakat zum Thema "Folge der Fruchtfolge"
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